Seit Sonntag befindet sich der FC Bayern München im Mannschaftstraining und geht damit in die letzte Phase vor dem Champions-League-Wiederbeginn. Dabei könnte der deutsche Rekordmeister besonders von seinem Trainer Hansi Flick profitieren.
Cyber-Training? Beendet! Kleingruppen-Training? Ebenfalls passé! Seit Sonntag heißt es nun: Teamtraining - und das in voller Mannschaftsstärke. Der FC Bayern mit seinem Trainer Hansi Flick ist damit in der letzten Phase vor dem Wiederbeginn in der Champions League angekommen.
Knapp zwei Wochen haben die Münchner nun Zeit, sich auf das Achtelfinal-Rückspiel gegen den FC Chelsea (Hinspiel: 3:0) vorzubereiten, an die starke Form vom Saisonendspurt anzuknüpfen und den Einzug in das Champions-League-Finalturnier perfekt zu machen. Nach der Corona-Pause holte der Rekordmeister in elf Spielen elf Siege und fuhr somit bereits das Double aus Meisterschaft und DFB-Pokal ein. Mit dem Champions-League-Triumph soll nun der Erfolg von 2013 wiederholt und der große Triple-Traum erfüllt werden.
WM-Turniermodus könnte für Überraschungen sorgen
Allerdings unterscheiden sich die aktuelle Champions-League-Spielzeit und die von 2013 gravierend. Während der wichtigste Vereinswettbewerb im europäischen Fußball vor sieben Jahren nach dem gewohnten K.o.-Modus mit Hin- und Rückspiel absolviert wurde, kommt es in diesem Jahr aufgrund der Verschiebungen durch Corona zu einem neuen, komprimierten Format mit lediglich einem Spiel pro Runde - quasi eine Mini-Weltmeisterschaft.
"Die Tagesform entscheidet" und "bei einem Spiel kann alles passieren" sind bei einem solchen Format häufig gewählte Floskeln bei Spielern und Trainern. Denn nicht selten kommt es bei Turnieren auch zu großen Überraschungen in der K.o.-Phase, wie zum Beispiel bei der Weltmeisterschaft 2018, als Russland im Achtelfinale den Favoriten Spanien ausschaltete. Auch beim deutschen Titelgewinn 2014 in Brasilien lagen mehrmals Underdog-Siege in der Luft, als das DFB-Team sich beispielsweise in der Runde der letzten 16 gegen Algerien bis in die Verlängerung quälte oder Costa Rica im Viertelfinale erst im Elfmeterschießen an der Niederlande scheiterte.
Flick hat Erfahrungen mit Turniermodus
Geht es dem FC Bayern, der in der diesjährigen Champions League zu den Favoriten zählt, ähnlich? Die Besetzung des Trainerpostens lässt zumindest hoffen, dass dies nicht der Fall ist. Coach Flick könnte sogar zum X-Faktor im Kampf um den Henkelpott werden und den Münchnern den entscheidenden Vorteil liefern.
Immerhin ist der 55-Jährige der einzige der verbliebenen zwölf Trainer, der einen Wettbewerb mit diesem Format miterlebt und bereits sogar gewonnen hat - auch wenn er 2014 in Brasilien "nur" der Co-Trainer von Joachim Löw war. Bei insgesamt vier Turnieren (EM 2008 und 2012, WM 2010 und 2014) stand Flick an der Seitenlinie, gestaltete die Trainingslagerinhalte mit, steuerte die Belastung der Profis und führte Gespräche mit den Spielern gegen den Lagerkoller und alle Unwägbarkeiten, die eine solch straffes Turnier mit sich bringt.
Die Double-Trainer des FC Bayern München
Auch im Vorfeld des CL-Turniers erwägt der FC Bayern seinen Kader in einem Trainingslager einzustimmen. "Natürlich haben wir das geplant", verrät der Bayern-Coach auf der Pressekonferenz.
Dort kann Flick dann seinen kompletten Erfahrungsschatz für K.o.-Turniere, die innerhalb weniger Tage absolviert werden, einbringen und ausspielen. Flick weiß, dass dieser Faktor einen positiven Einfluss haben könnte, wollte sich bei der Medienrunde aber nicht auf diesen Aspekt versteifen. "Ich habe natürlich viele Turniere mitgemacht. Allerdings gibt es in der Champions League viele Spieler und Kader, die auf reichlich Turniererfahrung zurückgreifen können. Ob es ein Vorteil ist, weiß ich nicht, zumindest ist es kein Nachteil."
190 Turnierspiele: Bayern-Kader kennt das Format
Mit seiner Aussage schließt Flick auch seinen eigenen Kader mit ein. Wie er selbst verfügt auch ein Großteil der Bayern-Profis über reichlich Turnierpraxis. Insgesamt 17 Spieler aus dem Münchner Kader waren bereits bei Weltmeisterschaften, Europameisterschaften, der Copa America oder anderen großen Turnieren dabei und feierten dort teils große Erfolge. Unter dem Strich stehen somit 190 internationale Turnierspiele im FCB-Kader. Mit Manuel Neuer (27 Spiele), Thomas Müller (27) und Jerome Boateng (24) gehören die drei erfahrensten zum Stammpersonal.
Die Voraussetzungen sowie die Vergangenheit von Trainer und Spielern sprechen für ein erfolgreiches Abschneiden der Bayern in der Champions League. Jetzt müssen die Akteure dies nur noch auf dem Platz umsetzen ...