Der FC Bayern sucht noch immer nach einem neuen Trainer. Sky Experte Didi Hamann macht FCB-Ehrenpräsident Uli Hoeneß in dieser Thematik keinen Vorwurf.
Wild, wilder, FC Bayern. Der deutsche Rekordmeister ist dieser Tage ein Schatten seiner selbst. Keine Meisterschaft in der Bundesliga, kein DFB-Pokal, kein Champions-League-Titel. Dazu herrscht auf Führungsebene blankes Chaos. Viele aktuelle und ehemalige Bosse mischen sich ein.
Die Münchner sprechen nicht mit einer Sprache. Das führte unter anderem dazu, dass der FCB Mitte Mai noch immer ohne Trainer für die neue Saison dasteht.
"Die haben sich in eine Position gebracht, wo der Trainer, dem gesagt wurde, dass er nicht gut genug ist, sie im Schwitzkasten hat und die Forderungen stellt, unter denen er da bleibt", sagte Didi Hamann am Sonntagabend bei Sky90 - die Fußballdebatte zur gescheiterten Sensationswende mit dem scheidenden Coach Thomas Tuchel und fügte noch an:
"Ich muss als Verein wissen, dass wenn ich ihn noch mal anfrage, dass er mindestens ein Jahr mehr mag - sonst macht das ja gar keinen Sinn." Nach Ansicht des Sky Experten mache "die ganze Bayern-Führung einen überforderten Eindruck".
Wer steht an vorderster Front? Wer trifft die wichtigen Entscheidungen? Die Gemengelage bei den sonst so selbstsicheren Bayern ist ungewohnt unübersichtlich.
Hamann sieht Hoeneß nicht in der Schuld
Vor allem schaltet sich Ehrenpräsident Uli Hoeneß in den vergangenen Wochen und Monaten immer häufiger öffentlich ein. Seine Aussagen trugen nicht gerade zur Besserung des Status quo an der Säbener Straße bei. Hamann vernehme seit Wochen und Monaten eine "Anti-Hoeneß-Stimmung", wonach die Leute dem Bayern-Patron die Schuld an der Misere rund um die vakante Trainerposition geben.
"Uli hat überhaupt keinen Einfluss, dass kein Trainer da ist. Das ist allein das Resultat der sportlichen Führung, die es nicht geschafft hat - aus irgendwelchen Gründen -, die Leute zu überzeugen", meinte der Ex-Profi, der sicher ist, dass Hoeneß Einfluss hätte, "aber er lässt die Leute machen".
Damit sind in erster Linie Sportvorstand Max Eberl, der erst seit März offiziell im Amt ist, und Sportdirektor Christoph Freund gemeint. Laut Hamann hätte Hoeneß "als Vater des FC Bayern - weil ohne Uli wäre der FC Bayern nicht da, wo er ist - [...] nicht nur das Recht, sondern dann hat er die Pflicht, etwas zu sagen".
Probleme eines Traditionsvereins
Des einen Leid ist des anderen Freud. Der ehemalige Funktionär Heribert Bruchhagen kann dem Chaos beim deutschen Rekordmeister etwas Gutes abgewinnen. "Jeder große Traditionsverein hat Krisen - hat Führungskrisen. Das kommt immer wieder mal vor. Meistens verbunden mit den sportlichen Erwartungen, die man nicht erfüllt hat. Und wenn der FC Bayern jetzt wirklich in einer strukturellen Krise ist, dann zeigt das einfach nur, dass der FC Bayern auch ein Traditionsverein ist", sagte Bruchhagen.
Heißt: Die Bayern sind gar nicht so übermächtig und unzerbrechlich, wie es in den vergangenen Dekaden den Anschein hatte.
Bruchhagen weiter: "Der FC Bayern erlebt jetzt eben etwas, was er zehn Jahre nicht erlebt hat. Das finde ich ganz normal. Sie werden sich da rauskämpfen. Sie werden eine Lösung finden müssen. Und sie müssen Entscheidungen treffen - mit dem Trainer beginnt es. Aber sie müssen auch innerstrukturell an sich arbeiten und das wissen auch die Verantwortlichen."
Keine Einheit bei den Bayern
Alles in allem herrscht bei den Bayern momentan Uneinigkeit. "Es ist gerade so, dass jeder gegen jeden kämpft. Da ist keine Einheit. Da wird nicht mit einer Stimme gesprochen. Jeder versucht, seinen eigenen Vorteil herauszuziehen. Jeder versucht, seine Eitelkeiten zu befriedigen", fasste Hamann die aktuelle Lage beim FC Bayern zusammen.
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