David Abraham absolviert am Sonntag gegen Schalke (ab 17.30 Uhr live und exklusiv auf Sky Sport Bundesliga 1) sein letztes Spiel für die Eintracht und kehrt in seine argentinische Heimat zurück. Damit verliert Frankfurt und die Bundesliga einen großen Kämpfer und Anführer.
Der 34-Jährige kann es selbst noch nicht glauben, "dass das Spiel gegen Schalke mein Karriereende sein soll", so David Abraham vor seinem letzten Bundesliga-Einsatz. Der Eintracht-Kapitän verlässt den Verein und kehrt in seine Heimat Argentinien zurück.
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Der Kämpfer, der seit 2015 die Schuhe für die Eintracht gebunden hat, macht Schluss und hinterlässt eine große Lücke in der Mannschaft. "Ich habe ihn als sehr empathischen Menschen kennengelernt, der immer für die Mannschaft da war", spricht Trainer Adi Hütter zum Abschied über den Innenverteidiger. "Wir verlieren sportlich wie menschlich eine absolute Größe."
Ob sein designierter Nachfolger Tuta, der mit seinen 21 Jahren in große Fußstapfen tritt, den Anforderungen gerecht wird, wird sich zeigen. Hütter selbst habe Vertrauen in den Brasilianer. "Er wird in jedem Training besser."
Abraham mit Emotionalität & Mentalität auf dem Spielfeld
Seit seinem Wechsel von der TSG Hoffenheim zur Eintracht war der kantige Verteidiger in der Abwehr gesetzt und hat sich unverzichtbar gemacht: In 177 Spielen und 15.131 Spielminuten (Quelle: transfermarkt.de) hat sich Abraham voll rein geworfen. Auch wenn der Anfang nicht ganz leicht war, wie Makoto Hasebe schmunzelnd erzählt: "Wir haben in demselben Haus gewohnt und er hatte keine Ahnung, wie die Heizung funktioniert. Da bin ich zu ihm hochgegangen, und habe die Einstellungen gemacht."
Wie unverzichtbar und wichtig er ist, zeigte er auch bereits bei der TSG. Hoffenheim musste im Jahr 2013 in die Relegation gegen Kaiserslautern. Auch dank des Tores von David Abraham blieb der Verein erstklassig. TSG-Manager Alexander Rosen erinnert sich: "Ein extrem wichtiges Tor, das er für uns gemacht hat im Relegationsrückspiel gegen Kaiserslautern. Sonst wäre die Geschichte der TSG Hoffenheim in den letzten Jahren vielleicht gar nicht so gegangen, wie sie gegangen ist", so Rosen am Sky Mikro.
Auf dem Platz hingegen war der unermüdliche Arbeiter in seinem Element und hat selten Hilfe gebraucht, musste eher in seinem Elan gebremst werden. "David hat fünfeinhalb Jahre für uns die Knochen hingehalten", weiß auch Trainer Hütter. "Ich habe selten einen Spieler gesehen, der so eine Mentalität mitbringt."
Abraham gehen beim Streich-Tackling die Nerven durch
Diese überbrodelnde Mentalität ging Mitte November 2019 mit dem Südamerikaner durch, als er im Bundesligaspiel gegen Freiburg SC-Coach Christian Streich in der Nachspielzeit umgeworfen hatte und danach folgerichtig mit Rot vom Platz flog. Danach wurde er sieben Wochen gesperrt und musste 25.000 Euro Strafe zahlen, die er so akzeptierte. Bereits kurz nach dem Aussetzer entschuldigte sich der Spieler "in aller Form" bei dem Bundesliga-Trainer, die dieser akzeptierte.
Angesprochen auf den Zwischenfall, antwortet Streich mit emotionalen Worten: "An dem Tag ist er ziemlich weit darüber hinausgeschossen. Als ich am Boden lag, gab es nur einen Gedanken: Retten, was zu retten ist, damit das ja nicht in den Medien explodiert und den großen Streit gibt. Und das ist uns super gut gelungen. Wir haben es geschafft, etwas zu deeskalieren", so der Breisgauer, "Wir haben es richtig gut gemacht und da schließe ich mich auch mit ein." Allerdings betonte Streich auch, dass der Vorfall an sich nicht zu schmälern ist und so nicht passieren darf.
"Großartiger Fußballer und Mensch" hört auf
Hört man sich - abgesehen von diesem Vorfall - im Umfeld des Spielführers um, gibt es nur Worte des Lobes für den Routinier: "Wenn er sein letztes Spiel für uns machen wird, werden mir auch die Tränen in den Augen stehen. Weil für mich geht nicht nur ein großartiger Fußballer, sondern auch ein großartiger Mensch", erklärt Teamkollege Timothy Chandler gegenüber Eintracht TV. Sein Trainer wünscht seinem langjährigen Kapitän, "dass er nochmal allen zeigt, welche Klasse er hat."
Seine Klasse hat Abraham nicht nur in seinen fünfeinhalb Jahren bei der Eintracht gezeigt, schließlich war er mit seinen Leistungen, seinem Siegeswillen und Kampfgeist mit für den Höhenflug der Adler verantwortlich, der in der Saison 2017/18 im Gewinn des DFB-Pokals gipfelte. Auch bei der TSG hat der Argentinier Spuren hinterlassen. "Er war nur sehr kurz hier, aber er hat Eindruck hinterlassen. David, die Tür bei Hoffenheim ist immer offen für dich", sagte TSG-Manager Rosen.
Am Mittwoch trifft Frankfurt auf den SC Freiburg. Das Wiedersehen mit Streich verpasst Abraham also - was der SC-Trainer bedauert. "Ich freue mich, dass er heimgehen kann. Aber ich hätte mich auch gefreut, wenn ich ihn am Mittwoch nochmal zu einer Fußball-Schlacht auf dem Feld gesehen hätte. Ich wünsche ihm alles Gute."
Wenn Abraham am Sonntag zum letzten Mal für die Eintracht aufläuft, wird er auch das letzte Mal die Kapitänsbinde tragen. Frankfurt verliert nicht nur ihren Kapitän, sondern auch ihren stärksten Anführer und Kämpfer.