Thomas Müller ist ein Mann der klaren Worte: Mit Blick auf seine Zukunft stellte er nun ein mögliches Karriereende 2025 in den Raum. So langsam sollte man sich also beim FC Bayern Gedanken machen, wer auf das FCB-Urgestein folgen könnte.
Über die Wichtigkeit von Thomas Müller für den FC Bayern gibt es wohl kaum zwei Meinungen. Sportlich brilliert der 32-Jährige durch seine Spielintelligenz, seinen Torinstinkt und seine Stärke als Vorlagengeber. Müller ist aktuell in ganz Europa der Spieler mit den meisten Torvorlagen in dieser Saison (19) und in der ewigen Scorer-Tabelle der Champions League belegt er mit 50 Torbeteiligungen Platz sieben - um nur zwei Statistiken zu nennen.
Fast ebenso wichtig sind seine menschlichen Qualitäten. Das Eigengewächs der Münchner dient nicht nur als Identifikationsfigur, sondern auch als Führungspersönlichkeit im Team. Mit seiner lockeren, (fast) immer gut gelaunten Art kommt er quasi bei allen gut an und wird als Lautsprecher "Radio Müller" auf und neben dem Platz von der Mannschaft akzeptiert.
Dass die Ära Müller aber irgendwann enden muss, rief der Bayern-Star nun höchstpersönlich in Erinnerung. Auf einer Pressekonferenz im Rahmen der Länderspielreise mit dem DFB erklärte er: "Ich habe im Kopf, dass ich bis 2025 auf Top-Niveau Fußball spielen will. So fühlt es sich aktuell an."
Dem FC Bayern bleiben also wohl noch ein paar Jahre Zeit, einen Nachfolger aufzubauen. Doch wer käme mittelfristig überhaupt als Müller 2.0 in Frage?
Wer kann sportlich auf Müller folgen?
Die interne Lösung
Jamal Musiala
Die offensichtlichste Option ist Musiala. Der 19-Jährige fungiert beim FC Bayern schon jetzt unter anderem als Müller-Backup und macht seine Sache mit drei Toren und fünf Vorlagen in dieser Bundesligasaison mehr als ordentlich. Der gebürtige Stuttgarter ist zudem das erste Bayern-Talent seit David Alaba, welches sich im Profi-Team des Rekordmeisters etablieren konnte. Sein Vertrag läuft noch bis 2026.
Musiala dürfe daher der 1-A-Plan der Bayern für die Müller-Nachfolge sein.
Paul Wanner
Ein Kandidat für die Zukunft ist außerdem Wanner. Der Youngster feierte Anfang Januar mit 16 Jahren und 15 Tagen sein Profidebüt und avancierte damit zum jüngsten Bundesligaspieler in der Geschichte des FC Bayern. Der Klub verlängerte Wanners Vertrag wenig später langfristig bis 2027.
Bei Julian Nagelsmann hat er schon jetzt Eindruck hinterlassen. "Er ist ein unfassbares Talent, sehr schnell, sehr ballsicher, mutig", so der FCB-Coach: "Paul muss klar bleiben im Kopf, dann stehen ihm Tür und Tor offen."
Ob aus Wanner der Müller der Zukunft werden kann, steht aber noch in den Sternen
Die externen Optionen
Florian Wirtz (Bayer Leverkusen)
Der Leverkusener passt ins Beuteschema der Münchner. Wirtz ist eines der vielversprechendsten Talente der Bundesliga und deutscher Nationalspieler. Der 18-Jährige glänzte für Leverkusen in dieser Saison mit zehn Pflichtspieltoren und 14 Assists, wurde nun aber durch einen Kreuzbandriss außer Gefecht gesetzt. Das Problem: Wirtz hat bei Bayer noch einen Vertrag bis 2026 und steht nicht nur beim FCB auf der "Watchlist". Die Kosten für eine Verpflichtung dürften sich daher in Sphären befinden, in denen sich die Bayern eher ungern bewegen.
Giovanni Reyna (Borussia Dortmund)
Der Shootingstar von Borussia Dortmund würde von der Spielanlage ins Anforderungsprofil passen. Doch der BVB plant langfristig mit dem 19-Jährigen und möchte ihn zu einer der zentralen Figuren des Umbruchs in der Mannschaft machen. Der Vertrag des US-Nationalspielers läuft 2025 aus. Die Bayern dürften den Youngster also zumindest im Auge behalten. Reyna wären jedenfalls nicht der erste Top-Kicker, den es von Dortmund nach München verschlägt.
Christoph Baumgartner (TSG Hoffenheim)
Baumgartner ist ein echter Allrounder. Der 22-Jährige ist unglaublich flexibel, kann vom zentralen Mittelfeld bis hin zum Sturm und den Flügeln alle Positionen bekleiden. Der Österreicher schaffte 2019 den Sprung aus der TSG-Jugend zu den Profis und entwickelte sich seither zum Stammspieler und Leistungsträger. Sein Vertrag läuft noch bis 2025.
Dani Olmo (RB Leipzig)
Der Spanier überzeugt seit seinem Wechsel zu RB Leipzig im Januar 2020 mit zehn Toren und 14 Vorlagen in 56 Bundesliga-Partien. Allerdings hat der FC Barcelona ein Auge auf den 23-Jährigen geworfen, dort spielte Olmo bereits in der Jugend. Ob er seinen Vertrag bis 2024 bei Leipzig erfüllt, bleibt also abzuwarten. Die Bayern hätten bei Interesse wohl nur Außenseiterchancen.
Kai Havertz (FC Chelsea)
Wenn man über den Tellerrand der Bundesliga hinausschaut, gibt es da natürlich noch Havertz. Es ist kein Geheimnis, dass die Bayern in der Vergangenheit durchaus mit einer Verpflichtung des Ex-Leverkuseners geliebäugelt hatten. Der 22-Jährige ist nach einem etwas holprigen Start inzwischen voll beim FC Chelsea angekommen. Sein Vertrag dort läuft noch bis 2025. Eine Verpflichtung des deutschen Nationalspielers dürfte für die Münchner eine kostspielige Angelegenheit werden, wenn er nicht mit Vertragsende ablösefrei nach München will.
Martin Ödegaard (FC Arsenal)
Im Sommer 2025 läuft auch der Vertrag von Ödegaard in London. Der 23-Jährige galt bei seinem Wechsel zu Real Madrid 2015 als Jahrhundertalent, verschwand durch zahlreichen Leihstationen aber ein wenig aus dem Fokus der Öffentlichkeit. Seit vergangenem Sommer spielt der Norweger beim FC Arsenal und zeigt dort gute Leistungen (fünf Tore und drei Assists in 26 PL-Spielen). Die Bayern hatten in der Vergangenheit unter Pep Guardiola schon einmal die Fühler nach Ödegaard ausgestreckt.
Wer kann menschlich auf Müller folgen?
Mit spielerischen Qualitäten alleine ist Müller beim FC Bayern allerdings nicht zu ersetzen. Und selbst seine menschlichen Qualitäten sind wohl nur auf mehrere Schultern verteilt zu kompensieren.
Als Führungsfigur
In Sachen Führungsspieler haben die Bayern mit Joshua Kimmich ihren Leader der Zukunft bereits gefunden. Der 27-Jährige ist eine feste Säule im Team und dirigiert seine Kollegen aus der Mittelfeldzentrale heraus. Mit seinem extremen Ehrgeiz schießt Kimmich allerdings auch gerne mal übers Ziel hinaus und hat auch in der Öffentlichkeit durch die Impfdebatte an Sympathien verloren.
Das etwas ausgeglichenere Gegenstück zu Kimmich ist Kumpel Leon Goretzka. Auch er ist Teil der langfristigen Planung an der Säbener Straße. Zusammen dürfte das Duo die Führungsrolle von Müller übernehmen.
Als Identifikationsfigur
Ob die beiden auch zu echten Münchner Identifikationsfiguren reifen können, ist allerdings fraglich. Als einziges Eigengewächs neben Müller im etablierten Profi-Kader der Bayern hat wohl nur Musiala die Voraussetzungen, sich auf Dauer dahin zu entwickeln.
Kein Bayern-Urgestein, aber ein Typ Müller ist vielleicht Alphonso Davies. "Phonzie" avancierte von Beginn an in München zum Fan-Liebling. Der Kanadier nimmt sich selbst nicht allzu ernst, ist im Training oder in den sozialen Netzwerken regelmäßig für einen Spaß zu haben und verkörpert damit noch am ehesten die Leichtigkeit eines Thomas Müller.
Müller hält sich Abschied offen
Natürlich ist das Abschied von Müller 2025 nicht in Stein gemeißelt. "Solange die Kriterien auf beiden Seiten passen, gibt es da kein pauschales Ende für mich", betonte der Angreifer: "Aber ich will auch nicht so lange spielen, bis alle sagen: Jetzt wird's langsam mal Zeit." Und irgendwann hat bekanntlich alles mal ein Ende ...