Sie hatten schon alles geplant, wollten ihren FC Bayern im Supercup-Finale gegen den FC Sevilla in Budapest (Do., ab 20:30 Uhr LIVE Sky Sport 1) unterstützen, doch die Warnung von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hat beim größten Bayern-Fanclub der Welt zu einem Umdenken geführt.
"Wir wollten ursprünglich mit dem Bus nach Budapest fahren, dann haben wir es reduziert und wollten mit dem Zug fahren, aber die Aussagen von Ministerpräsident Söder waren entscheidend, dass wir uns dagegen entschieden haben", sagt Bernd Hofmann, Vorsitzender des FC-Bayern-Fanclubs in Nabburg/Oberpfalz, einer der weltweit größten Fanclubs des Rekordmeisters überhaupt, im Gespräch mit Sky Sport.
"Ich bin im Ruhestand, aber ich möchte nicht 14 Tage in Quarantäne", erklärt Hofmann, "und von denjenigen, die im Arbeitsprozess sind, will sich das auch keiner antun. So schade es ist, weil man ja schon den Verein unterstützen will."
Söder: "Jeder soll sich das nochmal ganz genau überlegen"
Nachdem sich die Corona-Situation in Bayern zusehends verschärft hatte, hatte Söder schon am Montag von der Reise nach Ungarn abgeraten, am Tag danach wiederholte er seine Warnung. "Jeder soll sich das nochmal ganz genau überlegen, ob das sinnvoll ist", sagte der CSU-Chef am Dienstag.
"Wir haben alles abgesagt", berichtet Fanclub-Chef Hofmann. "Wir wollten sogar zu einem Public Viewing am Donnerstag einladen, hatten am Montag noch eine Online-Sitzung dazu, aber wir haben uns entschieden, dass wir es nicht machen und einfach mal abwarten."
Die Angst, die seit Wochen und Monaten in den Hinterköpfen der Fußballfans sitze, trage dazu bei, "dass es sich keiner antun will, 14 Tage in Quarantäne zu müssen. Auch die eingefleischten Fans nicht, die jahrelang bei jedem Spiel dabei waren." Niemand wolle Probleme mit seinem Arbeitgeber riskieren und die Gesundheit sei "dann doch wichtiger als der Fußball", betont Hofmann.
Verständnislosigkeit für UEFA-Vergabe nach Ungarn
So sieht es auch Johann Gehrlein, Vorsitzender des Fanclubs Die 13 Höslwanger aus dem Chiemgau. "Es geht um das Wohl der Allgemeinheit. Mit Ausnahmen zu experimentieren, wäre eine problematische Sache", meint Gehrlein. Wenngleich man sich bei den Abständen, die es in den Bundesligastadien am vergangenen Wochenende gegeben habe, schwer vorstelle könne, "dass man sich im Stadion ansteckt. Aber ich bin ja kein Virologe", sagt Gastwirt Gehrlein und appelliert an die Verantwortung der austragenden UEFA.
"Für mich ist es sowieso unverständlich, wieso die UEFA so ein Finale nach Ungarn gibt, das selbst sein Land für vier Wochen gesperrt hat", sagt Hofmann vom Nabburger Fanclub. Auch die kurzfristige Absage für den Stadionbesuch am vergangenen Freitag beim Bundesliga-Auftakt gegen Schalke sei schwer nachvollziehbar gewesen.
Trotz Söder-Ansage: 1300 Fans wollen nach Budapest
"Wir hatten alles organisiert, hatten 24 Karten, aber dann kam doch die Absage", berichtet Hofmann. "Ich finde, dass 7500 Fans in der Allianz Arena unter freiem Himmel über drei Stockwerke größeren Abstand gehabt hätten, als es zum Beispiel bei der Wirtshaus-Wiesn der Fall ist."
Noch weiß niemand, wann es wieder möglich sein wird, ein Heimspiel des FC Bayern von der Tribüne aus mitzuerleben. "Wir sind gespannt, wie es weitergeht. Wir lauern ständig, dass wir irgendwann wieder ins Stadion dürfen", meint Hofmann. Auch sein Höslwanger Kollege Gehrlein würde "gern wieder ein Spiel in der Arena sehen, wenn mal wieder Zuschauer erlaubt sind. Aber ins Ausland in ein Risikogebiet möchte ich nicht reisen, da bleibe ich lieber daheim."
Die Rückkehrer aus Budapest müssten "entweder testen oder in Quarantäne", hatte Söder am Dienstag erklärt. Rund 1300 Bayern-Fans wollen dennoch in die ungarische Hauptstadt reisen.