Ungarn hat in der Gruppe F niemand für das Achtelfinale auf der Rechnung. Doch ein volles Stadion in Budapest soll den Außenseiter zum Auftakt gegen Portugal zur Überraschung verhelfen.
Es ist recht ruhig in Budapest. Rund um das Ferenc-Puskas-Stadion fahren die Autos im Berufsverkehr, die himmelblaue EM-Beflaggung weht im Wind, alles geht bislang unaufgeregt seinen Gang. Dass am Dienstag (18.00 Uhr/ZDF und MagentaTV) dort bis zu 65.000 Menschen den Außenseiter Ungarn zu einem überraschenden Auftaktsieg gegen Cristiano Ronaldo und Europameister Portugal brüllen sollen, lässt sich noch nicht erahnen.
Volles Stadion in Budapest
In der Stadt an der Donau träumen sie jedoch bereits von einer magischen Nacht. Dabei hilft, dass die ungarische Regierung der Europäischen Fußball-Union (UEFA) trotz Pandemie eine 100-prozentige Stadionauslastung zugesagt hat. "Wir werden in Budapest über 65.000 Ungarn in unserem Rücken haben. Das gibt uns eine riesige Portion Extra-Motivation, einen emotionalen Push", sagte Ungarns Torhüter Peter Gulacsi von RB Leipzig dem SID.
Auch Ronaldo weiß, was auf ihn wartet: "Die Zuschauer werden auf ihrer Seite sein, aber es ist gut vor Publikum zu spielen", sagte er am Montag. Trotz der enormen Fan-Unterstützung glaubt beim Blick auf die Hammergruppe F, zu der neben den Portugiesen auch noch Deutschland und Weltmeister Frankreich gehören, aber kaum ein Experte an ein Weiterkommen des krassen Underdogs.
Achtelfinale bei der EM 2016
"Wir sind Außenseiter in unserer Gruppe, obwohl wir mehrere Spieler in Top-Ligen haben und mit jungen Spielern näher an das Top-Niveau in Europa herankommen", gestand auch Gulacsi ein. Und doch sagte er: "Unser großes Ziel ist es, einen der drei Großen zu schlagen." Und vielleicht das Achtelfinal-Wunder zu schaffen.
Nach Portugal empfängt Ungarn bei der Europameisterschaft auch die Franzosen (19. Juni) vor der Mega-Kulisse in Budapest, gegen Deutschland geht es in München (23. Juni). Was die Erben des legendären Ferenc Puskas gegen alle Widerstände zu leisten imstande sind, haben sie bereits vor fünf Jahren gezeigt. Bei der EM in Frankreich kamen sie als Gruppensieger ins Achtelfinale, wo Belgien beim 0:4 einfach zu stark war.
Auch letztes Mal gegen Portugal
Unvergessen bleibt das wilde 3:3 gegen Portugal in der Vorrunde, bei dem Ungarn dreimal führte. "Das war ein unglaublich spektakuläres Spiel", erinnerte sich der damalige Nationaltrainer Bernd Storck im SID-Interview: "Portugal musste gewinnen. Ich habe heute noch vor Augen, wie Ronaldo sich jedes Mal geärgert hat, wenn wir in Führung gegangen sind." Nun geht es wieder gegen Ronaldo und Co. Mittlerweile coacht der Italiener Marco Rossi die Mannschaft, die Portugals enorm breit aufgestellte Offensivmaschinerie aufhalten muss.
Storck riet dem Trainer dafür: "Keine Angst vor großen Namen! Sie dürfen nicht denken: Wir müssen Ronaldo jetzt in die Manndeckung nehmen." Dennoch bleiben die Stars der Mannschaft Keeper Gulacsi, der in Leipzig eine hervorragende Saison gespielt hat, und dessen Klubkollege Willi Orban im Abwehrzentrum. Erwischt das "deutsche Duo" einen guten Tag, wird sich auch Ronaldo schwer tun.
Die voraussichtlichen Aufstellungen:
Ungarn: Gulacsi - Kecskes, Orban, Attila Szalai - Bolla, Nagy, Schäfer, Fiola - Kleinheisler - Adam Szalai, Roland Varga. - Trainer: Rossi
Portugal: Patricio - Semedo, Dias, Pepe, Mendes - Neves, Carvalho, Fernandes - Bernardo Silva, Ronaldo, Jota. - Trainer: Santos