FC Bayern News: Thomas Müller nach dem 8:2 gegen den FC Barcelona

Sonderlob von Flick: Müller erklärt Bayerns Erfolgsrezept

Von Robin Schmidt

Rekordspieler, Barcas Albtraum und Mann des Spiels: Thomas Müller erlebte beim historischen 8:2-Sieg im Viertelfinale der Champions League gegen den FC Barcelona eine magische Nacht. Nur ein Vorhaben wollte dem Bayern-Star partout nicht gelingen.

Bereits kurz nach dem Anpfiff stand fest, dass es ein besonderer Abend für Thomas Müller werden würde. Mit seinem 113. Einsatz löste er Philipp Lahm als deutschen Rekordspieler in der Champions League ab. Bestmarken wie diese sind für Müller aber nicht von großer Bedeutung: "Das hat ja gar nichts mit Fußball zu tun. Das ist nur eine Statistik", stellte er am Sky Mikrofon klar.

ZUM DURCHKLICKEN: Die Noten der Bayern-Stars gegen Barcelona

Manuel Neuer: Wie gewohnt ein sicherer Rückhalt für den FC Bayern. Rettet stark im Eins-gegen-Eins mit Suarez in der neunten Minute und verhindert so den Rückstand. Danach nicht mehr häufig gefordert. Bei den Gegentoren machtlos. Note: 2
Joshua Kimmich: Zeigt zu Beginn ungewohnt viele Stellungsfehler und lässt unmittelbar vor dem 1:1 Alba laufen. Steigert sich mit zunehmender Spielzeit, ist am Ende zweikampfstärkster FCB-Akteur, assistiert beim 4:1 und trifft selbst zum 5:2. Note 2
Jerome Boateng: Lässt sich vor dem 2:4 von Luis Suarez zu leicht vernaschen. Auch sonst – wie Nebenmann Alaba - nicht ganz so souverän wie in der bisherigen Saison. Note 4
David Alaba: Unglücklich, aber fehlerlos beim Eigentor zum 1:1. Gewinnt insgesamt jedoch nur jeden fünften Zweikampf und kann die gewohnte Souveränität nicht immer aufrechthalten. Lässt mit seinen Nebenmännern zu viele Barca-Chancen zu. Note 4
Alphonso Davies: Defensiv über das gesamte Spiel immer wieder mit Problemen und Stellungsfehlern. Wie der Kanadier aber das 5:2 vorbereitet, ist Weltklasse! Zudem wichtig: kann nach seinen leichten Problemen inkl. Trainingspause durchspielen. Note 3
Thiago: Der Münchner mit den meisten Ballaktionen im gesamten Spiel. Versprüht wenig Glanz, spielt aber fehlerlos und solide und sorgt dafür, dass Bayern im Mittelfeld häufig die Oberhand behält. Note 3
Leon Goretzka: Offensiv mit einem absoluten Geniestreich bei seiner Vorarbeit zum 3:1. Ansonsten mit einem grundsoliden Auftritt in der Defensive. Fängt viele Bälle ab und erstickt so einige Barcelona-Chancen im Keim. Note 2
Serge Gnabry: Ist neben Thomas Müller DER Aktivposten im FCB-Angriffsspiel. Ist sowohl beim 1:0 als auch beim 2:1 beteiligt und krönt seine starke erste Hälfte mit dem 3:1, wo er erst das Laufduell gewinnt und anschließend trocken einnetzt. Note: 1
Thomas Müller: Beweist wie so oft Torjägerqualitäten und trifft im ersten Durchgang in typischer Manier gleich doppelt – sowohl mit links als auch mit rechts. Bereitet zudem das 7:2 vor und leitete fünf weitere Torschüsse ein. Note: 1
Ivan Perisic: Darf erneut von Beginn an ran und zahlt das Vertrauen zurück. Beweist vor dem 1:0 gutes Auge mit seiner Flanke und trifft selbst zum 2:1. Nicht ganz so auffällig wie Gnabry, sein Pendant auf der anderen Seite, dennoch stark: Note: 2
Robert Lewandowski: Ist nicht wie so oft der Anker in der FCB-Offensive. Vergibt in der ersten Hälfte mehrere Chancen gegen ter Stegen, läuft aber unermüdlich an und ist damit Bayerns erster Verteidiger. Belohnt sich mit dem 6:2-Treffer. Note 2
Kingsley Coman: Kommt in der 67. Minute für Perisic ins Spiel. Hat in der 68. Minute die große Chance auf das 6:2, sein Schuss wird im letzten Moment aber abgeblockt. Fügt sich insgesamt aber gut ein. Note 3
Philippe Coutinho: Darf ab der 75. Minute gegen seinen Stammverein ran und dreht in der restlichen Spielzeit auf. Bereitet das 6:2 von Lewandowski vor und trifft danach selbst noch zweimal. Gala-Kurzauftritt! Note 1
Niklas Süle: Kommt in der 76. Minute für Boateng ins Spiel und kann so nach seiner langen Verletzung weitere Spielpraxis sammeln. Keine Bewertung
Corentin Tolisso: Darf in der 84. Minute für Goretzka noch kurz ran. Ohne nennenswerte Aktionen. Keine Bewertung.
Lucas Hernandez: Sitzt erneut lange auf der Bank und darf erst ab Minute 84 für Davies mitwirken. Macht über links in der Schlussphase nochmal Dampf und wird mit seinem Assist für Coutinho zum 8:2 belohnt. Keine Bewertung.

Dass er Andriy Shevchenko überholt hat und nun der Spieler mit den meisten Toren (sechs) in der Champions League gegen den FC Barcelona ist, dürfte ihn ebenfalls nur am Rande interessiert haben. Zahlen und Statistiken sind ein nettes Beiwerk, doch vielmehr Freude löste bei ihm das Zusammenspiel mit seinen Teamkollegen aus.

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Müller geht bei Lewandowski "das Herz auf"

"Wie Lewy beim ersten Tor nicht einfach wild versucht, sich zu drehen und zu schießen, sondern mir den Ball wieder auflegt - da geht mir das Herz auf", lobte der 31-Jährige die Uneigennützigkeit des Polen. Müller ließ ter Stegen anschließend mit einem Linksschuss keine Abwehrchance und leitete damit die historische Bayern-Gala ein.

Bayerns Freigeist war 2014 auch einer der Protagonisten bei einem ähnlich denkwürdigen Torfestival, doch Vergleiche mit dem 7:1 von Deutschland im WM-Halbfinale gegen Brasilien wiegelte Müller entschieden ab. "Gegen Brasilien hatten wir es nicht so unter Kontrolle. Natürlich kannst du den FC Barcelona nie ganz ausschalten, aber wir haben eine super erste Halbzeit hingelegt. Wir waren einfach brutal dominant."

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Grund für diese Dominanz sind aus Müllers Sicht aber nicht nur das enorm hohe Pressing, die immense Kreativität im Ballbesitz und der herausragende Fitnesszustand, sondern auch das Auftreten der Einwechselspieler. "Am schönsten ist aber eigentlich, wenn man sieht, dass die Spieler, die reinkommen, den gleichen Effekt, die gleiche Freude und die gleiche Einstellung haben."

Flick mit Sonderlob für Müller

Mit Philippe Coutinho (zwei Tore, eine Vorlage) und Lucas Hernandez (eine Vorlage) fügten sich zwei Joker nahtlos ein, die zuletzt mehr zu den Sorgenkindern zählten und nun Selbstvertrauen tankten, was sich in Lissabon noch als wichtig erweisen könnte.

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Die Bedeutung von Thomas Müller für den FC Bayern ist ohnehin über jeden Zweifel erhaben. Nach seiner Glanzleistung gegen Barca wurde er zum Mann des Spiels ausgezeichnet. "Das hat er sich auch verdient", verteilte Flick ein Sonderlob an seine Nummer 25 und weiter: "Er war für uns immer wieder Signalgeber für unser Pressing. Das macht er einfach hervorragend."

Bei Vidal stößt Müller auf Granit

Auch Lothar Matthäus zeigt angetan von den Fähigkeiten des Ex-Nationalspielers. "Er ist nicht wegzudenken und ein absoluter Führungsspieler. Er vereint alles. Er ist ein Bayer, er ist ein Spaßvogel, kann aber auch ernst sein, wenn es mal nicht so läuft", sagte der Sky Experte und weiter: "Wenn er etwas sagt, hören alle Spieler zu." Alle bis auf Arturo Vidal.

Der Chilene behauptete noch vor dem Spiel, dass die Katalanen die beste Mannschaft der Welt seien. Mit zunehmender Spieldauer versuchte der heißblütige Südamerikaner, seinen Frust in unnötigen Fouls zu bewältigen. Müller versuchte mit deutlich hörbaren "Artuuuro"-Rufen, seinen ehemaligen Teamkollegen zu bändigen, doch wirklich gelingen wollte es ihm nicht. Das dürfte ihn am Ende aber genauso wenig tangiert haben wie seine Rekorde.

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