Rekordtransfer und Sextuple-Sieger - aber dennoch ist für Lucas Hernandez häufig nur die Nebenrolle geblieben. Mit dem Abgang zu Paris Saint-Germain endet eine vierjährige Beziehung mit Höhen und Tiefen. Was bleibt hängen? Eine Analyse.
13. September 2022, Champions-League-Abend gegen den großen FC Barcelona mit Rückkehrer Robert Lewandowski - sicherlich keine gewöhnliche Partie. Auch nicht für Lucas Hernandez, der an diesem Tag wohl seine Sternstunde im Bayern-Dress erlebte: Neben einer starken Defensivleistung gegen Lewy, Ousmane Dembele und Co. brachte der Weltmeister von 2018 die Münchner mit seinem Tor in der 50. Minute auf die Siegerstraße.
Eine Man-of-the-Match-Performance, die am Ende aber fast schon tragisch endete.
Hernandez zog sich gegen die Katalanen einen Muskelbündelriss im linken Adduktorenbereich zu und musste wochenlang pausieren. Bezeichnend. Der Defensiv-Spezialist, der 2019 für die Rekordsumme von 80 Millionen Euro von Atletico Madrid zum deutschen Rekordmeister wechselte, verpasste in seiner Zeit beim FC Bayern 65 Spiele (!) verletzungsbedingt. Innenband, Oberschenkel, Meniskus, muskuläre Probleme und der jüngst zugezogene Kreuzbandriss als Kirsche auf der "Verletzungs-Torte": Hernandez galt in seinen vier Jahren in der bayerischen Metropole (leider) als Dauerpatient.
Matthäus-Urteil: "Preis-Leistungsverhältnis ist negativ"
Sportlich brachte es der einstige Hoffnungsträger der Bayern-Defensive in der Folge auf gerade einmal 107 Einsätze. Dabei erzielte er zwei Tore und bereitete acht weitere Treffer vor. Seine Leistungen sind relativ einfach zusammenzufassen: Meist solide mit bemerkenswerter Einstellung - ohne aber großartig aufzufallen. Vor allem in seiner Anfangszeit hatte er seine Probleme. So war er in der Sextuple-Saison unter Hansi Flick lediglich Mitläufer, kam in der Champions League nach der Gruppenphase auf nur noch sechs Einsatzminuten.
In den Folgejahren erkämpfte er sich zwar einen Stammplatz, konnte aber nur selten glänzen. Zu selten? "Das Preis-Leistung-Verhältnis ist negativ, wenn man sich die ganzen Jahre anschaut", machte Sky Experte Lothar Matthäus in seiner Kolumne "So sehe ich das" für skysport.de deutlich.
Als Hernandez das Gefängnis drohte
Die Bayern haben dennoch an ihr Sorgenkind geglaubt und ihn in schwierigen Zeiten unterstützt. So standen die Münchner auch hinter Hernandez, als ihm eine sechsmonatige Haftstrafe drohte: Der 27-Jährige hatte seinerzeit gegen ein Annäherungs- und Kontaktverbot gegenüber seiner heutigen Ehefrau verstoßen. Dieses war in Folge einer handgreiflichen Auseinandersetzung aus dem Jahre 2017 verhängt worden.
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Beide versöhnten sich nach dem Streit allerdings wieder und heirateten einige Monate später. Bei der Rückkehr aus den Flitterwochen war der Franzose aufgrund des Verstoßes gegen das weiterhin geltende Kontaktverbot verhaftet worden. Die Behörden verurteilten den Bayern-Verteidiger und belegten ihn im Dezember 2019 mit einer sechsmonatigen Haftstrafe. Für Uli Hoeneß sei die Verurteilung "lächerlich, völlig gaga" gewesen. "Der ist mit seiner Frau verheiratet und soll jetzt ins Gefängnis für eine Geschichte, die vor Jahren passiert ist", machte er laut der Abendzeitung deutlich.
Hernandez spielte weiter, als wäre nie etwas gewesen, ging in Berufung und kam mit einer Bewährungsstrafe über vier Jahre davon. Zudem hatte das Gericht eine Geldstrafe von 240 Tagessätzen zu je 400 Euro (96.000 Euro) ausgesprochen. "Wir waren jetzt nicht entspannt", sagte Bayerns damaliger CEO Oliver Kahn in der ARD. "Wir sind jetzt alle froh, dass es ausgegangen ist, wie es ausgegangen ist."
Kreuzbandriss und eine bevorstehende Vertragsverlängerung…
Daraufhin wurde es um Hernandez ruhiger. Solide Leistungen als Stammspieler, weitere Titel, weniger Verletzungen. Klingt nach einem Happy End. Dieses hatte sich aber spätestens mit den Verletzungen in der abgelaufenen Saison zerschlagen: Nach dem Muskelbündelriss im September riss er sich bei der WM in Katar im Auftaktspiel das Kreuzband.
Hernandez' Saison endete - mit gerade einmal sieben Bundesliga-Einsätzen (62 Prozent gewonnene Zweikämpfe, 91 Prozent Passquote). Daraufhin stellte sich auch die Frage nach seiner Zukunft. Der Vertrag des 27-Jährigen wäre 2024 ausgelaufen. Die Bayern wollten ihren Innenverteidiger jedoch trotz seiner langen Verletzungsakte im Verein halten. Ein neues Arbeitspapier war sogar bereits in der Mache - Hernandez sollte bis 2027 unterschreiben.
Dazu kam es jedoch bekanntermaßen nie. Der Franzose hinterlegte überraschend seinen Wechselwunsch und zog damit den Unmut von Matthäus auf sich. "Ich würde Lucas Hernandez sofort verkaufen", betonte der Sky Experte. "Auf dem Platz war die Mentalität zwar immer vorhanden", fügte Matthäus hinzu, "aber er war eben auch mehrmals über viele Monate verletzt und daran könnte man sich dann als Spieler auch erinnern und einem Klub länger treu bleiben."
Paris ruft - Ersatz steht bereit
Fußballromantik? Fehlanzeige! Hernandez verlässt die Bayern in Richtung Paris und hat in der französischen Hauptstadt einen noch höher dotierten Vertrag unterschrieben. Nach Sky Informationen kassiert der deutsche Rekordmeister eine Ablösesumme von 45 Millionen Euro (plus Bonuszahlungen). Diese wird direkt in den designierten Hernandez-Nachfolger Kim Min-jae reinvestiert. Die Münchner haben sich mit Napolis Innenverteidiger auf einen Vertrag bis 2028 geeinigt und haben seine Ausstiegsklausel in Höhe von 50 Millionen Euro aktiviert.
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Titel, Mentalität, Verletzungen und ein unrühmlicher Abgang: Die vierjährige Beziehung zwischen Hernandez und den Bayern endet mit zahlreichen Höhen und Tiefen. Sein letztes Spiel für den amtierenden Deutschen Meister absolvierte er am 12. November 2023, am 15. Spieltag bei Schalke 04.
Im Gegensatz zu seinem Auftritt gegen den FC Barcelona wird diese Performance aber wohl niemandem in Erinnerung bleiben…
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