Im letzten Jahr stand er mit PSG im Finale der Champins League, nun will er das mit dem FC Chelsea schaffen. Thomas Tuchel exklusiv im Interview mit Sky Sport.
Sky Sport: Herr Tuchel, das Rückspiel gegen Real steht an. Das 1:1 in Madrid ist ein gutes Ergebnis für Ihr Team. Wie ist die Marschroute zuhause an der Stamford Bridge?
Thomas Tuchel: Wir hätten im Hinspiel ein besseres Ergebnis verdient gehabt. Ich wünsche mir eine noch bessere Performance von uns - gepaart mit ein bisschen mehr Glück. Wir haben sehr gut gespielt, bis die Kräfte gefehlt haben. Das Spielglück war nicht bei uns. Wir hatten jetzt einen Tag länger Pause und haben ein paar wichtige Spieler geschont gegen Fulham. Wir wollen die Intensität hoch halten, das war der Schlüssel im Hinspiel und wird der Schlüssel im Rückspiel sein. Wir müssen es schaffen, intensiv zu spielen und mutig zu sein, nach vorne zu verteidigen und anzugreifen. Es wird ein großes Spiel und wir freuen uns darauf.
Sky Sport: Kai Havertz ist im Hinspiel nur von der Bank gekommen, gegen Fulham hat er doppelt getroffen. Was spricht für ihn in der Startelf?
Tuchel: Dass er getroffen hat, sogar doppelt. Dass er große Qualität hat. Er ist auf jeden Fall jemand, der die Qualität hat in einem Champion League-Halbfinale auf dem Platz zu stehen. Er kann eine Duftmarke setzen und dem Spiel seinen Stempel aufdrücken. Ich habe das Gefühl, dass Kai jemand ist, der sich auf seine Qualität verlässt und auch verlassen kann. Er hat ein sehr gesundes Selbstbewusstsein, im besten Sinne des Wortes. Das kann uns auf jeden Fall helfen. Aber wir werden mehr als elf Spieler brauchen, wir haben fünf Wechselmöglichkeiten. Wir brauchen eine starke Bank.
Sky Sport: Ist es eine Option, mit Kai Havertz und Timo Werner zu starten?
Die allerletzte Entscheidung habe ich vorne noch nicht getroffen, da haben wir ein paar Möglichkeiten. Ich bin noch nicht ganz sicher, in welcher Formation wir angreifen und welche Spieler wir dann dafür brauchen. Es ist etwas anderes gegen Fulham als gegen Real Madrid. Aber Timo und Kai haben sehr gut zusammengespielt, das ist auf jeden Fall eine Option.
Sky Sport: Im vergangenen Jahr standen Sie mit PSG im Champions-League-Finale. Gegen Bayern gab es eine knappe Niederlage. Wenn Sie die Bilder nochmal sehen, wie geht es Ihnen damit? Ist das für Sie eine Extra-Motivation?
Tuchel: Das weiß ich jetzt gar nicht. Mich berühren diese Bilder, wenn ich sie sehe. Wenn man einen Rückblick sieht, irgendwo ein Trailer läuft: Sie berühren mich sehr. Ich fühle es sofort wieder und bekomme direkt Gänsehaut. Aber ich würde nicht sagen, dass es für mich so ein Trigger war, der mich antreibt, mich früher aufstehen lässt oder mich ein Spiel nochmal mehr analysieren lässt. Die Saison war außergewöhnlich wegen der Corona-Pandemie, davor hatten wir direkt zwei Pokalfinals nachgespielt. Wir haben zwei Titel gefeiert und danach ging es direkt ab nach Portugal. Die Atmosphäre war so dicht dort, zwölf Tage durftest du nicht aus dem Hotel; nur zum Trainingsplatz. Und dann die Spiele, der Druck. Entweder du bleibst oder du fliegst. Das hatte sich enorm aufgestaut. Die Atmosphäre war dann irgendwann zum Schneiden dicht. Das sind natürlich unvergessliche Momente, aber nicht so, dass ich Gänsehaut bekommen würde.
Für mich war es eine große Belohnung, da zu sein und der Ehrgeiz ist ungebrochen, direkt im nächsten Spiel wieder Vollgas zu geben. Kurze Zeit später waren wir mit PSG wieder in der Liga aktiv und da willst du es direkt wieder beweisen und alle pushen. Das macht für mich keinen großen Unterschied. Ich habe auf den Effekt gewartet, auch nach den Pokalfinals. Ob nach dem gewonnenen in Deutschland oder in Frankreich. Ich wollte wissen, ob das wirklich was mit dir macht. Zwei, drei Tage ist man voller Glücksgefühle, aber am ersten Trainingstag der neuen Saison stehst du da und willst es dir wieder selbst beweisen.