Douglas Costa ist zurück beim FC Bayern. Diese Meldung sorgte am Deadline Day für überraschte Gesichter. Schließlich verlief sein Abschied aus München alles andere als geräuschlos.
Von 2015 bis 2017 bestritt der Linksfuß unter Trainer Pep Guardiola 50 Spiele in der Bundesliga (8 Tore) sowie 20 in der Champions League (4). Nach einem fulminanten Start ließ er ebenso stark nach und schloss sich anschließend Juventus Turin an. Erst per Leihe, dann fest für ein Gesamtvolumen von rund 46 Millionen Euro.
"Costa hat nicht funktioniert, weil er ein ziemlicher Söldner war, der uns charakterlich nicht gefallen hat", zürnte der damalige Präsident und heutige Ehrenpräsident Uli Hoeneß. Umso überraschender, dass Costa nach drei Jahren nun zurück ist beim Rekordmeister. Macht die Verpflichtung Sinn für den Triple-Sieger? Ein Pro und Contra.
Pro:
Das Wichtigste vorab: Flicks Wunsch nach einem hochwertigen Flügelspieler wurde erfüllt. Der Erfolgstrainer hat auf den Außen, die für das Spiel der Bayern von immenser Bedeutung sind, nun reichlich Alternativen zur Verfügung.
Mit Serge Gnabry, Leroy Sane, Kingsley Coman, Jamal Musiala und Douglas Costa ist der FCB "top besetzt", wie es Sportvorstand Hasan Salihamidzic formulierte. Die Rückkehr des Brasilianers ergibt dabei aus mehreren Gründen Sinn.
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Aufgrund des eng getakteten Spielplans und der Verletzungshistorien von Sane, Coman und Gnabry ist der 30-Jährige eine willkommene Option. Die sportlichen Qualitäten sind per se über jeden Zweifel erhaben. Explosiver Antritt, enge Ballführung und extreme Dribbelstärke - Costa bringt alle Attribute für die Außenbahn mit. Zudem ist er im Eins-gegen-Eins nur schwer vom Ball zu trennen, da er oft unerwartete Entscheidungen trifft und die gesamte Breite des Platzes nutzt.
Neben dem Rasen sind die Vorteile der Rückkehr offensichtlich. Durch das bis zum Saisonende fixierte Leihgeschäft besteht für die Bayern, die nur das Gehalt bezahlen, kein Risiko. Dazu benötigt er keine lange Eingewöhnungszeit, da er den Verein und das Umfeld bereits kennt.
Contra:
Wenn die Bayern-Fans an Costas erste Zeit zurückdenken, erinnern sie sich vor allem an die vielen Tricks, Tore und Vorlagen. Allerdings: Diese produzierte der Flügelspieler nur in seiner Anfangszeit in zuverlässiger Regelmäßigkeit. Bei ihm wird vor allem die mitunter fehlende Konstanz in seinen Leistungen kritisiert. Deswegen schaffte er es weder bei Bayern noch bei Juve, den Status als unangefochtener Stammspieler zu erlangen.
Keine Frage, Costa kann an guten Tagen den Unterschied ausmachen. Sein Spielstil birgt aber auch Gefahren. Manchmal ist er zu ballverliebt, verpasst das Abspiel im richtigen Moment und leistet sich so unnötige Ballverluste. Zudem tut er sich schwer gegen körperlich starke Verteidiger.
Wie seine Konkurrenten ist auch der 31-malige Nationalspieler Brasiliens alles andere als frei von Verletzungen und fällt häufiger mal mit Muskelblessuren aus. Durchaus ein Risiko bei dem Mammut-Programm - dessen sollten sich auch Bayerns Verantwortliche bewusst sein.
Dazu kommt seine brisante Vergangenheit. Zwar glaubt Costa, das Thema sei erledigt, aber den Vorwurf von Hoeneß, er sei monetär getrieben, haben die Anhänger mit Sicherheit nicht vergessen. Und nun soll das überhaupt keine Rolle mehr spielen? "Ich lebe nicht in der Vergangenheit", sagte Costa bei seiner Vorstellung, "was passiert ist, ärgert mich nicht."
So cool er auf der Pressekonferenz auf die Fragen zu Hoeneß reagierte, verliert er auf dem Platz gelegentlich aber auch seine Nerven. In seiner Zeit bei Juventus wurde er nach einer Spuck-Attacke 2018 gegen Sassuolo für vier Spiele gesperrt. Solche Aktionen zeugen nicht wirklich von Charakterstärke, auf die die Münchner so viel Wert legen und das auch immer wieder betonen.
Costa sagt von sich, dass er reifer geworden sei. Das kann er nun unter Beweis stellen.