Am Dienstag gab Tottenham Hotspur die Trennung von Mauricio Pochettino bekannt, am Mittwoch präsentierten die Spurs Jose Mourinho als Nachfolger. Das Fußballgeschäft ist schnelllebig, und so befeuert Pochettinos Aus die Spekulationen, der Argentinier könne den Trainerposten beim FC Bayern übernehmen.
"Er ist ohne Frage ein Top-Trainer. Er hat es mit Tottenham über Jahre top gemacht", lobte Bayern-Profi Joshua Kimmich am Dienstag am Rand des Länderspiels gegen Nordirland Pochettinos Arbeit in London. "Sie hatten eine Riesenkonstanz in den letzten Jahren, waren immer mit dabei, mit dem Highlight Champions-League-Finale."
Im Mai war der Argentinier noch der gefeierte Held. Mit Tottenham erreichte er durch einen Last-Second-Sieg in einem dramatischen Halbfinal-Rückspiel bei Ajax Amsterdam das Finale der Champions League. Im Endspiel unterlagen die Spurs am 1. Juni zwar dem FC Liverpool, aber Pochettino konnte mit Stolz auf das Erreichte zurückblicken, auch wenn er keinen Pokal in den Händen hielt.
Heuert Pochettino nach Aus bei Tottenham beim FC Bayern an?
Kein halbes Jahr später ist die Zeit des 47-Jährigen in London abgelaufen. Einer - abgesehen von der Champions League - verkorksten Rückrunde der vergangenen Saison folgte ein Fehlstart in der aktuellen Saison.
Drei Siege, vier Unentschieden und fünf Niederlagen sowie Platz 14 mit elf Punkten Rückstand auf einen Champions-League-Rang waren zu wenig, um den Trainerjob zu behalten. Seit Januar waren die Spurs ohne Auswärtssieg, aber auch die 2:7-Heimniederlage in der Königsklasse gegen den FC Bayern dürfte seine Nachwirkungen gehabt haben. Mourinho folgt auf Pochettino, im Rückspiel in München am 11. Dezember wird der Portugiese auf der Spurs-Bank sitzen. Das ist Fakt.
Die Frage, ob Pochettino nach seinem Aus bei Tottenham schon bald bei Bayern anheuern könnte, ist hingegen reine Spekulation. "Ich weiß nicht, ob er für uns in Frage kommt", meinte Kimmich am Dienstag. Der 47-Jährige galt aber schon vor seiner Demission als möglicher Kandidat in München.
"Einige Dinge sprechen klar für Pochettino"
"Pochettino war immer ein Name, der in der Trainerfindung herumgegeistert ist", sagt Sky Reporter Torben Hoffmann.
"Hasan Salihamidzic (Bayern-Sportdirektor, Anm. d. R.) hält große Stücke auf ihn und er wäre ab sofort verfügbar, auch wenn Hansi Flick zumindest bis zum Winter eine Jobgarantie bekommen hat", ergänzt der Bayern-Experte: "Man muss abwarten, was passiert, aber es sprechen einige Dinge ganz klar für Pochettino."
Sofortige Verfügbarkeit als großes Plus
Seine sofortige Verfügbarkeit im Gegensatz zu anderen Kandidaten wie Thomas Tuchel, Erik ten Hag oder Pep Guardiola ist ein großes Plus für Pochettino.
Seine Arbeit in London spricht ebenfalls für ihn. Er übernahm die Spurs 2014, führte sie in die Spitzengruppe der Premier League, 2016/17 zum Vizemeistertitel und 2018/19 auf die ganz große europäische Bühne.
Kane und Alli wurden unter ihm zu Stars
"Pochettino hat Tottenhams Identität verändert", schreibt Sky-UK-Experte Nick Wright in seinem Kommentar zum Trainerwechsel in London. "Und zwar nicht durch teure Transfers, sondern durch seine Hingabe für die Entwicklung junger Spieler", erklärt der Tottenham-Experte.
So seien Stars wie Harry Kane und Dele Alli "zu den Aushängeschildern von Pochettinos Spurs" geworden. Alli, der unter Pochettino zum Leistungsträger und Nationalspieler wurde, schrieb via Twitter: "Ich kann diesem Mann nicht genug danken. Er hat mir so viel beigebracht und ich bin dankbar für alles, was er für mich getan hat."
Pochettino kann Spieler besser machen, und er ist es gewohnt, mit Stars auf höchstem Niveau zu arbeiten. Beim FC Bayern dürfte er in dieser Beziehung keine Eingewöhnungsprobleme haben.
Sprachbarriere als mögliches Hindernis
Es gibt allerdings auch etwas, was gegen ihn sprechen könnte: Der Argentinier spricht neben seiner Muttersprache Spanisch zwar auch Englisch und aus seiner Zeit als Spieler bei Paris Saint-Germain und als Trainer bei Girondins Bordeaux auch Französisch, aber kein Deutsch. Und das Beherrschen der Sprache war beim FC Bayern zuletzt immer eine Grundbedingung.
Ein weiterer Knackpunkt ist die Ausrichtung. "Welche Philosophie bringt der Trainer mit?", fragt Hoffmann: "Die Bayern wollen dominant spielen, Ballbesitz haben, nach vorne spielen. Hat er das mit Tottenham geschafft oder doch seine Spielweise eher auf Konter ausgelegt?"
Zumindest dürfte Pochettinos bevorzugtes 4-2-3-1-System in München schon mal nicht auf Ablehnung treffen.
Passt die Philosophie? Ist Name groß genug für den deutschen Rekordmeister? Diese Fragen müssen sich die Bayern-Bosse beantworten.