FC Barcelona News: So könnte Barca ohne Lionel Messi aussehen

Messi-Ära zu Ende? Die Hintergründe & Koemans Restart-Plan

Von Thomas Goldmann

Image: Die Tage von Lionel Messi in Barcelona scheinen gezählt zu sein.

Lionel Messi möchte den FC Barcelona verlassen. Wie würde es ohne den Ausnahmekönner bei den Katalanen weitergehen? Sky Sport blickt auf die Hintergründe der Causa Messi und ein Barca ohne ''La Pulga''.

Lionel Messi und der FC Barcelona, die Traumehe steht vor der Scheidung. Der Argentinier hat seinen Wechselwunsch bei den Katalanen hinterlegt. Per Fax bittet er um die Freigabe. Dabei beruft sich Messi auf eine Klausel in seinem Vertrag, mit der er den Verein nach Ende der Saison verlassen darf.

Ob dieser Passus allerdings noch gültig ist, muss wohl ein Gericht klären. Denn offiziell soll er am 10. Juni abgelaufen sein, die Saison endete aber aufgrund der Corona-Pandemie wesentlich später.

Barca steht vor Scherbenhaufen

So oder so: Das Vereinsimage wurde durch das Theater um Messi, die immer noch schwelende Posse um Präsident Josep Bartomeu und nicht zuletzt das desaströse 2:8 in der Champions League gegen den FC Bayern massiv beschädigt. Sollte Messi den Klub verlassen, müssen andere den Karren aus dem Dreck ziehen. Wie könnte ein Barca ohne Messi aussehen? Sky Sport geht dieser Frage nach und beleuchtet die Hintergründe des Barca-Chaos.

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Die Bayern haben die Schwächen der Katalanen im Champions-League-Viertelfinale schonungslos aufgedeckt. Der modernen Pressingmaschine des deutschen Rekordmeisters hatte die auf vielen Positionen überalterte Truppe von Quique Setien nichts entgegenzusetzen.

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"Die Mannschaft hat sich selbst wenig zugetraut. Wenn es nicht läuft, geben sie Messi den Ball und hoffen, dass er sie rausboxt", erklärt Alex Truica, freier Journalist und Chef-Redakteur von Barcawelt.de.

Mehr Freiheiten für Dembele und Co.

Das könnte sich ohne den Argentinier ändern. "Die Einzelspieler, die Barca hat, könnten sich dann eher entfalten. Antoine Griezmann oder Ousmane Dembele würden sich endlich mehr zutrauen. Auch Frenkie de Jong bekäme mehr Freiheiten", meint Truica.

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Ob Blaugrana dann mit diesem Kollektiv ohne den Zauberkünstler Messi erfolgreicher wäre, ist die Kardinalsfrage, die ein Abgang des Superstars nach sich ziehen würde.

Koeman kennt Barcelona

Neuer Architekt des spanischen Starensembles ist Ronald Koeman - ein alter Bekannter. Der Niederländer stand von 1989 bis 1995 bei Barca als Spieler unter Vertrag und war später von 1998 bis 1999 bereits Co-Trainer. Der 57-Jährige steht vor einer Herkulesaufgabe. Er muss den Klub komplett umkrempeln, hat dafür allerdings momentan kein Geld. Nach der Corona-Pandemie sind die Kassen bei Barca leer.

Um selbst shoppen zu gehen, muss sich der Verein zunächst von einigen Spielern trennen: Arturo Vidal und Ivan Rakitic oder auch Gerard Pique, der seinen Rücktritt bereits selbst angeboten hat, sind nur einige Kandidaten, die über 30 sind und wohl keine Zukunft mehr bei Barcelona haben. "Man müsste auch über Sergio Busquets sprechen, bei dem die Beine immer müder werden", meint Truica. Doch ein Verkauf dieser gestandenen Profis gestaltet sich schwierig. Die Konkurrenz auf dem Transfermarkt weiß, dass Barcelona Spieler loswerden muss. Dadurch lassen sich nicht mehr die Ablösen erzielen, die sich der Klub vielleicht erhofft.

Füllt Messi Barcas Kassen?

Rakitic beispielsweise soll es zurück nach Sevilla ziehen, aber die Andalusier sind wohl nicht bereit, den Forderungen von Barca nachzukommen. Somit sind den Katalanen bislang die Hände gebunden. Abhilfe könnte dabei Messi schaffen.

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Findet sich ein Abnehmer für den 33-Jährigen, wäre Barca wohl nicht abgeneigt, Messi gegen eine Summe X gehen zu lassen. Heißester Kandidat scheint aktuell Manchester City zu sein. Klar, die Ausstiegsklausel über 700 Millionen Euro in Messis Vertrag wäre auch für den Scheichklub nicht zu stemmen, doch laut ESPN sind die Engländer bereit, zwischen 100 und 150 Millionen Euro für eine Wiedervereinigung Messis mit seinem Mentor Pep Guardiola auf den Tisch zu legen. Eine Summe, bei der die Katalanen sicher ins Grübeln kommen könnten. Zumal laut des Berichts Eric Garcia, seines Zeichens Verteidiger bei den Skyblues, als Tauschobjekt im Gespräch sein soll.

Wunschkandidat für den Sturm schwierig zu haben

Mit dem 19-Jährigen hätte Koeman zumindest schon mal die Baustelle in der Abwehr geschlossen. Zudem soll noch ein Mittelstürmer her und ein Mittelfeldspieler, um mögliche Abgänge von Rakitic und Vidal zu kompensieren.

Für den Angriff ist der Wunschkandidat bereits auserkoren. "Sie wollen unbedingt Lautaro Martinez haben. Den werden sie aber höchstwahrscheinlich nicht bekommen, weil Inter Mailand ihn nicht verkaufen will - zumindest nicht für unter 100 Millionen Euro", sagt Truica.

Koeman sägt Suarez ab

Die aktuelle Nummer eins im Sturm hat Koeman bereits auf die Abschussliste gesetzt. Luis Suarez hat keine Zukunft mehr bei Barcelona. In der Causa Messi war das wohl der Funken im Pulverfass. "Man muss sich vor Augen führen, dass Suarez der beste Freund von Messi ist, sie sind allerbeste Freunde. Das hat glaube ich nicht nur Suarez verletzt, sondern auch Messi selbst. Nicht nur die Ausbootung an sich, sondern auch die Art und Weise", erklärt Truica.

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Die Personalie Suarez ist ein Spiegelbild der unglücklichen Entscheidungen, die bei diesem Klub in den letzten Jahren getroffen wurden. Der Verkauf von Neymar 2017 für 222 Millionen Euro an Paris Saint-Germain hat den Barca-Tanker ins Wanken gebracht. "Die Verantwortlichen für die Kaderplanung haben dann den Überblick verloren, Panik bekommen und ihr Geld links und rechts ausgegeben", sagt Truica.

Panik-Kauf Dembele

Als Beispiel nennt er Ousmane Dembele. "Barca wollte unbedingt sofort einen Flügelspieler haben und hat für Dembele zu viel Geld hingeblättert. Hinzu kommen die Käufe von Philippe Coutinho und Antoine Griezmann. Barca hat für drei hochrangige Spieler gut 400 Millionen Euro ausgegeben und keiner konnte Neymar ersetzen."

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Messi dagegen hätte sich wohl am liebsten seinen einstigen kongenialen brasilianischen Partner zurückgewünscht. "Ich persönlich glaube, dass Messi unbedingt Neymar zurückhaben wollte. Dass Barca dann für 120 Millionen Griezmann verpflichtet und nicht versucht Neymar zurückzuholen, hat Messi sicher auch nicht gepasst", mutmaßt der Barca-Insider.

Dieses Video zeigt ein Portrait von Lionel Messi. (Länge: 3:38 Minuten)

Nach Neymar könnte nun auch Messi die Biege machen und der neue Trainer muss das Team neu erfinden. Einen Plan dafür hat er bereits geschmiedet.

Koeman will Niederlande-System spielen lassen

"Koeman will das System etwas ändern. Ich schätze, dass er zu einem 4-2-3-1-System übergehen wird, das er als Nationaltrainer der Niederlande hat spielen lassen. In Interviews hat er betont, Frenkie de Jong auf seine Stammposition setzen zu wollen. Das ist die Doppelsechs, wobei er eher der freie Sechser ist und er noch jemanden braucht, der ihn abdeckt. Es würde auch Sinn ergeben, das mit Miralem Pjanic zu spielen, weil der eben auch diese Position bekleiden kann. Ebenso, ihn neben Sergio Busquets zu stellen, damit er nicht mehr der alleinige Sechser ist, da er ja auch schon etwas in die Jahre gekommen ist", meint Truica.

ZUM DURCHKLICKEN: MESSIS ÄRA BEI BARCA IN ZAHLEN

Lionel Messi wechselte 2000 als 13-Jähriger zum FC Barcelona. 2005 feiert er schließlich sein Profi-Debüt in den Farben der Blaugrana.
Insgesamt macht der Argentinier 778 Pflichtspiele für Barca und erzielt dabei 672 Tore.
Kein Wunder, dass Messi regelmäßig an der Spitze der Torjägerliste auftaucht. Acht Mal wird er Torschützenkönig in Spanien - in der Saison 11/12 mit sagenhaften 50 Toren!
Messis Titelsammlung sucht seinesgleichen. Zehnmal gewinnt er mit Barcelona die spanische Meisterschaft (04/05, 05/06, 08/09, 09/10, 10/11, 12/13, 14/15, 15/16, 17/18, 18/19) ...
... und siebenmal die Copa del Rey (08/09, 11/12, 14/15, 15/16, 16/17, 17/18, 20/21).
Die nationalen Erfolge werden mit vier Champions-League-Triumphen (05/06, 08/09, 10/11, 14/15) veredelt. Messi ist zudem sechsmal der erfolgreichste Torjäger in der Königsklasse (08/09, 09/10, 10/11, 11/12, 14/15, 18/19).
Auch auf persönlicher Ebene läuft es beim ''Kleinen Floh''. Sechsmal wird er von der französischen Fußball-Fachzeitschrift France Football mit den Ballon d'Or geehrt (2009, 2010, 2011, 2012, 2015, 2019).
Genauso oft erhält er die Auszeichnung zum FIFA-Weltfußballer des Jahres (2009, 2010, 2011, 2012, 2015, 2019).

Spannend ist auch die Frage, wie Koeman Antoine Griezmann einsetzen wird. "Stellt er ihn auf die Zehn, stellt er ihn ganz vorne in den Sturm für Suarez? Es ist schwer zu prognostizieren, wie diese Mannschaft in einem neuen System ohne Messi spielt, in dem die Spieler andere Aufgaben haben", so Truica.

"Titellose Saison für Barca"

Für die kommende Saison stellt der freie Journalist eine düstere Prognose. "Stand heute würde ich sagen, dass es eine titellose Saison für Barca wird, außer vielleicht im Pokal, da es dort nicht viele Partien bis zum Titel sind. Aber in der Champions League und in der Liga würde ich ihnen keine Chancen einräumen."

Ergeht es Barca und der spanischen Liga gar so wie einst der Serie A? Die Italiener stürzten nach ihrer dominanten Phase Mitte der 2000er in ein tiefes Loch. Truica sieht diese Gefahr in Spanien nicht.

"Real Madrid und der FC Barcelona sind nicht mehr so stark wie in den letzten Jahren. Der Stammkader ist bei beiden Klubs überaltert. Es kann aber ganz schnell gehen. Da sprechen wir von drei oder vier Transfers bei Barca oder Real, dass du dich punktuell so verstärkst, dass du direkt wieder eine starke Mannschaft hast. Das geht so schnell."

Konflikt um Bartomeu hält Barcelona in Atem

Und auch in Sachen Messi gibt es vielleicht doch noch etwas Hoffnung auf einen Verbleib. Dafür könnte der Machtkampf sorgen, der bei Barcelona hinter den Kulissen tobt. Präsident Josep Bartomeu steht schwer in der Kritik und ist alles andere als Everybody's Darling.

In diesem Video protestieren Fans gegen die Klubführung des FC Barcelona wegen des Abgangs von Lionel Messi. (Länge: 1:01 Minuten)

"Ihm kann kaum jemand etwas im Verein, weil er zu mächtig ist. Wie bei House of Cards hat er lauter Strohmänner um sich geschart, die ihm die Stange halten, so dass ihn niemand attackieren kann aus dem Verein", erklärt Truica.

Eine Möglichkeit gibt es dann doch, um den Präsidenten auf demokratischem Wege aus dem Amt zu heben. Jedes Mitglied kann ein Misstrauensvotum beantragen. Dabei kommt es darauf an, wie viele Stimmen dieses Votum bekommt.

Rücktritt könnte Messi umstimmen

"Dann ließe sich der Präsident sogar abwählen, selbst wenn er nicht zurücktreten möchte. Aber das sind langwierige politische Vorgänge, die den Verein natürlich lähmen. Und die Präsidentschaftswahlen gibt es sowieso schon im März 2021. Die Zeit tickt gegen Bartomeu."

Sollte der aktuelle Präsident jetzt doch plötzlich zurücktreten, könnte das auch bei Messi zu einem Umdenken führen. "Das könnte glaube ich schon etwas ändern. Es kommt darauf an, wann es passiert. Wenn er merkt, dass bei diesem Fisch, der vom Kopf stinkt, der Kopf binnen 24, 30 oder 50 Stunden weg ist, könnte ich mir vorstellen, dass es ihn umstimmen würde."

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