Im Prozess um den Bomben-Anschlag auf die Profis von Borussia Dortmund vom 11. Juli 2017 waren am Montag Pierre Emerick Aubameyang und Mannschaftskollege Marc Bartra vor dem Landgericht Dortmund als Zeugen geladen. Doch der Gabuner fehlte wegen Krankheit.
Aubameyang hütete offenbar mit Fieber das Bett und war auf Anweisung des Arztes der Gerichtsverhandlung ferngeblieben. Der Stürmer steht vor einem Wechsel zum FC Arsenal.
Aubameyang hatte eine ärztliche Bescheinigung vorgelegt "wonach es Herrn Aubameyang aus medizinischen Gründen nicht möglich sei, zu erscheinen. Es wurde dort auch von Verhandlungsunfähigkeit gesprochen", wie ein Sprecher des Gerichts erklärte. Doch offensichtlich ist der Fall damit noch nicht erledigt. Das Gericht will den Fall gründlich prüfen: "Was sich jetzt für die Kammer daraus ergibt, wird die Kammer am heutigen Tage beraten. Die Staatsanwaltschaft hat bereits angekündigt, entsprechende Rechtsmittel zu beantragen. Und sollte ein Antrag heute noch gestellt werden, würde die Kammer diesen auch am heutigen Tage noch bescheiden."
Bartra (27) ließ im Saal 130 des Dortmunder Landgerichts um 10.15 Uhr zunächst eine Erklärung verlesen und beantwortete anschließend mit Hilfe einer Übersetzerin Nachfragen von Staatsanwaltschaft und Verteidigung. "Der Anschlag hat mein Leben verändert", erklärte Bartra.
Bartras Anwalt schilderte vor der Presse die Gemütslage seines Mandanten: "Ihm ist es offensichtlich schwer gefallen. Das ist auch nachvollziehbar. Das kann ich gut verstehen. Es war eine für ihn extrem belastende Lebenssituation, die er da durchgemacht hat - und auch der heutige Tag war nicht schön für ihn."
Die Staatsanwaltschaft wirft Sergej W. versuchten Mord in 28 Fällen, das Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion und schwere Körperverletzung in zwei Fällen vor. Der spanische BVB-Innenverteidiger Marc Bartra hatte einen Armbruch und Fremdkörpereinsprengungen erlitten, ein begleitender Polizist ein Knalltrauma. Bartra erklärte am vierten Prozesstag: "Ich bin froh, noch am Leben zu sein."
Motiv: Habgier
Der Angeklagte W. hatte bereits gestanden, neben dem BVB-Bus vor der Abfahrt zum Hinspiel im Champions-League-Viertelfinale gegen den AS Monaco drei Sprengsätze gezündet zu haben. Dies sei allerdings ohne Tötungsabsicht geschehen.
Der Dortmunder Mannschaftsbus hatte das Hotel l'Arrivee am 11. April 2017 gerade Richtung Stadion für das Champions-League-Heimspiel gegen AS Monaco verlassen, als um 19.16 Uhr in einer Hecke drei Sprengsätze detonierten. In der Anklage heißt es: "Die fernzündbaren Sprengsätze sollen jeweils mit (...) einer Wasserstoffperoxid-Brennstoff-Mischung sowie mindestens 65 in Epoxidharz eingeschlossenen Metallbolzen mit einem Durchmesser von 6 mm und einer Länge von 74 mm (...) bestückt gewesen sein." Einer der Bolzen schlug in Bartras Kopfstütze ein.
Das Motiv soll Habgier gewesen sein. Mutmaßlich wollte Sergej W. mit kreditfinanzierten Put-Optionen nach seiner Tat am sinkenden Kurs der BVB-Aktie verdienen. Laut Staatsanwaltschaft hätte er rund eine halbe Million Euro Gewinn erzielen können.