FC Bayern News: Dreier- oder Viererkette: Welchen Weg sollte der FC Bayern gehen?

Dreier- oder Viererkette? Zwei Meinungen zum Bayern-System

Von Lars Pricken & Max Georg Brand

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Zum dritten Mal setzte Julian Nagelsmann gegen RB Leipzig in einem Bundesligaspiel auf die Dreierkette hinten. Ein Modell für die Zukunft? Plädoyers für die Dreier- und Viererkette.

Pro Dreierkette: Mehr Variabilität - mehr Gefahr!

Julian Nagelsmann formt den FC Bayern immer mehr nach seinen Vorstellungen. Seine Vision und Fußball-Philosophie wird langsam sichtbar und dazu gehört auch, die Variabilität in Sachen Spielsystem zu erweitern. Dem 34-Jährigen scheint nun das zu gelingen, woran einige vor ihm gescheitert sind: Den FCB vom 4-2-3-1-System wegbringen, das gefühlt in der Vereinssatzung verankert ist.

Bislang spielten die Münchner drei Mal mit der Dreierkette. Gegen Greuther Fürth (3:1 im September), die Hertha (4:1) und jüngst RB Leipzig (3:2) holten die Bayern neun Punkte. Diese Ausbeute verleiht Nagelsmann Zeit und Ruhe, weiter an seinem neuen System zu feilen. Obwohl noch nicht alles perfekt lief, hat die Dreierkette eine große Zukunft.

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Durch das offensive System sind die Bayern im Angriff gefährlicher und haben mehr Möglichkeiten zur Spielgestaltung. In der Formation mit nur drei Verteidigern kann Nagelsmann mit Serge Gnabry, Kingsley Coman, Leroy Sane UND Thomas Müller agieren. Dadurch ergeben sich völlig neue Spielzüge, die sich für den Gegner auch mit akribischer Vorbereitung nicht vorhersehen lassen. Obendrein bleibt es so ruhig in der Truppe. Keiner der Ausnahme-Stürmer muss auf der Bank sitzen - die Harmonie im Team, die den Münchnern enormen Rückenwind verleiht, ist nicht in Gefahr.

Die bisher größte Kritik am neuen Spielsystem gilt der defensiven Anfälligkeit der Bayern. Ohne einen bestens aufgelegten Manuel Neuer (Sky Note 1) hätte es gegen Leipzig wohl keinen Dreier gegeben. Gerade schnelle Konter offenbarten noch Schwächen des Systems, das in der Rückwärtsbewegung auf einen Spieler weniger angewiesen ist.

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Goretzka und Kimmich als Schlüssel im System

Aber: Zunächst hat der FCB nunmal einen Manuel Neuer im Tor, der genau in solch turbulenten Spielen immer wieder beweist, auch mit 35 Jahren noch zur absoluten Weltspitze zwischen den Pfosten zu gehören. Dieser fällt nun einige Wochen aus, was die Umstellung aus das neue System erschwert, aber nicht unmöglich macht. Man muss bedenken, dass die Viererkette noch in der Findungsphase ist. Etabliert sich die Taktik, ist auch der Keeper nicht mehr so sehr gefordert. Zudem ist die Startelf noch nicht "vollständig".

Trotz des starken Auftritts von Corentin Tolisso gegen die Roten Bullen fehlt mit Leon Goretzka noch ein essenzieller Part des neuen Konstruktes. Der Ex-Schalker ist deutlich zweikampfstärker als Tolisso. Spielen Kimmich und Goretzka zusammen, laufen zwei Bollwerke im Mittelfeld auf, die sich bei Kontern sofort zurückfallen lassen können.

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Dann nimmt einer des Duos die Rolle als Libero ein, während die auf der Außenseite etablierten Benjamin Pavard auf rechts oder Lucas Hernandez auf links die Außenverteidiger geben können. So wird aus der Dreierkette fließend eine Viererkette, die im nächsten Angriff wieder aufgelöst werden kann. Damit wäre auch defensiv eine Grund-Sicherheit gewährleistet, die den Kreativköpfen in den vorderen Reihen mehr Freiheiten ermöglicht. Somit ist die Dreierkette nur als Grundordnung zu verstehen, die je nach Situation angepasst werden kann.

Sprich: Mehr Gefahr und Spielwitz bei gleicher Defensiv-Sicherheit. Das könnte der neue bayrische Weg werden, sobald sich das Team an die neuen Anforderungen gewöhnt hat.

Lars Pricken

Pro Viererkette: Weniger Risiko für europäischen Erfolg

Zugegeben, das Experiment Dreierkette hat im Verbund mit dem 3-2-4-1 in den drei Versuchen, die Julian Nagelsmann bisher gestartet hat, ergebnistechnisch und teilweise auch spielerisch überzeugen können. Doch stattgefunden haben diese Experimente unter den Laborbedingungen der Bundesliga gegen chancenlose Fürther sowie Herthaner und - na gut - gegen ebenbürtige Leipziger.

Die Defensive lieferte aber selbst da einige Ausreißer, welche die prominent besetzte Offensive jeweils ganz gut übertünchen konnte. Trotzdem bleiben vier Gegentore in den drei Spielen, was die Variante mit Dreierreihe alleine noch zu unsicher für größere Aufgaben wirken lässt.

Sky Reporter Florian Plettenberg über die Dreierkette beim FC Bayern München. (Videolänge: 55 Sekunden)

Der Dreierverbund bedarf weiterer Tests, bevor er in der Champions League eingesetzt werden kann. Bis dahin sollte Nagelsmann auf die bewährte Viererkette setzen. Denn die Bayern sind das 4-2-3-1 gewohnt. In diesem System haben die Münchner jahrelang Erfolge gefeiert, in dieser Ordnung wirken sie deutlich sicherer.

Die gegnerischen Chancen, die die Viererkette zulässt, sind nach aktueller Datenlage (wie gegnerische Schüsse aufs Tor, expected Goals) längst nicht so hochwertig wie die zugelassenen von der Dreierkette. Gegen eine Vierer-Abwehr finden weniger gegnerische Bälle den direkten Weg aufs Tor der Münchner. Mit der Dreierkette geben die Bayern dagegen noch mehr von der defensiven Stabilität auf, die sie in dieser Saison ein ums andere Mal schon haben vermissen lassen.

Mit Davies kehrt die Viererkette wohl zurück

Es ist verständlich, dass Nagelsmann bei der aktuellen Performance seiner Offensivleute niemanden rausnehmen will und auch mal etwas neues ausprobiert. Dass die Bayern jedoch so offensiv auch in der Königsklasse auftreten darf und sollte bezweifelt werden. Spätestens wenn Alphonso Davies wieder zurück ist und Nagelsmann nicht befürchten muss, mit vier gelernten Innenverteidigern eine Viererkette bilden zu müssen, dürfte der Bayern-Trainer wieder auf das gewohnte System zurückgreifen.

Mit Davies als Linksverteidiger statt Gnabry oder Coman als Schienenspieler verlieren die Münchner zwar ein wenig an Offensivkraft, gewinnen aber an defensiver Stabilität dazu. Gegen Mbappe, Salah und Co. ist das Risiko der Dreierkette einfach (noch) zu hoch.

Die Sky90-Runde diskutiert über die Dreierkette des FC Bayern München. (Videolänge: 1:59 Minuten)

Das Spiel der Bayern - unabhängig davon, welches System gespielt wird - ist zwar immer mit einem gewissen Risiko behaftet. Bei einigen Chancen und den Gegentoren gegen Leipzig war zu sehen, dass dem Rekordmeister ab und zu die nötige Präzision abgeht, die es mit Dreierkette braucht. Ein System mit vier Abwehrspielern ist dagegen weniger risikoreich und verzeiht den einen oder anderen Fehler.

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Wie Tim Borowski bei Sky90 verriet, ist es genau das, worauf die Gegner gegen Bayern lauern - den Tick zu viel Risiko. Zu selten können die Teams in der Bundesliga das jedoch ausnutzen. Auf europäischem Top-Niveau sieht das aber schon wieder ganz anders aus. Dann sollte bei derzeitigem Stand auf Nummer sicher statt auf Risiko gegangen werden.

Max Georg Brand

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