Frans Krätzig ist auf der Asien-Reise die große Überraschung des FC Bayern. Nach seinem Siegtor gegen Liverpool wird er von den Mitspielern mit Lob überschüttet und streicht ein unverhofftes Souvenir ein. Dabei hat der Newcomer eine lange Leidenszeit hinter sich.
Als der Bayern-Tross um kurz nach Mitternacht Ortszeit den Rückflug von Singapur nach München antrat, hatte Frans Krätzig ein besonderes wie unerwartetes Souvenir im Gepäck.
Der Youngster wurde nach dem unterhaltsamen 4:3-Sieg im Testspiel gegen den FC Liverpool zum "Man of the Match" gekürt und erhielt dafür nicht nur einen Strauß Blumen, sondern auch noch einen silbernen Pokal, der ihn für immer an seinen bis dato größten Bayern-Moment erinnern wird. Schließlich konnte der freudestrahlende Matchwinner im ersten Moment selbst nicht fassen, was ihm da eigentlich gelungen war.
Dafür hatte der in München gebliebene Thomas Müller mal wieder die richtigen Worte parat, das Münchner Urgestein sprach von einem "richtig unglaublich geilen Hammer". Eine treffende Beschreibung.
Krätzig über sein Traumtor: "Ging zum Glück rein"
Verfolgt von Joe Gomez und Ibrahima Konate nahm Krätzig ein langes Zuspiel von Matthijs de Ligt mit dem ersten Kontakt mit, um den Ball gedankenschnell aus der Luft aus rund 20 Metern traumhaft in den linken Winkel zu befördern. Ein spektakulärer Schlusspunkt in der Nachspielzeit, der Thomas Tuchel an der Seitenlinie über das ganze Gesicht strahlen und Jürgen Klopp staunen ließ. Und Krätzig?
Der 20-Jährige fasste sich nach seinem Coup zunächst ungläubig an den Kopf. "Ich habe nicht so viele Möglichkeiten gesehen. Entweder er geht in den Himmel oder in den Knick. Diesmal ging er zum Glück rein", sagte der Nachwuchskicker, dem nach dem Spiel eine weitere Ehre zuteil wurde. Als Erster umrahmt von den hochdekorierten Bayern-Stars durfte er die "Singapore Trophy" in den Himmel recken. Ein Nobody plötzlich im Mittelpunkt.
"Frans, wer?" dürfte sich schließlich mancher Bayern-Fan vor zehn Tagen mit Blick auf die Kader-Nominierung für die Asien-Tour noch gefragt haben. Nach den Verletzungen von Müller, Eric Maxim Choupo-Moting oder Raphael Guerreiro hatten die Münchner noch Platz im Flieger für engagierte Campus-Kräfte wie Aleksandar Pavlovic, Arijon Ibrahimovic oder Antonio Tikvic. Den nachhaltigsten Eindruck aber hat Krätzig hinterlassen, nicht nur wegen seines fulminanten Tores gegen das Klopp-Team.
Krätzig mit langer Leidenszeit
Schon bei seiner Einwechslung zur Halbzeit gegen Manchester City (1:2) spielte er auf der linken Seite trotz namhafter Gegenspieler frech und unbekümmert auf, mit seiner Hereingabe leitete er sogar den zwischenzeitlichen Ausgleich ein. Gegen Kawasaki (1:0) erhielt er ebenfalls eine Halbzeit lang die Gelegenheit, sich zu präsentieren.
"Frans ist ein Supertyp, er ist sehr intelligent auf dem Platz", lobte Tuchel nach dem Sieg gegen Liverpool seinen Schützling, "er hat es seit dem ersten Tag auf der Tour sehr gut gemacht und es sich verdient." Für Krätzig sind die Momente in Asien der Lohn harter Arbeit, schließlich hat der gebürtige Franke eine lange Leidenszeit hinter sich.
2017 von Nürnberg an Bayern-Campus gewechselt, durchlief er beim deutschen Rekordmeister die U16, U17 und U19. Dann der Rückschlag. Zwischen September 2021 und April 2022 fiel er 200 Tage aufgrund einer hartnäckigen Schambeinverletzung aus. Es sind Momente, die eine Karriereplanung frühzeitig zunichte machen können, doch Krätzig hat sich davon nicht unterkriegen lassen. Ganz im Gegenteil.
Krätzig gibt sich bescheiden
"Ich habe mich durch die Verletzung besser kennengelernt und versucht, mich besser zu verstehen und besser mit Sachen umzugehen, die negativ sind", sagte er rückblickend über seine Leidenszeit. Seine Entwicklung ist seither unübersehbar. Mit viel Eifer und Fleiß hat er es bis ins Regionalliga-Team der Bayern geschafft, eroberte dort zu Beginn des Jahres als gelernter offensiver Mittelfeldspieler einen Stammplatz auf der Linksverteidiger-Position. Demnächst heißen für ihn die Gegner wieder SV Schalding-Heining oder DJK Vilzing - oder etwa nicht?
"Ich bin unglaublich froh und glücklich, diese Möglichkeit, mich zu zeigen, bekommen zu haben", schlug Krätzig bescheidene Töne an. Er wolle sich nun auf die Sache konzentrieren, "die ich bei den Amateuren mache. Wenn was passiert, passiert was. Meine Hauptaufgabe aber bleiben die Amateure."
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Müller reimt - Goretzka mit Beckenbauer-Anlehnung
Eines hat Krätzig aber allemal geschafft: Auf dem größten Kontinent der Erde hat er sich einen Namen gemacht, der bei den Teamkollegen prompt kreative Ergüsse hervorrief.
"München hat einen neuen Franz(s)", schrieb Goretzka auf Instagram in Anlehnung an den legendären Franz Beckenbauer. Und auch Müller, der unangefochtene Meister der Wortspiele, ließ sich im 10.000 Kilometer von Singapur entfernten München nicht lumpen und gab einen Auszug seiner Dichtkunst zum Besten: "Der Frans, der kann's!"
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