Die nächsten Wochen werden über den Erfolg des FC Bayern in dieser Saison entscheiden. Trainer Julian Nagelsmann sprach vor dem Topspiel gegen Union von einer Achse, die sich für die anstehenden Spiele finden soll. In der Offensive hat sich diese beim 3:0-Erfolg gegen Union herauskristallisiert - mit zwei Verlierern.
VfB Stuttgart (A), Paris Saint-Germain (H), FC Augsburg (H), Bayer Leverkusen (A), Borussia Dortmund (H), SC Freiburg (H), SC Freiburg (A) - so sieht das Programm des FC Bayern in den kommenden Wochen aus, in denen der deutsche Rekordmeister in allen drei Wettbewerben gefordert sein wird.
Um am Ende der Saison möglichst viele Titel einheimsen zu können, muss der FCB genau in diesen Partien erfolgreiche Ergebnisse einfahren und den Grundstein für den Saisonendspurt legen. Das Erfolgsrezept dafür: eine funktionierende Achse. Genau von dieser sprach Bayern-Coach Julian Nagelsmann vor dem Topspiel gegen Union Berlin.
Beim 3:0-Sieg gegen die Eisernen kristallisierte sich dabei besonders in der Offensive eine solche - bestehend aus einem Trio - heraus.
Teil eins der Offensiv-Achse: Thomas Müller
Thomas Müller erlebte ein schwieriges vergangenes Wochenende. Bei der 2:3-Niederlage gegen Borussia Mönchengladbach fiel das Bayern-Urgestein der Auswechslung nach der Roten Karte für Dayot Upamecano zum Opfer. Nach nicht einmal 20 Minuten war Schluss für den Kapitän (in Abwesenheit von Neuer). Eine Debatte über Nagelsmanns Entscheidung brach los.
Nur wenige Tage später entschärfte der Bayern-Coach die Thematik, indem er Müller am Freitag auf der Pressekonferenz eine Stammplatzgarantie für das Union-Duell ausstellte. Und dieser zeigte die bestmögliche Reaktion auf dem Platz. Gegen Union gehörte Müller in einer starken Münchner Mannschaft zu den besten Akteuren. Neben seiner bekannten Lauf- und Einsatzbereitschaft überzeugte der 33-Jährige auch mit nackten Zahlen. Die Treffer zwei und drei legte Müller teils brillant vor. Beim 2:0 durch Kingsley Coman leitete der Kapitän den Ball mustergültig mit nur einer Berührung weiter und schickte somit den Franzosen ins Eins-gegen-eins gegen Unions Keeper Frederik Rönnow. Beim 3:0 durch Jamal Musiala spielte er auf rechts außen einen verzögerten Doppelpass mit Coman, um dann von der Grundlinie punktgenau auf Musiala abzulegen. Auch bei der Entstehung des Führungstreffers hatte Müller seine Füße im Spiel.
Dennoch sah der gebürtige Weilheimer noch persönliches Verbesserungspotenzial: "Ich war aktiv, aber natürlich auch in der Bringschuld. Wenn du nach drei Minuten so ein Ding liegen lässt, darfst du den Kopf nicht in den Sand stecken und musst weitermachen. Gemeinsam mit Alphonso Davies muss ich nachsitzen, was Torabschlüsse angeht", erklärte Müller bei DAZN. Die zwei Torvorlagen hätten die Situation aber "ein bisschen angenehmer" gemacht, schob er hinterher. "Es hat mir auch selber viel Spaß gemacht, in vielen Aktionen mit dabei zu sein. Es war ein gutes Spiel."
Sky Experte Dietmar Hamann begrüßte bei Sky90 die Entscheidung von Nagelsmann, von Beginn an auf Müller zu setzen und diesen dadurch nach der Blitzauswechslung gegen Gladbach wieder zu stärken: "Er (Nagelsmann, Anm. d. Red.) wusste, er braucht ihn. Wenn Nagelsmann in München alt werden will, wird er Müller - solange dieser da ist - brauchen."
Dies wird auch in den kommenden Wochen der Fall sein, wenn die extrem wichtigen Spiele in allen drei Wettbewerben anstehen. Ähnlich verhält es sich mit Jamal Musiala.
Teil zwei der Offensiv-Achse: Jamal Musiala
Der Youngster feierte gegen Union seinen 20. Geburtstag - und beschenkte sich selbst mit einer starken Leistung - inklusive Tor zum 3:0. Daneben überzeugte Musiala wie gewohnt mit seiner Leichtfüßigkeit und Übersicht in zahlreichen Aktionen. Sechs Torschüsse, zehn Ballaktionen im gegnerischen Strafraum (beides Bestwerte beim FC Bayern) sowie eine starke Zweikampf- (54 Prozent) und Passquote (85 Prozent) rundeten den gelungenen Auftritt des Offensivakteurs ab.
Dementsprechend zufrieden zeigte sich auch Nagelsmann nach der Partie: "Er (Jamal Musiala, Anm. d. Red.) ist weltklasse. Er hat sich in der defensiven Arbeit verbessert, offensiv hat er herausragende Qualitäten." Dies zeigt sich auch in der folgenden Statistik: Musiala erzielte gegen Union sein elftes Saisontor und ist damit in den Top-5-Ligen Europas unter allen Spielern mit mindestens elf Ligatoren der jüngste Akteur.
Ein Musiala in dieser Form muss und wird in den anstehenden Wochen Dreh- und Angelpunkt im Münchner Spiel sein. Dies lässt sich wohl auch über Kingsley Coman sagen.
Teil drei der Offensiv-Achse: Kingsley Coman
Nachdem der Franzose gegen Borussia Mönchengladbach noch verletzungsbedingt gefehlt hatte, brachte ihn Nagelsmann im Topspiel gegen Union von Beginn an. Der Flügelspieler stellte erneut eindrucksvoll unter Beweis, dass er der derzeit formstärkste offensive Außenbahnspieler der Münchner ist. Ein Tor, ein Assist und beim 3:0 durch Musiala entscheidend bei der Entstehung beteiligt - der Impact des Franzosen war unverkennbar.
90 Prozent Passquote und eine blütenweiße Zweikampfweste (sechs von sechs gewonnen) machten den starken Auftritt Comans perfekt. Damit dürfte er sich in Bezug auf die kommenden Wochen in eine gute Position im Kampf um die Startplätze gebracht haben.
Sane und Gnabry bleibt wohl erstmal nur ein Bankplatz
Müller, Musiala, Coman - die offensive Achse hinter Angreifer Eric Maxim Choupo-Moting dürfte sich nach dem starken Auftritt gegen Union gebildet haben. Dies bedeutet jedoch zugleich, dass sich zwei DFB-Stars vorübergehend mit einer Nebenrolle zufrieden geben müssen.
Leroy Sane und Serge Gnabry, die zuletzt eher durch Geschichten außerhalb des Platzes aufgefallen waren, kamen gegen Union nur von der Bank. In der verbliebenen Spielzeit brachte es lediglich Gnabry auf einen Schuss. Bei den Torschussvorlagen gingen beide gänzlich leer aus - ausbaufähige Statistiken. Der erstmals nach seiner Verletzung wieder im Kader stehende und ebenfalls für wenige Minuten eingewechselte Sadio Mane beteiligte sich deutlich aktiver am Spiel der Münchner (drei Torschussvorlagen).
Dass dieser nach seiner langen Verletzungspause gleichzeitig mit Gnabry und noch vor Sane ins Spiel kam, darf im Hinblick auf das Standing nicht überinterpretiert werden. Ein kleines Zeichen an die beiden DFB-Stars dürfte es aber dennoch gewesen sein.
Im Kampf um eine tragende Rolle in den entscheidenden Wochen haben Gnabry und Sane nun neben der starken Offensiv-Achse gegen Union einen weiteren Konkurrenten erhalten.
Mehr zu den Autoren und Autorinnen auf skysport.de
Alle weiteren wichtigen Nachrichten aus der Sportwelt gibt es im News Update nachzulesen.