FC Bayern News: Erkenntnisse aus dem Test gegen Ajax Amsterdam
Bayern-Analyse zum Ajax-Test: Aussetzer, Auferstehung & Alternativen
Von Udo Hutflötz
2:2 gegen Ajax Amsterdam - auch bei seiner Heim-Premiere in der Allianz Arena bleibt Neu-Coach Julian Nagelsmann mit dem FC Bayern sieglos. Doch der Test gegen den niederländischen Rekordmeister liefert dennoch einige wichtige Erkenntnisse - teils positiv überraschende, aber auch einen negativen.
Auch beim Test gegen Ajax musste Nagelsmann neben den verletzten Akteuren auf die Nationalspieler verzichten, sodass letztendlich 15 Akteure nicht zur Verfügung standen. Umso mehr hatten die verbliebenen Spieler die Möglichkeit, auf sich aufmerksam zu machen und sich für die anstehende Saison im Kampf um die Kader- und Stammplätze in Stellung zu bringen.
Einigen ist dies gegen Amsterdam gelungen, einem hingegen - aufgrund einer ganz speziellen Aktion - überhaupt nicht. Sky Sport fasst die Erkenntnisse zusammen.
Gegen Ajax agierte der vom FC Reading gekommene 23-Jährige in der offensiveren Rolle und zeigte dabei gute bis sehr gute Ansätze. Mit seiner Schnelligkeit erinnert Richards fast ein wenig an Davies. Er zeigte gegen Ajax über 60 Minuten eine ansprechende Leistung, sowohl offensiv als auch defensiv. Nach vorne agierte er mutig und traute sich auch den Abschluss zu suchen.
Die Bayern-Trikots der Saison 2021/22
Zudem setzte er mit einigen sehenswerten Zuspielen seine Mitspieler immer wieder gut in Szene. In der Defensive half er dem jungen Josip Stanisic mit seiner Schnelligkeit und lief so immer wieder gefährliche Räume auf der linken Seite zu. Beim Gegentor zum 2:2 nach einem Freistoß hielt sich Richards aber nicht an die Einteilung, postierte sich anstatt im Rückraum am langen Pfosten und wurde prompt mit dem Gegentreffer dafür bestraft. Trainer Nagelsmann wollte dies gegenüber RTL aber nicht zu kritisch sehen: "Omar ist neu bei uns. Das ist nicht schlimm. Bis zum Start wird er es drin haben."
Dass muss er wohl auch, denn durch die Verletzungen von Davies und Hernandez wird wohl Richards in der 1. Runde des DFB-Pokals gegen den Bremer SV (LIVE auf Sky Sport) und beim Saisonauftakt bei Borussia Mönchengladbach (Freitag, 13. August LIVE auf Sky Sport Bundesliga) als Linksverteidiger auflaufen. Mit der Leistung gegen Ajax dürfte er die Sorgen der Münchner Verantwortlichen im Hinblick auf diese Spiele sicherlich etwas gelindert haben.
2. Sieb ernsthafter Kader-Kandidat
Bereits vor einigen Wochen betonten die Münchner Macher um den Vorstandsvorsitzenden Oliver Kahn die zukünftig hohe Relevanz des Bayern Campus - auch wegen der finanziellen Folgen der Corona-Pandemie. Trainer Nagelsmann solle, wenn möglich, eine neue Ära beim FC Bayern prägen - und im besten Fall mit Spielern aus dem eigenen Nachwuchs. Dieses Unterfangen scheint nun mit ersten Schritten in Angriff genommen zu werden.
Denn mit Armindo Sieb steht ein gerade mal 18-jähriger Youngster davor, dauerhaft in den Kader der Profis integriert zu werden. Anders sind die lobenden Worte von Nagelsmann, der Sieb noch aus Hoffenheimer Zeiten kennt, nicht zu interpretieren. "Der Campus ist sehr, sehr spannend. Wir haben viele gute, talentierte Spieler. Armindo hat es bis jetzt in der Vorbereitung sehr gut gemacht. Er ist ein sehr interessanter Spieler mit einem guten Tempo, mit einem unheimlich guten Abschluss. Er hat einen interessanten Körper mit einem tiefen Schwerpunkt und ist so eklig zu verteidigen. Aber er hat natürlich auch noch Schritte zu gehen. Wenn er aber so auftritt wie im Training oder im ersten Test gegen Köln, dann sind es die richtigen Schritte", erkläre Nagelsmann vor dem Test gegen Ajax.
Bei diesem durfte Sieb von Beginn an auflaufen und zeigte sich besonders in der Anfangsphase aktiv. In der sechsten Minute gehörte ihm die erste Torchance, als er ein Zuspiel von Eric Maxim Choupo-Moting mit einer fließenden Bewegung mitgenommen hatte, beim Abschluss aus 16 Metern aber im letzten Moment noch von einem Verteidiger-Bein geblockt werden konnte.
Auch danach machte er von den jungen Spielern den besten Eindruck. Er fiel immer wieder mit seiner Schnelligkeit und seiner guten Technik auf. Auch nach einem etwas längeren und kraftraubenden Sprint behielt er stets die Ruhe und Übersicht und fand den freistehenden Mitspieler. Kann er diese positive Entwicklung aufrechthalten, scheint eine Rolle als Back-up auf dem offensiven Flügel durchaus wahrscheinlich.
3. Sarr macht bestes Spiel im Bayern-Trikot
Eine ähnliche Rolle - wenn auch eine Position weiter hinten - könnte auch ernsthaft Bouna Sarr zukommen. Der Franzose, der in der vergangenen Saison am Sommer-Deadline-Day geholt wurde, wurde bereits von vielen als Fehleinkauf abgestempelt. Unter dem alten Coach Hansi Flick spielte der Rechtsverteidiger überhaupt keine Rolle. Sogar Niklas Süle als gelernter Innenverteidiger wurde Sarr vorgezogen.
Zwar kann nun noch nicht davon gesprochen werden, dass Nagelsmann Sarr auf ein neues Level gehoben hat, aber Fakt ist, dass Sarr gegen Ajax sein bestes Spiel im Bayern-Trikot absolviert und damit quasi eine Auferstehung gefeiert hat. Nach einer kleinen Phase der Verunsicherung in den ersten Minuten blühte der Franzose förmlich auf und gehörte zu den besten Akteuren auf dem Platz.
Das lag nicht nur an seiner starken Vorlage zum 1:1, als er mit großer Spritzigkeit und großem Willen durch die Abwehrkette der Amsterdamer marschierte und Choupo-Moting im Zentrum mustergültig bediente. Auch danach - mit reichlich Selbstvertrauen ausgestattet - machte Sarr weite Wege und flankte ein ums andere Mal gefährlich in die Mitte. Bleibt diese Leistung keine Eintagsfliege, dürfte Sarr eine ernsthafte Back-up-Option auf der rechten Abwehrseite sein und würde dann zusammen mit Sieb weitere Transfers des FC Bayern in diesem Sommer überflüssig machen.
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4. Zirkzee lässt Seriosität vermissen
Beim FC Bayern gibt es in der Sturmspitze nur eine Lösung - und die heißt Robert Lewandowski. Der Weltfußballer des Jahres 2020 ist unangefochtener Stammspieler und bringt auch die körperlichen Voraussetzungen mit, nahezu alle Spiele spielen zu können. Doch wenn er mal pausiert, muss er ersetzt werden. Um diese Rolle duellieren sich in der Vorbereitung aktuell Choupo-Moting und Joshua Zirkzee.
Spätestens nach dem Ajax-Test dürfte das Pendel zu Gunsten des Kameruners ausschlagen. Dies liegt auf der einen Seite an der eigenen starken Leistung inklusive Tor und auf der anderen Seite an dem Auftritt von Zirkzee. Symptomatisch dafür stand dessen Aktion kurz vor der Halbzeit. Der Angreifer nutzte einen Patzer in der Defensive von Ajax und marschierte völlig frei auf das leere(!) Tor. Doch anstatt den Ball aus fünf Metern einfach ins Netz zu schieben, dribbelte Zirkzee weiter und wollte quasi mit dem Ball am Fuß die Torlinie überqueren. Im letzten Moment grätschte ein nachgeeilter Verteidiger dazwischen und klärte die Situation.
Nagelsmann fand nach dem Spiel klare Worte zu dieser Aktion: "Da weiß der Spieler selbst, dass er ihn machen muss. Er denkt er hat Zeit, sieht den Verteidiger nicht. Ich muss nicht mit ihm reden, er wird es selber wissen. In einem Bundesliga-Spiel wird er hoffentlich mehr Seriosität haben." Fraglich nur, ob Zirkzee dazu noch häufig die Chance bekommen wird ...