FC Bayern: Viererkette um Pavard, Boateng, Alaba & Davies brilliert

Zum Glück gezwungen: Bayerns Abwehr-Metamorphose

Von Florian Poenitz

Image: Bayerns Viererkette weiß unter Hansi Flick zu überzeugen.

Benjamin Pavard, Jerome Boateng, David Alaba und Alphonso Davies haben sich in der Viererkette des FC Bayern festgespielt. Ein Quartett, das unter Trainer Hansi Flick konstant starke Leistungen abruft. Doch vor der Saison haben die Münchner noch mit einer ganz anderen Abwehrformation geplant.

Das Double in der Tasche, die Champions League vor den Augen: Die Bayern haben eine herausragende Rückrunde gespielt und können diese sogar noch im August mit dem Gewinn der Champions League vergolden. Einen großen Anteil am Erfolg hat unter anderem auch Bayerns Viererkette, die sich im Laufe der Saison herauskristallisiert hat.

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Boateng, Davies & Co. wurden zu ihrem Glück gezwungen

Benjamin Pavard und Alphonso Davies sind von den Außenbahnen nicht mehr wegzudenken, auch Jerome Boateng und David Alaba überzeugen in der Innenverteidigung mit konstant starken Leistungen. Vor dieser Saison hätte wohl kaum jemand an eine solche Formation in der hintersten Kette geglaubt.

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Eigentlich waren Niklas Süle und Rekord-Neuzugang Lucas Hernandez für die Zentrale vorgesehen. Zudem galten Joshua Kimmich und Alaba auf den Außenbahnen als erste Wahl, doch es ist bekanntermaßen anders gekommen. Und das hat verschiedene Gründe.

Bildergalerie: Die Franzosen beim FCB

Tanguy Kouassi (seit 2020): Kein Titel
Benjamin Pavard (seit 2019): 1x Deutscher Meister
Michael Cuisance (seit 2019): 1x Deutscher Meister
Lucas Hernandez (seit 2019): 1x Deutscher Meister
Corentin Tolisso (seit 2017): 3x Deutscher Meister, 1x Pokalsieger
Kingsley Coman (seit 2015): 5x Deutscher Meister, 2x Pokalsieger
Franck Ribery (2007 bis 2019): 9x Deutscher Meister, 6x Pokalsieger, 1x Champions League-Sieger, 1x FIFA-Klub-Weltmeister, 1x UEFA Supercup-Sieger
Valerien Ismael (2005 bis 2008): 1x Deutscher Meister, 1x Pokalsieger
Alou Diarra (2000 bis 2002): Kein Titel
Willy Sagnol (2000 bis 2009): 5x Deutscher Meister, 4x Pokalsieger, 1x Champions League-Sieger, 1x Weltpokalsieger
Bixente Lizarazu (1997 bis 2004 und 2005 bis 2006): 6x Deutscher Meister, 5x Pokalsieger, 1x Champions League-Sieger, 1x Weltpokalsieger
Jean-Pierre Papin (1994 bis 1996): 1x UEFA Cup-Sieger

Süle erleidet Kreuzbandriss, Hernandez fällt mit Innenbandanriss aus

Früh in der Saison wurden alle Planungen der Klub-Bosse über den Haufen geworfen, genauer gesagt am 19. Oktober 2019. An diesem Samstag zog sich der als Abwehrchef vorgesehene Süle beim Spiel in Augsburg einen Kreuzbandriss nach einem Sprintduell mit Florian Niederlechner zu.

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Der Schock saß bei allen Beteiligten tief. Ein paar Tage später dann die nächste Hiobsbotschaft. Beim französischen Defensiv-Allrounder Hernandez wurde ein Innenbandanriss am Sprunggelenk diagnostiziert. Schon damals war abzusehen: Die Hinrunde war für den Weltmeister von 2018 gelaufen!

Des einen Leid ist des anderen Freud. Der damalige Noch-Cheftrainer Niko Kovac beorderte daraufhin Davies auf die Linksverteidiger-Position. Für den kanadischen Youngster war das die große Chance, sich in der Startelf der Münchner festzuspielen, nachdem er nach seinem Wechsel zum FCB in der Rückrunde zuvor nicht über Kurzeinsätze hinausgekommen war.

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Davies auf einmal im Fokus

Zu diesem Zeitpunkt war der 19-Jährige noch eine "Notlösung". Dass Davies eine derartige Entwicklung nehmen sollte, konnte niemand erahnen. Der Flügelflitzer entwickelte sich innerhalb kürzester Zeit zum Publikumsliebling und glänzte in der Bundesliga vor allem als Vorbereiter (fünf Assists, 35 Torschussvorlagen). Sein Markenzeichen ist jedoch die unfassbare Geschwindigkeit, mit der er die Gegner regelrecht zur Verzweiflung bringt.

Mit einem Top-Speed von 36,5 km/h hat Davies sogar einen neuen Geschwindigkeitsrekord im deutschen Fußball-Oberhaus aufgestellt. Damit war auch klar, dass Alaba dauerhaft in die Zentrale rücken würde. Der Österreicher entwickelte sich unter Kovac-Nachfolger Hansi Flick zum neuen Abwehrchef und ließ die Ausfälle von Süle und Hernandez in Vergessenheit geraten.

Zum Transfer Update: Alle Wechsel, alle Gerüchte

In unserem täglichen Liveblog halten wir Euch über alle Gerüchte und fixe Transfers auf dem Laufenden.

Alaba brillierte über die komplette Saison mit starken Zweikampfwerten (60 Prozent) und einer hohen Passgenauigkeit (91,6 Prozent). Zudem feuerte der Linksfuß 18 Mal aufs gegnerische Tor und bereitete genauso viele Torschüsse seiner Mitspieler vor. Für Sky Experte Lothar Matthäus ist Alaba sogar zum besten Innenverteidiger der Bundesliga herangereift.

Boateng erlebt zweiten Frühling in München

Neben Davies hat vor allem Boateng von den Verletzungen seiner Kontrahenten profitiert, wobei schon in der Vorbereitung abzusehen war, dass sich der ehemalige deutsche Nationalspieler in einer besseren Verfassung befinden würde.

"Ich bin mit Jerome sehr zufrieden", sagte der damalige Trainer Kovac und lobte den gebürtigen Berliner in höchsten Tönen: ''Er macht das außerordentlich konzentriert und gut. Die Trainingsleistung und die Spielleistung waren sehr gut. Er ist in guter Form aus dem Urlaub gekommen."

Diese Form konnte der Weltmeister von 2014 in der zurückliegenden Bundesliga-Saison bestätigen. In puncto Zweikampfquote (61,3 Prozent) und Passgenauigkeit (92 Prozent) war Boateng sogar der beste Abwehrspieler in Reihen des FCB. Zudem hat der 31-Jährige starke 75,4 Prozent seiner Luftzweikämpfe für sich entschieden.

Bildergalerie: Die spektakulärsten Tauschgeschäfte

Roberto Carlos: Kommt 1996 von Inter Mailand zu Real Madrid. Der Brasilianer macht sich bei den Königlichen vor allem mit seinen Freistößen einen Namen. Dafür wird ein Angreifer nach Mailand geschickt ...
Für Roberto Carlos wechselt Ivan Zamorano zu Inter Mailand. Der chilenische Stürmer spielt danach drei Jahre für Inter und gewinnt 1998 den UEFA-Pokal.
Christian Vieri: Umgerechnet rund 80 Mio. D-Mark überweist Inter 1999 für den Lazio-Stürmer - damit ist er der teuerste Spieler seiner Zeit. Einen großen Titel gewinnt er mit den Nerazzurri nicht. Als Tauschmasse in den Vieri-Deal involviert ...
... Diego Simeone. Der heutige Atletico-Coach wird für eine Ablöse von umgerechnet rund elf Millionen Euro nach Rom geschickt. Simeone gewinnt mit Lazio in seiner ersten Saison die Meisterschaft.
Michael Owen: Der englische Top-Stürmer wechselt 2004 für zwölf Mio. Euro vom FC Liverpool zu Real Madrid. Owen kann an der Seite der ''Galaktischen'' Ronaldo, Zidane, Figo und Raul nicht überzeugen. Nach einer Saison geht er zurück nach England.
Im Gegenzug erhält Liverpool zu den zwölf Mio. Euro Antonio Nunez. Der Spanier zieht sich kurz nach seinem Wechsel eine schwere Knieverletzung zu. Später gewinnt er mit den Reds 2005 zusammen mit Sky Experte Dietmar Hamann die Champions League.
Deco triumphiert in seiner Karriere zweimal in der Königsklasse: 2004 mit dem FC Porto und 2006 mit dem FC Barcelona. Für seinen Wechsel dorthin erhält Porto von Barca 2004 15 Millionen Euro und ...
... Barcelona gibt Ricardo Quaresma an den FC Porto ab. Mit Sicherheit kein schlechter Deal für die Portugiesen. 2008 wird er für 24 Millionen Euro an Inter Mailand verkauft.
William Gallas: "Er hat gedroht, ein Eigentor zu schießen oder sich absichtlich eine Rote Karte einzuhandeln", teilt Gallas' Ex-Klub Chelsea mit, nachdem er seinen Wechsel zu Arsenal 2006 erzwingt. Im Tausch für den eigenwilligen Franzosen kommt ...
... Ashley Cole von Arsenal zum FC Chelsea. Der Verteidiger wird bei den Blues auf der linken Abwehrseite zu einer Institution und krönt seine Karriere 2012 mit dem Gewinn der Champions League in München.
Zlatan Ibrahimovic denkt wohl nicht so gerne an sein Tauschgeschäft aus dem Jahr 2009 zurück. ''Ibra'' wechselt für 70 Mio. Euro von Inter Mailand nach Barcelona. Er und Pep Guardiola werden keine guten Freunde. Gut lachen hat dagegen Jose Mourinho.
Der Portugiese bekommt im Gegenzug Samuel Eto'o, für den Inter Mailand 20 Mio. Euro an Barcelona überweist. Der Kameruner holt mit den Nerazzurri in seinem ersten Jahr die Champions League.
David Luiz: Der FC Chelsea lotst den Brasilianer 2011 für 20 Mio. Euro von Benfica an die Stamford Bridge. Seine Titelsammlung mit den Blues umfasst unter anderem einmal die Champions- und zweimal die Europa League.
Im Tausch für David Luiz gibt Chelsea Nemanja Matic an Benfica ab. Zweieinhalb Jahre später holen die Blues ihn für 25 Mio. Euro aus Portugal zurück. 2017 wechselt der Serbe für rund 45 Mio. Euro zu Manchester United.
Im Januar 2018 hat der Vertragspoker um Alexis Sanchez ein Ende. Der damalige Arsenal-Profi wechselt im Tausch für den ehemaligen Dortmunder Henrikh Mkhitaryan zu Manchester United - ein reines Tauschgeschäft. Richtig glücklich werden beide nicht.
Gonzalo Higuain und Leonardo Bonucci tauschen 2018 die Klubs: Higuain wird für eine Gebühr von 10 Mio. Euro an den AC Mailand ausgeliehen. Dafür geht Bonucci für 35 Mio. Euro zu Juventus. Und es ist noch ein dritter Spieler in den Deal involviert ...
... Mattia Caldara, der ebenfalls für 35 Millionen Euro wechselt: von Juventus zu Milan. Heute spielt er auf Leihbasis für Atalanta Bergamo, Bonucci ist immer noch bei Juventus, wo auch Higuain mittlerweile wieder spielt.
2019 wechselt Joao Cancelo die Seiten. Der Rechtsverteidiger wird bei seinem Transfer von Juventus Turin zu Manchester City mit einer Ablösesumme von 65 Mio. Euro zum teuersten Rechtsverteidiger der Geschichte. Im Gegenzug erhält Juventus ...
... Danilo von Manchester City. Die Ablöse für ihn beträgt 37 Mio. Euro. Unverzichtbare Stammkräfte sind beide trotz der hohen Ablösesummen nicht.
Der jüngste Tausch: Arthur wird den FC Barcelona verlassen und künftig für Juventus Turin spielen. Die Dienste des Brasilianers lassen sich die Italiener 72 Mio. Euro (plus 10 Mio. mögliche Boni) kosten und sie legen noch einen Spieler obendrauf ...
... Miralem Pjanic: Der Bosnier wechselt im Gegenzug vom amtierenden italienischen Meister nach Katalonien. 60 Mio. Euro plus 5 Mio. an variablen Zahlungen werden für ihn fällig. Rein finanziell ein Gewinn für Barca, sportlich wohl ein Fragezeichen.

Ähnliche starke Werte kann auch Pavard vorweisen, der sich in dieser Spielzeit als Rechtsverteidiger etabliert hat. Der Franzose war vor dem Tor der gefährlichste Bayern-Verteidiger (vier Treffer) und hatte zudem die meisten klärenden Aktionen (56).

Pavard auf Rechtsaußen - Kimmich ins Mittelfeld

Als der Defensiv-Allrounder im vergangenen Sommer nach München kam, war er jedoch hauptsächlich für die Innenverteidigung eingeplant. Doch dann kam die Personalie Joshua Kimmich ins Spiel. Der hochgelobte Lahm-Nachfolger machte nie einen Hehl daraus, dass er am liebsten auf der Sechs im defensiven Mittelfeld spielt, wie beispielsweise auch beim DFB-Team.

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Allerdings gab es beim FCB auf der Rechtsverteidiger-Position keine ernstzunehmende Alternative zum deutschen Nationalspieler. Das änderte sich mit der Verpflichtung von Pavard. Kimmich rückte zu Beginn der Saison - auch schon unter Kovac - ins defensive Mittelfeld vor und bestritt dort nahezu jedes Spiel.

Verschiedene Umstände haben dazu geführt, dass sich die Viererkette mit Pavard, Boateng, Alaba und Davies im Laufe der Saison gefunden hat. Aus der Not wurde quasi eine Tugend gemacht. Oder anders gesagt: Boateng, Davies & Co. wurden zu ihrem Glück gezwungen.

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