Euro 2020 News: Kommentar zum EM-Aus des DFB-Teams
Kommentar zum EM-Aus: "Deutschland ist im Mittelmaß angekommen!"
Von Marc Behrenbeck, Sky Sport Reporter
Image:Sky Reporter Marc Behrenbeck zieht nach dem Aus gegen England ein Fazit.
Die deutsche Nationalmannschaft ist bei der EM schon im Achtelfinale mit 0:2 an England gescheitert. Eine bittere, aber absehbare Pleite. Ein Kommentar von Sky Reporter Marc Behrenbeck.
Es tut weh. Sehr. 2018 in der Vorrunde. 2020 bzw. 2021 im Achtelfinale raus. Deutschland ist sowas von im Mittelmaß der Fußballwelt angekommen. Und das ist noch wohlwollend. Aber woran liegt es?
Die Mannschaft hat doch ohne Zweifel enormes Talent und ebenso starke individuelle Spieler wie Champions-League-Held Kai Havertz. Sie hatten in diesem Sommer sogar endlich wieder ein Wir-Gefühl kreiert. Ebenso erkennt man durch die Rückholaktion von Müller und Hummels mittlerweile wieder eine Hierarchie. Dazu hat man willensstarke Führungsspieler wie den zukünftigen Kapitän Joshua Kimmich.
Aber warum ist das Aus von Wembley dennoch passiert? Es ist ein Sammelsurium von vielen kleinen Gründen, die zu diesem großen Misserfolg geführt haben. Allen voran hat der große Wille und die Geilheit auf den Erfolg gefehlt, der oft die letzten fünf Prozent in einem Spiel ausmachen können. Dazu war die taktische Ausrichtung im Turnier zu selten zu erkennen, wie man im erneuerten System von Löw offensiv auch mal eine Vielzahl an Chancen in einem Spiel kreieren kann.
Es fehlte vorne nach wie vor der Knipser, der auch mal aus einer Halbchance ein Tor macht. Deutschland hat außerdem eine Defensive, die sich keineswegs weiterentwickelt hat und Kompaktheit und Abstimmung eben nicht inhaliert hat.
MANUEL NEUER: Ein guter Sterling-Schuss in der 16. Minute, den der DFB-Kapitän glänzend pariert, bleibt lange die einzige Aufgabe für den Keeper. Kann bei beiden Gegentreffern nicht mehr eingreifen. NOTE: 3
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MATTHIAS GINTER: Hat seine Probleme mit dem Tempo von Gegenspieler Sterling. Muss mehrfach foulen, sieht in der 25. Minute folgerichtig Gelb. Steht beim 1:0 nicht bei Sterling und verschuldet so den Gegentreffer mit. Sonst stabil. NOTE: 4
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MATS HUMMELS: Macht im ersten Durchgang ein Weltklasse-Spiel. Klärt in der 43. und 45.+1 zweimal in aller höchster Not vor Kane. Hat lange die besten Zweikampfwerte auf dem Feld, baut dann aber immer mehr ab. NOTE: 2
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ANTONIO RÜDIGER: Ist defensiv mehrfach etwas zu ungestüm, verliert bei den Gegentreffern wie viele andere die Zuordnung. Leistet sich keine Böcke, greift aber auch nicht entscheidend ein. NOTE: 4
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JOSHUA KIMMICH: Außer einer guten Flanke (37. Minute) im ersten Durchgang schaltet der Abräumer sich nur selten in der Offensive mit ein. Spielt ungewöhnlich viele plumpe Fehlpässe (9). NOTE: 4
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LEON GORETZKA: Wird bei einem Konter in der 8. Minute vor seinem Abschluss zu Fall gebracht. Ist in der ersten Halbzeit noch einer der Antreiber, ist im zweiten Durchgang mit Defensivarbeit beschäftigt. Zwei gute Ballgewinne. NOTE: 3
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TONI KROOS: Zentrum des deutschen Spiels, aber (zu) viele Quer- und auch Fehlpässe. Sein Patzer leitete das 0:1 ein. Unterm Strich ein schwacher Auftritt des Madrid-Profis, der kaum Akzente setzt. NOTE: 4
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ROBIN GOSENS: Ackert wie immer viel und schmeißt sich kompromisslos in die Zweikämpfe. Seine Aktionen mit der Kugel meist unglücklich. Hat nach Werner die wenigsten Ballkontakte, leistet sich aber keine groben Fehler. NOTE: 4
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THOMAS MÜLLER: Ein schöner Pass in der 8. Minute auf Goretzka bleibt fußballerisch das einzige Highlight des Ur-Bayers. Spielt in der 45. Minute einen folgenlosen Katastrophen-Pass, vergibt in der 82. Minute die Mega-Chance zum Ausgleich. NOTE: 5
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KAI HAVERTZ: Leitet in der 32. Minute eine Top-Chance von Werner mit einem präzisen Steilpass ein. In der 49. Minute versucht sich der Blues-Profi an einem guten Volley. Leistet sich sonst zu viele Fehlpässe und belebt das Spiel zu selten. NOTE: 3
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TIMO WERNER: Vergibt in der 32. Minute allein vor Pickford aus spitzem Winkel. Taucht danach wieder ein wenig unter. Zieht Gegner auf sich, hat am Ball allerdings keine nennenswerten Aktionen. In der 68. Minute ausgewechselt. NOTE: 5
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SERGE GNABRY: In der 68. Minute für den schwachen Werner eingewechselt. Leitet mit einem fahrigen Ballverlust den 2:0-Todesstoß ein - bringt offensiv kaum etwas ein. NOTE: 5
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EMRE CAN (Bild), LEROY SANE, JAMAL MUSIALA: Alle nach der 70. Minute eingewechselt. Keine Note.
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Deutschland braucht einen mutigen Bundestrainer
Ebenso fehlt uns ein Bundestrainer, der sich auch mal etwas traut und mit einem genialen Matchplan den taktischen Unterschied macht. Das Bittere an diesen vielen kleinen Bausteinen, sie waren absehbar. Seit dem Debakel von Russland hat sich die deutsche Mannschaft zu wenig weiterentwickelt. Wir sind derzeit einfach nicht besser als das, was wir bei diesem Turnier gesehen haben. So ehrlich müssen wir sein.
Mit Spielglück hätte man dennoch ins Viertelfinale rutschen können, aber über dieses Aus darf sich am Ende keiner beschweren. Es ist repräsentativ für den Entwicklungsstand dieser Mannschaft. Hoffnung macht allerdings das Talent, das in dieser Mannschaft steckt. Aber Talent alleine gewinnt eben keine Turniere.