Der DFB will Bayern-Talent Aleksandar Pavlovic langsam an die A-Nationalmannschaft heranführen. Sky Reporter Kerry Hau findet, dass nichts gegen eine frühere Nominierung spricht.
Etwas mehr als drei Monate bis zur Heim-EM. Etwas mehr als drei Monate für Julian Nagelsmann, einen geeigneten und ausgewogenen Kader zusammenzustellen. Mit Aleksandar Pavlovic? Aller Voraussicht nach nicht. Der Shootingstar des FC Bayern soll zunächst für die U21 nominiert und nach dem Turnier schrittweise an die A-Nationalmannschaft herangeführt werden, sofern er seine aktuellen Leistungen in München weiterhin bestätigt - so der Plan des DFB.
Klingt und ist auch vernünftig. Geht es nach dem Leistungsprinzip, spricht jedoch nichts dagegen, ihm einen schnelleren Aufstieg ins Nagelsmann-Team zu ermöglichen. Der 19-Jährige verleiht dem Bayern-Mittelfeld auf hohem Niveau - zuletzt auch im Achtelfinale der Champions League gegen Lazio Rom - Struktur, Stabilität und Ruhe. Warum sollte er es nicht auch mit dem DFB-Adler auf der Brust an der Seite von Routiniers wie Toni Kroos oder Ilkay Gündogan können?
Es besteht kein Zweifel an der Qualität von Pavlovic
Ja, es ist seine erste Profi-Saison. Und ja, er hat auch schon in der einen oder anderen Situation Lehrgeld gezahlt. Aber es besteht kein Zweifel an seiner Qualität, seiner Mentalität und der Aussicht, dass er in den kommenden Jahren eine zentrale Stütze in München und im Nationalteam werden kann. Es wäre eine mutige und erfrischende Entscheidung, ihn sich zumindest bei der anstehenden Länderspielpause aus nächster Nähe im Training anzusehen und ins Kader-Casting aufzunehmen.
Nagelsmann sollte sich ein Beispiel an Joachim Löw nehmen, der 2021 den völlig unerfahrenen Jamal Musiala im Alter von 18 Jahren mit zur EM nahm - nicht als Stamm-, sondern als Ergänzungsspieler, als Option für die Kaderbreite. Ein Mitgrund für die Nominierung damals: die Bemühungen des englischen Verbands, für den Musiala im Juniorenbereich spielte. Pavlovic wird nun ebenfalls vom serbischen Verband umworben - eine riskante Situation. Der DFB darf sich nach den Entwicklungen in den vergangenen Jahren nicht noch mehr Talente entgehen lassen!
Pavlovic ist gut genug für die A-Nationalmannschaft
Am Montag gab Can Uzun vom 1. FC Nürnberg im Interview mit Sky bekannt, künftig für die Türkei statt für Deutschland spielen zu wollen. Während ihm der Coach der Türkei, Vincenzo Montella, eine sofortige Nominierung und die Chance auf einen Kaderplatz bei der EM im Sommer versprach, konnte der DFB dem 18-Jährigen erstmal nur einen Platz in der U21 in Aussicht stellen.
Das Sportliche war am Ende nicht der ausschlaggebende Faktor bei seiner Entscheidung, Uzun hörte nach eigenen Angaben vor allem auf sein "Herz" - doch es ist auffällig und bedenklich, wie viele spannende Nachwuchskicker mit Doppel-Staatsbürgerschaften in den vergangenen Jahren vom DFB falsch eingeschätzt, nicht wirklich berücksichtigt oder zum Teil sogar komplett ignoriert wurden. Kenan Yildiz (18/Juventus Turin/Türkei), Lazar Samardzic (22/Udinese Calcio/Serbien) oder Malik Tillman (22/vom FC Bayern an PSV Eindhoven ausgeliehen/USA) sind weitere prominente Beispiele.
So etwas sollte dem DFB nicht auch noch mit Pavlovic passieren! Es gibt nicht Jung oder Alt, es gibt nur gut oder schlecht. Und Pavlovic ist gut. Gut genug für den FC Bayern, gut genug für die A-Nationalmannschaft. Zumal es in einem 23-Mann-Kader - gerade bei einem Turnier - nicht nur die alten Hasen benötigt, die ein Team führen, sondern auch die jungen Wilden, die mit Frische und Unbekümmertheit zu Werke gehen und für jede Minute auf dem Rasen alles geben.
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