Ein bisschen zu früh und ein bisschen zu laut - ein Kommentar zur Situation beim FC St. Pauli

Der FC St. Pauli steckt in der Krise. Ein Kommentar von Sky Sport Reporter Sven Töllner.

Von Sven Töllner, Sky Sport Reporter @Sky_SvenT

Image: Sky Sport Reporter Sven Töllner (r.) blickt auf die aktuelle Situation beim FC St. Pauli.

Die Kiezkicker haben die letzten acht Bundesligaspiele verloren. Mittlerweile ist das Team von Trainer Alexander Blessin auf Platz 16 abgerutscht und steckt mitten im Abstiegskampf. Eine Situation, die die wenigsten nach dem starken Saisonstart prognostiziert hatten.

Es war eine These, hinter der sich sämtliche Experten-Sparten vereint hatten - die ausgewiesenen und die selbsternannten, die taktisch-nerdig geprägten und auch die, die es einfach so im Gefühl hatten, waren sich allesamt sicher: Mit dem Abstieg wird der FC St. Pauli in dieser Saison nichts zu tun haben.

Starkem Saisonstart folgt Leistungseinbruch

Willensstarker Remis-Start daheim gegen den BVB, Stadt-Macht-Demonstration gegen den HSV, ein cooler und auch etwas glücklicher Dreier gegen Augsburg. Sieben Punkte, Euro-Kurs - die Nummer eins der Stadt sind wir. Gerechtfertigte Euphorie, befeuert durch feiernde Fans und fragende Reporter. Alles in allem vielleicht ein bisschen zu früh und ein bisschen zu laut.

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Nicht jeder war gewillt, Mahnern wie Hauke Wahl aufmerksam zuzuhören. Ab in die Spaßbremsen-Ecke mit dem! Der routinierte Abwehrmann ist aber ein sehr klar denkender Pragmatiker - ausgestattet mit einem realistischen Blick auf die Dinge. Ganz sicher nicht der einzige seiner Art im Millerntor-Kosmos, aber die brutale Fehlentwicklung in den vergangenen acht Spielen befeuert die Befürchtung, dass zu viele Bestandteile des St. Pauli-Systems im Überschwang der Begeisterung die Basics nicht mehr konzentriert genug abrufen.

Rückendeckung für Blessin ist wasserdicht

Ein paar unglücklichen Niederlagen nach guten Leistungen folgen mittlerweile eine nennenswerte Anzahl schwacher Auftritte, in denen das Team von Alexander Blessin beim besten Willen keine Punkte verdient gehabt hatte. Zuletzt gegen Union Berlin war die Niederlage sicher unnötig - aber mit einem solchen Mannschaftsauftritt ein Bundesliga-Spiel zu gewinnen, kann nur mit sehr viel Glück oder herausragender individueller Klasse gelingen. Beides führen die Kiez-Kicker derzeit nicht in ihrem Sortiment.

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Acht aufeinanderfolgende Pleiten - das ist Vereins-Rekord. Nach einer Neun-Pleiten-Serie ist es bislang noch keinem Klub gelungen die Klasse zu halten. Es braucht also dringend einen Ruck! Oder einen Trainer-Wechsel? Die Rückendeckung für Blessin ist wasserdicht. Mit Andreas Bornemann hat der Coach des FC St. Pauli einen Vorgesetzten, der sich von öffentlichem Geflacker noch nie treiben lassen hat. Gegenüber Sky Sport bekräftigte der Sport-Boss nach dem demoralisierenden 0:1 gegen Union das Vertrauen in seinen Trainer. Zumindest mal bis zum kommenden Spiel. Statistisch riskant - denn die Reise geht zu den Bayern. Da droht der neunte Niederschlag ensuite.

St. Paulis Geschäftsführer Sport Andreas Bornemann spricht Trainer Alexander Blessin trotz der achten Liga-Pleite am Stück eine Job-Garantie aus und will mit ihm und seinem Trainerteam weitermachen.

Keiner rechnet mit einem St. Pauli-Erfolg in München

Einen neuen Trainer - also einen Blessin-Ablöser - in seinem Premieren-Auftritt in die Allianz Arena zu nötigen, wirkt ebenfalls nicht wie die beste aller Ideen. Der FC St. Pauli wird das Spiel in München in der aktuellen Konstellation anpacken - manche würden womöglich sagen: es über sich ergehen lassen!

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Auch in diesem Fall sind aus den unterschiedlichen Experten-Gilden bislang keine abweichenden Einschätzungen öffentlich geworden: Mit einem St. Pauli-Erfolg in München rechnet keiner. Welche Auswirkungen das Ergebnis der Partie zwischen dem designierten Deutschen Meister und dem derzeitigen Tabellen-16. für die Hamburger Protagonisten - insbesondere Blessin - haben wird, dürfte dann in der kommenden Woche Gegenstand der klubinternen Experten-Debatte sein.

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