Der HSV ist fast perfekt in das Jahr nach dem verpassten Aufstieg gestartet. Leichte Anlaufschwierigkeiten zum Auftakt daheim gegen Darmstadt. Seit dem läuft's - und dafür gibt's Gründe.
Die Kaderplanung
Ex-Sportvorstand Ralf Becker hat frühzeitig zweigleisig strukturiert, wichtige Deals bereits zum Abschluss oder zur Abschlussreife gebracht. Nachfolger Jonas Boldt hat das Becker-Konzept gemeinsam mit Sportdirektor Michael Mutzel fortgeführt und verfeinert.
Der Kern des Kaders stand früh. Die späten Ergänzungen passen, steigern die Breite in der Spitze (Harnik). Für Papadopoulos und Wood fanden sich keine Abnehmer - nachvollziehbar bei deren üppigen Gehältern. Unzufriedene Stressfaktoren? Auf jeden Fall eine Aufgabe für den zweiten zentralen Erfolgsfaktor - Dieter Hecking.
Der Trainer
Die Jatta-Wochen waren ein echter Stresstest für die neugestaltete Chef-Etage der Hamburger. Hecking blieb cool, stets sachlich und stand genau wie der gesamte Klub wie eine Wand hinter dem Gambier. Der HSV hat in den vergangenen Jahren zu oft - mal fahrlässig, mal unverschuldet - für absurde Ungereimtheiten gesorgt.
Einige Trainer haben über den äußeren und inneren Druck, der in solchen Situationen auf dem Klub lastet, den Überblick verloren. Hecking wurde auch verpflichtet, weil er über Jahre ein stabiles Nervenkostüm nachgewiesen hat. Zudem hat er fußballerische Balance in den Kader implantiert. Die Abwehr steht, die Offensive ist bislang kreativ und torgefährlich.
Die Fans
Auch die Hamburger Anhänger haben die Enttäuschung über den Nichtaufstieg abgestreift. Gegen Hannover waren 54.000 im Volkspark. Der Moment, als Bakery Jatta traf, war ein Beleg für das straffe Band, das trotz der erheblichen Belastungsproben der vergangenen Jahre zwischen Klub und Fans besteht.
Der Riesen-Tanker HSV ist im Unterschied zur abgelaufenen Rückrunde in der richtigen Richtung unterwegs. Und wenn das erstmal der Fall ist, ist er schwer zu stoppen. In die eine genauso wie in die andere Richtung.