Mit der Verpflichtung von Ferran Torres hat der FC Barcelona einen wichtigen Baustein für den sportlichen Neuaufbau hinzugefügt. Der 21-Jährige soll die bisher so lahme Offensive upgraden und bietet Trainer Xavi gleich mehrere Optionen. Die Frage ist nur: Wann?
Über dieses etwas verspätete und mit 55 Millionen Euro kostspielige Weihnachtsgeschenk dürfte sich Xavi besonders gefreut haben: Der Anfang November installierte Barca-Coach hat in Person von Ferran Torres die so dringend benötigte Verstärkung für die Offensive erhalten.
Trotz des immensen Schuldenbergs in Höhe von 1,35 Milliarden Euro haben die Katalanen den Blockbuster-Deal möglich gemacht und ihrem Trainer den Wunsch erfüllt. Die Erwartungen an den Neuzugang von Manchester City sind dementsprechend hoch. Ferran Torres ist so gesehen ein Barca-Booster zur rechten Zeit.
Natürlich kann die Ankunft des spanischen Nationalspielers die aktuelle Corona-Problematik im Verein (zuletzt wurden Jordi Alba, Clement Lenglet und Dani Alves positiv getestet) nicht lösen, doch in sportlicher Hinsicht könnte der 21-Jährige den Weg in eine bessere Zukunft ebnen.
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Torres soll den Katalanen vor allem in ihrer größten Problemzone helfen. Mit 29 Treffern nach 18 Spielen ist der aktuelle Tabellensiebte offensiv deutlich schwächer als noch in den vergangenen Jahren. Zum Vergleich: In der Saison 2020/21 hatte Barca zum gleichen Saisonzeitpunkt 37 Tore erzielt. In der Saison davor waren es sogar 47.
Torres mit beeindruckender Bilanz für Spanien
Zwar ist Torres nicht zwingend als Torjäger par excellence gefürchtet, doch er strahlt durchaus Torgefahr aus. In seiner Zeit bei den Citizens verbesserte er unter Star-Coach Pep Guardiola seine Qualitäten im Abschluss. In 43 Pflichtspielen erzielte er immerhin 16 Tore. Noch beeindruckender ist aber seine Bilanz für die spanische Nationalmannschaft: Im Trikot der Furia Roja erzielte er in 22 Partien bereits zwölf Tore.
Dank seiner Flexibilität ist der Offensiv-Allrounder vielseitig einsetzbar, er bietet Xavi somit gleich mehrere Optionen. Sky Sport zeigt, wie Barca mit dem großen Hoffnungsträger auflaufen könnte.
Option A: Ferran Torres als Flügelspieler im 4-3-3
Unter der Regie von Xavi lief Barca zumeist in einem 4-3-3-System auf. Das Problem: Aufgrund von Verletzungen war die Vereinslegende personell häufig zum Improvisieren gezwungen. Heilsbringer Ansu Fati ist seit Anfang November durch eine Oberschenkelverletzung außer Gefecht gesetzt, Memphis Depay fehlt seit Anfang Dezember.
Xavi machte aus der Not eine Tugend und bediente sich in der legendären Nachwuchsakademie "La Masia". Zuletzt spielte sich der 20-Jährige Ez Abde auf dem linken Flügel fest, doch Torres verfügt zweifelsohne über ein ungleich höheres Niveau.
Der 1,84 Meter große Neuzugang kam bei City sowohl auf dem rechten als auch auf der linken Außenbahn zum Einsatz. Mit seinem gefürchteten Tempo und seinen Dribbling-Fähigkeiten erfüllt er die Idealvorstellungen eines Flügelspielers, zusammen mit Fati, Depay oder Ousmane Dembele (falls der Franzose seinen im Sommer auslaufenden Vertrag verlängert) könnte er das Flügelspiel somit wieder ankurbeln.
Option B: Ferran Torres als Mittelstürmer im 4-3-3
Torres könnte aber auch das Mittelstürmer-Vakuum bei Barca lösen. Sergio Aguero musste seine Karriere beenden, Luuk de Jong spielt unter Xavi keine Rolle. In den letzten beiden Spielen des Jahres kam mit Ferran Jutgla ein 22-Jährige aus der Reserve-Mannschaft im Sturm-Zentrum notgedrungen zum Einsatz.
Dass Torres die Position der "falschen Neun" beherrscht, hat er schon des öfteren bewiesen. In der spanischen Nationalmannschaft brillierte er in dieser Rolle Anfang Oktober im Halbfinale der Nations League, als er mit einem Doppelpack gegen Italien zum Matchwinner avancierte und dabei auch per Kopf erfolgreich war. Auch Guardiola wusste diese Eigenschaft zu schätzen und setzte Torres am häufigsten im Sturm-Zentrum ein.
Die Variante mit Torres in der Mitte flankiert von Fati und Dembele/Depay könnte Barca wieder deutlich unberechenbarer machen für den Gegner. Andererseits wird sich erst noch zeigen müssen, ob der Offensiv-Allrounder auch das Potenzial besitzt, um sich zu einem Torjäger, der 20 bis 30 Tore pro Saison garantiert, zu entwickeln.
Viele Fragen um Ferran Torres
Torres' Flexibilität ist daher nicht nur Segen. Xavi wird sich entscheiden müssen, wo er seinen Wunschspieler am stärksten aufgehoben sieht. Als Flügelspieler? Als falsche Neun? Oder als dauerhafter Allrounder, der zwischen verschiedenen Positionen hin und her wechselt?
Diese Gedankenspiele für die Zukunft dürften Xavi derzeit aber nicht wirklich tangieren. Ihn dürfte vielmehr die Frage beschäftigen: Wann sind die so dringend benötigten Qualitäten von Torres überhaupt verfügbar? Der Angreifer ist seit Mitte Oktober wegen eines Mittelfußbruches außer Gefecht gesetzt, seine Rückkehr ist für Mitte Januar angepeilt.
Barcas Booster wird daher wohl noch etwas Zeit benötigen, bis er seine volle Wirkung entfaltet.