Javi Martinez hat beim FC Bayern große Verdienste. Seit fast acht Jahren schnürt der Spanier schon seine Fußballschuhe für den deutschen Rekordmeister. Eine lange und erfolgreiche Zeit, doch seine Tage an der Säbener Straße scheinen gezählt zu sein - und das fast schon unbemerkt.
Dem FC Bayern steht ein ziemlich heißer Transfer-Sommer bevor. Auf der einen Seite sollen Spieler wie Leroy Sane oder Kai Havertz nach München gelotst werden, auf der anderen Seite erhoffen sich die Klub-Bosse, die Verträge von Thiago, Manuel Neuer und David Alaba zu verlängern.
Martinez-Abschied durch die Hintertür
Dabei gerät ein Spieler schnell in Vergessenheit, dessen Zeit in München sich dem Ende zuneigt. Und zwar die von Javi Martinez. Der 18-fache spanische Nationalspieler hat beim FCB zwar noch einen Vertrag bis 2021, doch in der mit Stars bestückten Bayern-Truppe spielt der 31-Jährige keine Rolle mehr. Es droht der Abschied durch die Hintertür.
Viel deutet daraufhin, dass sich die Wege im Sommer trennen werden - und das nach acht erfolgreichen Jahren. Im August 2012 holt der damalige Bayern-Trainer Jupp Heynckes den Defensiv-Allrounder nach München. Für Heynckes' Wunschspieler überweist der deutsche Vorzeigeklub stolze 40 Millionen Euro nach Bilbao. So viel Geld hat zuvor noch kein Bundesliga-Klub für einen Spieler ausgegeben.
Auf den ersten Blick viel Geld für einen defensiven Mittelfeldspieler. Doch schnell wird klar, was die Verantwortlichen in dem 1,92 Meter großen Sechser gesehen haben. Der Spanier braucht kaum Eingewöhnungszeit und findet mit Bastian Schweinsteiger einen kongenialen Partner im defensiven Mittelfeld. Martinez übernimmt auf der Doppel-Sechs den etwas defensiveren Part und überzeugt von Beginn an mit starken Zweikampfwerten.
Bayerns Nummer Acht stabilisiert die Defensive zunehmend und wird für Heynckes zum Schlüsselspieler. Auch die ersten Titel lassen nicht lange auf sich warten. Gleich im ersten Jahr gewinnt der Publikumsliebling das historische Triple mit den Bayern, darunter der Champions-League-Sieg im Londoner Wembley-Stadion gegen Borussia Dortmund. Der Spanier hat daran einen großen Anteil.
Verletzungen werfen Martinez zurück
Martinez und Schweinsteiger gelten zum damaligen Zeitpunkt als die beste Doppel-Sechs Europas. Auch unter Heynckes-Nachfolger Pep Guardiola genießt Martinez ein hohes Ansehen. Sein großer Vorteil: In der Innenverteidigung weiß der ehemalige Bilbao-Profi ebenfalls zu überzeugen.
Einzig Verletzungen werfen den Mittelfeldspieler immer wieder zurück. Beispielsweise ein Kreuzbandriss im August 2014 oder Patellasehnenprobleme ein Jahr später. In den kommenden Spielzeiten folgen noch viele weitere, kleinere Verletzungen, die auch dazu führen, dass Martinez im Bayern-Mittelfeld nicht mehr gesetzt ist.
Als Niko Kovac 2018 das Traineramt in München übernimmt, setzt sich dieser schleichender Prozess fort. Der Spanier sitzt immer häufiger auf der Bank und schafft es teilweise nicht mehr in den Kader. Eine Situation, die dem 31-Jährigen zu Schaffen macht. Vor dem Spiel gegen Hoffenheim im Oktober 2019 fließen bei ihm die Tränen, Co-Trainer Hansi Flick muss Martinez trösten.
Unter Kovac-Nachfolger Flick scheint sich das Blatt aber noch einmal schlagartig zu wenden. In den ersten fünf Spielen unter Bayerns neuem Trainer steht Martinez in der Startelf. "Javi ist ein wichtiger Teil der Mannschaft und auf mehreren Positionen einsetzbar", schwärmt Flick noch im Dezember bei einem Fanclubtreffen: "Er macht seine Sache sehr gut."
Kimmich und Thiago im zentralen Mittelfeld gesetzt
Scheinbar nicht gut genug. Denn schnell zeichnet sich ab, dass Flick mehr auf spielstarke Mittelfeldspieler setzt. Der gebürtige Heidelberger stellt Joshua Kimmich auf die Sechser-Position, an dessen Seite spielt sich Zauberfuß Thiago fest. Auch in der Innenverteidigung ist Martinez nicht erste Wahl, obwohl Niklas Süle und Lucas Hernandez längere Zeit verletzt ausfallen.
Stattdessen rückt der gelernte Linksverteidiger David Alaba eine Position nach innen und wird von Flick sogar zum Abwehrchef ernannt. Es wird immer klarer, dass beim FC Bayern kein Platz mehr für Martinez ist. ''Er soll unbedingt gehen, aber man wird ihn natürlich nicht vom Hof jagen", schildert Sky Reporter und Bayern-Experte Marc Behrenbeck die aktuelle Situation.
Im Falle eines Abschieds des Spaniers müssten die Bayern aber nicht auf dem Transfermarkt nachlegen, da man mit Alaba einen Spieler in den eigenen Reihen habe, der unbedingt auf der Sechser-Position spielen wolle, so Behrenbeck.
Martinez selbst soll mit seiner Rolle nicht so extrem unzufrieden sein, wie es von außen den Anschein erwecken könnte. ''Weil er auch weiß, dass seine Zeit gekommen ist. Er ist allgemein ein entspannter Typ", berichtet Behrenbeck. Nichtsdestotrotz planen die Klub-Bosse nicht mehr mit dem 31-Jährigen. Aber finden die Bayern einen Abnehmer für Martinez?
Transfer nach Bilbao?
Gerüchte über eine Rückkehr zu Athletic Bilbao gibt es immer wieder. Bilbaos Klubchef Aitor Elizegi schätzt den Defensiv-Allrounder sehr und träumt von einer Rückholaktion. Dies lässt er sogar auch mal öffentlich durchblitzen. "Es ist noch Zeit, Athletic zu helfen", wird Elizegi im Hinblick auf Martinez von Mundo Deportivo zitiert.
Auch Martinez könne sich eine Rückkehr nach Sky Informationen nach Bilbao grundsätzlich vorstellen, im Frühjahr hat es bereits ein vorsichtiges Abtasten gegeben. Sollte es zu dem Wechsel kommen, wäre es in der Tat ein stiller Abgang. Denn angesichts der großen Transfer-Pläne mit Sane, Havertz & Co., stehen in diesem Sommer andere Personalien im Vordergrund.