Der FC Schalke 04 hat sein knapp zweiwöchiges Trainingslager in Mittersill/Österreich beendet. Sky Sport blickt auf die wichtigsten Punkte und zieht ein Fazit.
1. Torwart-Entscheidung pro Fährmann
Offiziell wollte es Trainer Dimitrios Grammozis (noch) nicht machen, nach Sky Informationen ist die T-Frage beim FC Schalke 04 für die anstehende Saison in der 2. Bundesliga aber geklärt. Ralf Fährmann wird als Stammkeeper das königsblaue Tor hüten. Der 32-Jährige hat beim 0:0 gegen Zenit St. Petersburg gespielt und auch beim Abschluss-Testspiel gegen Shaktar Donezk (0:0) stand Fährmann von Beginn an auf dem Platz.
Diese Entscheidung war nicht von vorne herein klar, denn Fährmann hatte zum Ende der Abstiegssaison sehr unruhig gespielt, hatte Probleme mit Verletzungen (Knie) und war nicht zu 100 Prozent fit. Das sieht mittlerweile aber wieder anders aus. Der Routinier lieferte starke Leistungen in den Trainingseinheiten und in den Testspielen ab und wurde auch nicht ohne Grund von Grammozis in den Mannschaftsrat gewählt. Fährmann ist die Nummer eins und das ist auch wichtig für ihn. Wenn Fährmann den Rückhalt spürt, ist er ein richtig guter Torwart.
Nach Sky Informationen hat dahinter aktuell Michael Langer die Nase vorne gegenüber Markus Schubert, der bis zuletzt davon ausgegangen ist, sich als Stammkeeper durchzusetzen. Dieser wird den Status als Nummer drei deshalb nicht mitmachen, weshalb er sich nach anderen Optionen umsehen wird - ein Umstand, der für Schalke finanzielle Vorteile mit sich bringen würde. Immerhin verdient Schubert knapp unter zwei Millionen Euro.
2. Kapitänswahl und Mannschaftsrat
Es war am Ende keine große Überraschung mehr, dass die Kapitänswahl auf Neuzugang Danny Latza gefallen ist. Der 31-jährige gebürtige Gelsenkirchener hat eine Schalke-Vergangenheit (2004-2011) und absolute Leaderqualitäten. Im Trainingslager hat sich gezeigt, dass er eine Respektsperson ist, die innerhalb der Mannschaft in sehr kurzer Zeit bereits sehr anerkannt ist.
Auch die Entscheidung im Fall des Co-Kapitäns war zu erwarten. Diese fiel auf Victor Palsson, der der verlängerte Arm des Trainers auf dem Feld ist. Die beiden schätzen und kennen sich bereits aus Darmstädter Zeiten. Er war DER Wunschspieler von Grammozis. Latza und Palsson sind also ganz klar die beiden Leader.
Doch auch insgesamt hat Schalke eine sehr erfahrene Mannschaft - Stichwort: der bereits erwähnte Fährmann und Simon Terodde, die auch beide im Mannschaftsrat sind. Damit hat Grammozis zwei Wochen vor Saisonstart bereits zwei Baustellen geschlossen: Die Nummer eins steht fest und auch die Hierarchie innerhalb des Teams hat sich klar gezeigt.
3. Kondition und Teambuilding
Grammozis musste die Hebel in der Vorbereitung an klaren Stellen ansetzen. Eine dieser war der Konditionsbereich. Schalke war in der vergangenen Saison die laufschwächste Mannschaft. Damit sich dies nicht mehr wiederholt, hat Grammozis das Team richtig ackern lassen. An zwei Tagen im Trainingslager in Mittersill wurde deshalb jeweils fünf(!) Stunden trainiert. Dementsprechend haben auch zahlreiche Spieler erklärt, dass es das anstrengendste Trainingslager war, das sie je mitgemacht haben.
Alle Spieler haben gut mitgezogen und sich gegenseitig unterstützt und motiviert. Selbst Neuzugang Marius Bülter beispielsweise, der nach seiner Verpflichtung eigentlich erst später dazugestoßen wäre und vom Aufbautraining noch gar nicht soweit war, hat voll mitgezogen. Der Punkt Kondition wurde damit sehr erfolgreich absolviert.
Daneben lag der Schwerpunkt auch noch auf dem Teambuilding. Das hat in der vergangenen Saison gefehlt. Nun kamen acht Neue dazu - eine Herkulesaufgabe, die Grammozis aber souverän gemeistert hat. Seine Herangehensweise: viele Team-Abende. Neben einem Hüttenabend wurde sehr häufig zusammen EM geschaut und dabei gegrillt. Das Team hat sich bewusst gegen Events wie beispielsweise Kanufahren entschieden.
Die gesamte Truppe hat sich im Vergleich zu den letzten Jahren stark verändert, ist viel homogener. Außenstehende wie beispielsweise der Platzwart in Mittersill oder auch die Hotelangestellten erkannten einen "Unterschied wie Tag und Nacht". Die Spieler seien alle extrem freundlich, höflich und zuvorkommend. Auch die Fans merken nun, dass Schalke von seinem hohen Ross herunterkommt. Star-Allüren und Bling Bling gehören der Vergangenheit an. Das Team ist eine bodenständige Truppe, die weiß, wo sie herkommt.
4. Offene Baustellen
In der Innenverteidigung hat sich aufgrund der Verletzung von Salif Sane eine Baustelle aufgetan. Das tut Schalke richtig weh, weil der 30-Jährige als Chef im Abwehrzentrum eingeplant war. Dort wird S04 nachlegen müssen, auch wenn eigentlich nicht wirklich Geld dafür zur Verfügung steht.
Zudem braucht Schalke noch einen Zehner. Es hat sich gezeigt, dass der letzte Pass in die Spitze noch zu selten kommt. Man hat zwar in den vergangenen vier Testspielen keinen Gegentreffer kassiert, allerdings in den letzten beiden auch selbst vorne keinen erzielt. Es braucht einen Spieler, der Terodde in der Spitze bedient.
Um diese beiden Baustellen zu schließen, muss aber einer aus der Gruppe Amine Harit, Matija Nastasic und Omar Mascarell gehen. Aktuell gibt es für diese aber keine konkreten Angebote. So lange dies der Fall ist, sind S04 die Hände für weitere Neuzugänge gebunden.
5. Fazit des Trainingslagers
Es waren lange zwölf Tage, die sicherlich nicht nur für die Spieler, sondern auch für die Journalisten gewöhnungsbedürftig waren. Für den Zweck, den dieses Trainingslager erfüllen musste, war es aber sehr gut.
Dafür, dass die neue Saison in zwei Wochen startet, ist Schalke 04 schon relativ weit.