Erzgebirge Aue legt gegen das bittere Saisonfinale Protest beim DFB ein. Nicht nur das: Der Klub äußert auch den Verdacht der Manipulation. Ein Auer Stadtrat hat sogar Strafanzeige gegen den Schiri gestellt.
Jetzt wird's schmutzig: Einen Tag nach den fatalen Fehlentscheidungen im Saisonfinale hat sich der Ärger bei Erzgebirge Aue nicht gelegt - ganz im Gegenteil. Der Fußball-Zweitligist und ein Mitglied des Stadtrates fahren mit der Andeutung eines Manipulationsverdachts ganz schwere Geschütze auf. Ob das für den ohnehin aussichtslos erscheinenden Widerspruch gegen die Wertung des 0:1 am Sonntag bei Darmstadt 98 hilfreich ist, darf bezweifelt werden.
Aue legt Protest ein
Dennoch legte der Klub am Montag Protest ein und begründete dies mit "drei eklatanten Fehlentscheidungen durch das Schiedsrichterteam unter der Leitung von Sören Storks". Allerdings handelt es sich um Tatsachenentscheidungen des Unparteiischen, die nicht angetastet werden dürfen. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) räumte nun Darmstadt bis späten Dienstagnachmittag eine Frist ein, auf den Einspruch zu reagieren. Mit einer Entscheidung des DFB-Sportgerichts ist am Mittwoch zu rechnen.
Außerdem teilten die Veilchen mit, dass man sich "weitere strafrechtliche und schadensersatzrechtliche Schritte gegen das Schiedsrichterteam wegen des Verdachts der Spielmanipulation" vorbehalte. Zuvor hatte Aues Stadtrat Tobias Andrä bei der Staatsanwaltschaft Darmstadt Strafanzeige gegen Storks (29) gestellt. "Für mich besteht zumindest der Anfangsverdacht des Betrugs, und die Vergangenheit im Sport hat gezeigt, dass man ein waches Auge auf solche Sachen haben sollte", sagte der parteilose Politiker dem SID.
Fröhlich äußert sich
Der Vorwurf des Vorsatzes sei "entschieden zurückzuweisen", sagte Lutz Michael Fröhlich, Schiedsrichter-Boss im DFB, als Reaktion auf die schweren Vorwürfe: "Das Spiel ist aus Schiedsrichtersicht nicht gut gelaufen. Aber Fehler können passieren, das ist menschlich."
Der DFB leitete dafür Ermittlungen gegen Klubboss Helge Leonhardt ein. Der Unternehmer hatte unmittelbar nach dem Abpfiff aus der Emotion heraus im MDR Betrug zumindest angedeutet: "Vielleicht sollte man mal die Konten der Schiedsrichter überprüfen, ob die was kriegen. Ich weiß es nicht, aber es riecht ja hier. So ein klares Tor in einem so wichtigen Spiel nicht zu geben, das ist schon eine bodenlose Frechheit."
Beim letzten Ligaspiel in Darmstadt wurde Aue ein klar reguläres Tor zur 1:0-Führung zu Unrecht nicht anerkannt. Zudem gab es weitere höchst strittige Entscheidungen gegen den Klub aus Sachsen, der bei einem Unentschieden gerettet gewesen wäre. Als Tabellen-16. muss Aue nun in der Relegation gegen Drittligist Karlsruhe am 18. und 22. Mai um den Klassenerhalt zittern.
Stadtrat fordert harte Konsequenzen
Dass Aues Einspruch stattgegeben wird, ist nahezu ausgeschlossen. Man wolle es aus Verantwortung vor den Fans, den Sponsoren, der Mannschaft "und der breiten Öffentlichkeit" aber zumindest versuchen, erklärte Leonhardt: "Das Fairplay wurde vom Schiedsrichterteam gestern mit Füßen getreten."
Stadtrat Andrä forderte harte Konsequenzen für Schiedsrichter Storks. Dieser habe sich "als nicht würdig und fähig erwiesen, ein Profispiel zu leiten", wetterte der Politiker im MDR-Radio: "Deswegen sollte er mindestens für die nächste Saison entsprechend sanktioniert werden. Er hat im Profifußball nichts mehr zu suchen."
Die gute Nachricht für Erzgebirge Aue lautet: Der Videobeweis kommt in den Relegationsspielen gegen den KSC zum Einsatz. Doch das tröstet im Klub momentan kaum jemanden. (sid)