Eintracht News: Jovic zurück zur Eintracht - der Transfer im Check
Die Rückkehr eines Büffels: Frankfurts Jovic-Coup im Check
Von Max Brand
Spätestens seit Dienstag ist klar: Luka Jovic wird, erfolgreicher Medizincheck vorausgesetzt, für ein halbes Jahr zur Eintracht zurückkehren. Sky Sport ordnet den Transfer ein.
Die Frankfurter Fans schauen sicherlich gerne auf die Zeit zurück, als man in Deutschlands Finanzhauptstadt nicht nur von Bullen und Bären gesprochen hat, sondern auch von Büffeln. Denn das war die Zeit, als Ante Rebic, Sebastien Haller, Filip Kostic und Luka Jovic im europäischen Fußball für Furore gesorgt haben.
Die beiden letztgenannten Profis könnten schon in dieser Woche wieder gemeinsam für Frankfurt auflaufen. Besteht Luka Jovic den Medizincheck, dann wechselt er per Leihgeschäft bis Ende dieser Saison zurück nach Frankfurt. Dort soll er die Offensive stärken, die nach dem plötzlichen Abgang von Bas Dost nach Brügge ziemlich ausgedünnt schien.
Doch macht der Transfer überhaupt Sinn? Schließlich verdient Jovic für Eintracht-Verhältnisse ziemlich viel Geld. Zudem ist Andre Silva, aktuell als drittbester Bundesliga-Stürmer hinter Lewandowski und Haaland, in Top-Form. Und kann Jovic in seiner aktuellen Verfassung überhaupt helfen? Sky Sport nimmt die Leihgabe unter die Lupe.
Und es beginnt bei der wohl wichtigsten Voraussetzung für einen Transfer: der körperlichen Verfassung. Hinter dem aktuellen physischen Zustand steht ein kleines Fragezeichen, dass durch den Medizincheck noch ausgeräumt werden muss.
Jovic hat sein letztes Pflichtspiel für Real Madrid Anfang November absolviert. Danach fehlte er aufgrund von Verletzungen und einer Corona-Infektion. Auch am vergangenen Wochenende fehlte Jovic verletzt. Obwohl er zuletzt auch regelmäßig im Kader stand, kam er unter Real-Coach Zinedine Zidane nicht zum Einsatz. Zu Buche stehen nur vier Einsätze in der Liga und einer in der Champions League. Sein letztes Tor erzielte er vor fast einem Jahr, im Februar 2020 gegen Osasuna.
"Win-Win-Situation" für alle Beteiligten
Jovic' Bilanz in Frankfurt dagegen kann sich sehen lassen. In 75 Pflichtspielen erzielte er 36 Tore und bereitete acht weitere Tore vor. Besonders in Erinnerung dürfte den Fans der Fünferpack des Angreifers gegen Fortuna Düsseldorf aus dem Oktober 2018 sein. An diese Zeiten soll er nach seiner schwierigen Zeit bei Real wieder anknüpfen. Das erhoffen sich auch die Madrilenen, die bei dem Leihgeschäft den Großteil der finanziellen Ausgaben tragen.
In Madrid glaubt man immer noch, dass Jovic zu alter Form zurückfinden und dadurch auch Real verstärken kann. Damit er nicht gänzlich zum Transfer-Flop (Jovic wechselte für circa 60 Millionen Euro zu Real) wird, soll er bei Frankfurt Selbstvertrauen und Erfahrung für einen zweiten Anlauf sammeln. Sky Reporter Alexander Bonengel nennt das eine "Win-Win-Situation". Frankfurt gewinnt für wenig Geld (Real übernimmt große Teile des Gehalts) viel Qualität hinzu und Real gibt Jovic die Chance, woanders unter guten Wettkampfbedingungen zu alter Form zu finden.
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Jovic muss sich heranarbeiten
Dem Serben dürfte also die Spielpraxis fehlen, die er sich erst wieder erspielen muss. Deshalb vermutet Bonengel: "Er wird erstmal Anlaufzeit brauchen. Es wird sich in den ersten Wochen nichts ändern. Die Rolle von Silva als einzige Sturmspitze wird erstmal so bleiben. Aber je mehr Zeit ins Land geht, desto mehr wird natürlich die Forderung nach Jovic laut." Dafür müsste es dann jedoch Anpassungen im System geben.
Also nur Silva? Nur Jovic? Oder doch beide zusammen? Wie wird Adi Hütter seinen Angriff künftig zusammenstellen? Was feststeht: Obwohl Frankfurt aufgrund des Ausscheidens im DFB-Pokal und der verpassten Europapokal-Qualifikation nur in der Bundesliga aktiv ist, wird Adi Hütter froh sein, dass er Andre Silva immer mal wieder entlasten kann. Denn der dürfte erstmal vorne gesetzt sein.
Unzufriedenheit oder Konkurrenzkampf?
Sollten beide jedoch zusammen auflaufen, stellt sich die Frage, ob Silva und Jovic harmonieren und wie lange sie brauchen, um sich aneinander zu gewöhnen. Dann aber müsste Hütter einen der Spieler rausnehmen, die aktuell gut unterwegs sind. Das kann einerseits zu Unzufriedenheit im Kader führen, wenn es einen bestimmten Spieler besonders hart trifft, es kann aber auch andererseits die Konkurrenz beleben und zu Entlastungen sowie zu Leistungssteigerungen führen.
Egal, ob Jovic vorne mit oder ohne Andre Silva spielt, Sky Reporter Bonengel betont: "Jovic hat spielerisch einiges zu bieten, vor allem an Tempo. Davon kann Adi Hütter nicht genug von kriegen." Hinzu kommt die physische Präsenz, mit der Jovic und Silva den "Büffel"-Mythos neu aufleben lassen können.
Ebenfalls viel Tempo bringt Kostic ins Spiel. Der hat mit Jovic schon zu alten "Büffel"-Zeiten zusammengespielt und kennt ihn aus der serbischen Nationalmannschaft. Das dürfte dem 23-Jährigen bei der Wiedereingliederung helfen. Auch, dass er große Teile des alten Teams vorfindet, ist ein Vorteil und kann die Eingewöhnung beschleunigen.
"Paradestück" von Bobic
Macht die Rückkehr also Sinn? Laut Bonengel schon: "Ja, die Not bei Frankfurt war schon da, einen Back-up für Silva zu haben. Ein weiterer Stürmer war ganz klar der Plan." Und auch, wenn Jovic nicht als klassischer Ersatz für Silva einzuordnen ist, konnte die Eintracht mit ihrem ehemaligen Top-Stürmer zumindest bis zum Sommer eine Ergänzung oder einen Partner holen. "Man kann auch festhalten, das Fredi Bobic da einen sehr, sehr guten Job gemacht hat. Real hätte Jovic auch woanders unterbringen können. Dass es wieder Frankfurt geworden ist, ist ein Paradestück des Managers gewesen."
Wenn Jovic auch nur annähernd zu der Stärke zurückfindet, die ihn bei seinem ersten Frankfurter Halt ausgemacht haben, dann wird er der Eintracht in jedem Fall weiterhelfen können.