Der FC Bayern verpflichtet zwei 16-Jährige, auch der BVB nimmt zwei vielversprechende Nachwuchskräfte unter Vertrag. Die weltweite Jagd nach jungen Top-Talenten beginnt immer früher, weil der Markt immer kleiner wird.
Sie sind jung, hoch talentiert und haben eine vielversprechende Perspektive: Am Montag gab Borussia Dortmund die Verpflichtung von Giovanni Reyna und Bradley Fink bekannt. Zur Freude von Nachwuchs-Koordinator Lars Ricken kommen die beiden 16-Jährigen ablösefrei ins Ruhrgebiet.
"Wir sind sehr froh, dass sie sich für Borussia Dortmund entschieden haben. Der BVB ist überzeugt davon, dass diese Transfers eine große Perspektive haben", sagte Ricken. Vor allem Reyna gilt im zentralen Mittelfeld als "riesiges Talent". Im Gegensatz zu Fink, der zunächst in der U17 zum Einsatz kommen soll, ist der Sohn des Ex-Bundesligaspielers Claudio Reyna bereits für die U19 vorgesehen.
Pulisic und Bruun Larsen als Vorbilder
Der Plan ist klar: Im Idealfall soll das Duo den gleichen Weg wie Christian Pulisic und Jacob Bruun Larsen gehen. Der US-Amerikaner und der Däne wechselten einst ebenfalls mit 16 Jahren in die Dortmunder Nachwuchs-Akademie, schafften früh den Sprung zu den Profis und entwickelten sich zu international begehrten Spielern. Während Pulisic im Sommer zum FC Chelsea ging, soll der FC Liverpool aktuell an Bruun Larsen interessiert sein.
Dortmunds Scouting-Strategie, vielversprechende Nachwuchskräfte vor den Konkurrenten zu finden, ist mal wieder von Erfolg gekrönt. Selbstverständlich ist das nicht mehr, buhlen inzwischen immer mehr Vereine um die Top-Talente - international wie national. Auch der FC Bayern hat den Trend erkannt und ist längst in den Wettbewerb eingestiegen.
Chelsea-Duo zum FC Bayern
So sind mit Jamal Musiala und Bright Akwo Arrey-Mbi zwei 16-jährige Junioren-Nationalspieler vom FC Chelsea nach München gewechselt. Der in Stuttgart geborene Musiala ist im offensiven Mittelfeld zuhause und soll zunächst in der U17 unter Trainer Miroslav Klose zum Einsatz kommen.
Dagegen ist Arrey-Mbi, der in Kaarst aufgewachsen ist, bereits für die U19 vorgesehen. Diese leitet ab dieser Saison Ex-Bayern-Profi Martin Demichelis.
"Mit Jamal und Bright haben wir zwei hoffnungsvolle Talente für unsere Nachwuchsteams gewinnen können. Wir sind überzeugt von ihren Qualitäten und ihrem Entwicklungspotential und gehen davon aus, dass sie sich schnell bei uns am Campus eingewöhnen werden", sagte Bayerns Nachwuchschef Jochen Sauer.
Erstklassige Bedingungen für FCB-Nachwuchs
Beim deutschen Rekordmeister wurden schon lange kein Spieler mehr aus den eigenen Reihen dauerhaft bei den Profis integriert. In den vergangenen Jahren fehlte es den Jugendspielern schlichtweg an der nötigen Qualität, um den sofortigen Sprung in einen Kader voller Weltklasse-Spieler zu schaffen. Das soll sich in Zukunft wieder ändern.
Grundlage bildet der 2017 eröffnete "FC Bayern Campus". "Es ist sehr viel getan worden und es wird immer mehr getan für den Jugendbereich. Wir dürfen unsere eigenen Talente hier in Deutschland nicht vergessen", meint Wolfgang Dremmler im Gespräch mit Sky. Der 64-Jährige war bis 2017 Leiter des FCB-Jugendleistungszentrums und hat bei der Gestaltung des NLZ's mitgewirkt. Hier findet der Bayern-Nachwuchs nicht nur erstklassige Bedingungen vor, es ist auch ein Trumpf im Kampf um die Top-Talente.
Wer schafft den Sprung zu den Profis?
Musiala und Arrey-Mbi sind die nächsten beiden Hoffnungsträger, die irgendwann den Sprung aus der Jugend zu den Bayern-Profis schaffen soll. Vor dem Duo wurden in der Vergangenheit bereits Alex Timossi Andersson, Ryan Johansson oder auch Paul Will verpflichtet.
"Der FC Bayern kann sich aber nicht nur auf die eigene Jugend verlassen. Das machen Real, Barca oder PSG auch nicht, da werden auch Spieler gekauft", weiß Dremmler und weiter. "Sie haben eine großartige Jugendabteilung, die professionell geführt wird, und es werden bald auch mal wieder Spieler den Sprung zu den Profis schaffen."
Mittlerweile sei es Gang und gebe, talentierte Spieler aus den unteren Jugendklassen zu kaufen und weiterzuentwickeln. Auch Ricken bestätigte, dass "zahlreiche europäische Spitzenvereine Reyna und Fink verpflichten wollten". Das Rennen machte aber der deutsche Vize-Meister.
Ruf und Infrastruktur reichen nicht mehr aus
Kein Wunder, hat sich der BVB in den vergangenen Jahren einen hervorragenden Ruf erworben. Talente preiswert holen, entwickeln und teuer verkaufen - dieses Geschäftsmodell haben sie sich zu eigen gemacht. Dass das System aus unterschiedlichsten Gründen nicht immer funktioniert, haben die Fälle von Alexander Isak und Emre Mor gezeigt. Doch die positiven Beispiele überstrahlen.
Jadon Sancho hat bereits einen dreistelligen Marktwert, die Verkäufe von Ousmane Dembele und Pulisic spülten über 180 Millionen Euro in die Vereinskasse. Millionen, die den BVB nicht mehr dazu zwingen, seine Talente teuer weiterzuverkaufen. Und umgekehrt Spieler mit Geld zu ködern, denn Ruf und Infrastruktur allein reichen bei Weitem nicht mehr aus. Bei dem kleiner gewordenen Markt spielt auch das Geld eine entscheidende Rolle.
So gilt Immanuel Pherai, der 2017 aus Alkmaar kam und von Star-Berater Mino Raiola betreut wird, als einer der bestbezahlten Jugendspieler in Deutschland. Ob sich diese Investition ausgezahlt hat, wird sich in den kommenden Jahren zeigen.