Erfahrungsbericht im Celtic Park in Glasgow

In kaum einem Stadion ist die Stimmung so gut wie im Celtic Park. Gänsehaut ist beim schottischen Rekordmeister garantiert.

Von Robert Gherda,

Image: Fans im Celtic Park peitschen ihr Team besonders nach vorne.

Wenn der FC Bayern am heutigen Mittwoch in der Champions League bei Celtic Glasgow antritt, erwartet die Münchner eine stimmungsvolle Kulisse. Die Stimmung im Paradise ist derart speziell, dass Sky Redakteur Robert Gherda Gänsehaut bekommt, wenn er an seinen ersten Besuch zurückdenkt.

Der 20. Februar 2008 ist ein Tag, den ich wohl nie vergessen werde. Ich führte zu der Zeit eine Umfrage für meine Magisterarbeit im schottischen Edinburgh durch und besuchte einen meiner besten Freunde. Als dieser mich mit zwei Tickets für das Spiel Celtic Glasgow gegen den FC Barcelona überraschte, war ich begeistert. Schließlich hatte ich bereits seit Anfang der 90er Jahre, als Spieler wie Pep Guardiola, Hristo Stoichkov, Michael Laudrup für Barca spielten, ein Faible für die Katalanen und freute mich auf das Duell.

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Vorfreude auf Messi & Co.

Ich würde Spieler wie Ronaldinho, Thierry Henry, Xavi, Yaya Toure, Andres Iniesta oder Lionel Messi endlich live erleben können. Über die Stimmung im Paradise hatte ich auch schon Positives gehört, aber meine Vorfreude bezog sich einzig und allein auf die Barca-Stars.

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Dies sollte sich im Laufe des Abends aber noch ändern. Bereits auf dem Weg zum Stadion merkte ich, dass es kein gewöhnlicher Stadionbesuch werden würde. Ich war zuvor schon in zahlreichen Bundesliga-Stadien gewesen und auf der Insel erlebte ich unter anderem Anfield und Highbury - das alte Stadion des FC Arsenal. Doch das hier in Glasgow fühlte sich anders an.

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Schunkelnde Celtic-Fans feierten ihre Bhoys - und vielleicht auch ein wenig sich selbst - mit dem ein oder anderen Bierchen, vor allem aber mit lautstarken Gesängen in feinstem Schottisch. Spätestens als mein Kumpel und ich rund eine Stunde vor Spielbeginn den grün leuchtenden Fußball-Tempel erblickten, wussten wir: 'Ja, das wird wahrscheinlich ziemlich episch heute.'

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You'll never walk alone wie nirgends sonst

Wir sollten recht behalten. Nach kurzem Security-Check fanden wir den Weg in den Gästeblock und schauten erst einmal durch das altehrwürdige Rund. Wir sahen knapp 60.000 in Grün und Weiß gekleidete und gut gelaunte Schotten, die laut aufschrien, als die Celtic-Spieler den Rasen betraten. Selbst die Barca-Stars, die kurz zuvor schon aus den Katakomben kamen, blickten sich beeindruckt um.

Image: Der Besuch im Celtic Park gegen Barcelona bleibt Sky Redakteur auch heute noch in Erinnerung.

Völlig eskalierte es dann kurz vor Spielbeginn. Erst eine tolle Choreo, als der komplette Fanblock zur irischen Flagge wurde und dann stimmten die Celtic-Fans You'll never walk alone an. Die Schlachtenbummler sangen den Kultsong mit einer derartigen Inbrunst, wie man es selbst in Dortmund und Liverpool nicht einmal ansatzweise hinbekommt. Messi und Co. waren mir zu dem Zeitpunkt übrigens relativ egal, mein Kumpel und ich starrten vielmehr mit geöffneten Mündern nur durch das Paradise und saugten die Atmosphäre auf.

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Als das Spiel begann, übernahm Barca schnell die Spielkontrolle, doch auch Celtic zeigte, dass man zurecht im Achtelfinale der Königsklasse stand. Angetrieben vom agilen Publikumsliebling Aiden McGeady konterten die Schotten clever und gingen nach gut einer Viertelstunde sogar durch Jan Vennegoor of Hesselink in Führung. Der Jubel war atemberaubend und verstummte nur kurz, als Messi nur zwei Minuten später ausglich.

Gänsehaut bis zum Schluss

Nach wenigen Minuten stimmten die einheimischen Fans nämlich ihre Melodien erneut an und konnten kurz vor der Pause nach einem Treffer von Mittelfeldmotor Barry Robson ein zweites Mal jubeln. In der Pause unterhielten wir uns kurz mit ebenfalls beeindruckten Barca-Fans und auch wenn Ronaldinho & Co. das Spiel nach dem Seitenwechsel durch sehenswerte Tore von Henry und Messi noch drehten, tat dies der Stimmung keinen Abbruch. Im Gegenteil: Die Anhänger aus Katalonien feierten den Auswärtssieg, aber auch die Celtic-Fans verabschiedeten ihre Bhoys mit tosendem Applaus.

Und mein Kumpel und ich? Wir fühlten genau das, von was Owen Hargreaves Jahre später in einem Interview sprechen würde, als er im Gespräch mit TNT Sports über sein erstes Gastspiel mit dem FC Bayern im Celtic Park sagte: "Ich erinnere mich, dass wir uns alle gegenseitig ansahen und dachten: 'Wow, was ist das?!' So etwas habe ich nie zuvor erlebt. Ich habe natürlich an großartigen Orten gespielt, aber das war das einzige Stadion, das mir wirklich Gänsehaut bescherte."

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Kein Gedanke mehr an Messi & Co.

Auf der Autofahrt zurück nach Edinburgh verloren wir daher auch kein Wort über Messi, Ronaldinho & Co., sondern sprachen ausschließlich über den Mythos Paradise und die sagenhafte Stimmung dort. Selbst heute - auf den Tag fast genau 17 Jahre später - kann ich mich noch an dieses Spiel erinnern, als wäre es gestern gewesen. Es war schließlich - und ist es auch heute noch - die mit Abstand beste Stimmung in einem Fußballstadion, die ich je erlebt habe.

Die Bayern-Fans können sich also freuen - bei den Spielern bin ich mir nicht so sicher...

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