FC Schalke 04 News: Gründe für Stolperstart des S04

Grammozis im Fokus: 04 Gründe für Schalkes Stolperstart

Von Robert Gherda

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Im DFB-Pokal steht Schalke 04 in der zweiten Runde, aber in der 2. Bundesliga gab es zuletzt gegen Aue einen weiteren Rückschlag. Mit nur vier Zählern nach drei Partien rangieren die Knappen in der Tabelle nur auf Rang neun. Sky Sport geht auf Ursachenforschung.

Vor Saisonbeginn wären wohl nur wenige überrascht gewesen, dass beim Spiel Jahn Regensburg gegen den FC Schalke 04 am 4. Spieltag der 2. Bundesliga der Tabellenführer gegen den Neunten spielt. Allerdings hatten wohl die meisten mit umgekehrten Vorzeichen gerechnet, doch Schalke reist nicht als Primus in die Oberpfalz.

Stattdessen grüßt der Jahn nach drei Siegen und 8:0-Toren in der Tabelle von oben, während beim Absteiger noch durchaus Sand im neuen Getriebe steckt. Bislang konnte Schalke nur beim abgeschlagenen Schlusslicht der 2. Bundesliga in Kiel und im Pokal beim Oberligisten Villingen siegen. Beim enttäuschenden 1:1-Remis zu Hause gegen Erzgebirge Aue wurde dagegen einmal mehr deutlich, dass es auf Schalke noch nicht läuft. Sky Sport nennt vier Gründe, warum dies so ist

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1. Fehlende Zeit

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Bei Schalke wurde der Begriff Umbruch in den vergangenen Jahren fast schon inflationär verwendet. In diesem Sommer passt das Wort allerdings tatsächlich: 25 (!) Abgängen stehen bisher 13 Neuzugänge entgegen. Weitere Stützen der vergangenen Jahre wie Matija Nastasic, Ozan Kabak, Omar Mascarell oder Amine Harit dürften den Verein auch noch in diesem Sommer verlassen.

Da ist es natürlich klar, dass die Mannschaft noch nicht perfekt abgestimmt und eingespielt sein kann. Gegen Aue beispielsweise bestand das komplette Vierer-Mittelfeld und die Doppelspitze nur aus Akteuren, die das Schalke-Trikot erst seit kurzem tragen. Laufwege können noch gar nicht komplett einstudiert sein, zumal einige Neuzugänge wie Rordrigo Zalazar auch erst nach Saisonbeginn zum Team gestoßen sind.

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2. Verletzter Kapitän und mangelnde Breite im Kader

Danny Latza sollte eine zentrale Rolle beim runderneuerten Pottklub übernehmen. Der gebürtige Gelsenkirchener war ein Fixpunkt im System von Dimitrios Grammzis und zudem auch als Kapitän enorm wichtig für die neu zusammengewürfelte Truppe. Doch der Rückkehrer verletzte sich gleich im ersten Ligaspiel gegen den HSV und fällt noch monatelang aus. Zwar reagierte der Verein und landete mit Zalazar einen echten Coup, aber die Abgeklärtheit Latzas hätte Schalke in der ein oder anderen Szene dieser Saison gut zu Gesicht gestanden.

Auch in der Breite ist Schalke sicherlich nicht so aufgestellt, wie sich der Verein das gerne wünscht. Doch die massiven finanziellen Probleme, die durch die Corona-Pandemie und den Bundesliga-Abstieg nochmals verschärft wurden, sorgen dafür, dass der Coach von der Bank meist nur Youngster aus der Knappenschmiede ins Spiel werfen kann.

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Leute wie Blendi Idrizi, Can Bozdogan, Kerim Calhanoglu, Mehmet Aydin oder Florian Flick haben zweifelsohne Potenzial, sind aber noch Leistungsschwankungen unterlegen und benötigen möglicherweise noch etwas Zeit, um zu echten Waffen von der Bank oder Alternativen für die Startelf zu werden.

3. Noch nicht alle Neuzugänge sind Verstärkungen

Bereits nach wenigen Spielen ist deutlich, dass Sportdirektor Rouven Schröder bei den meisten Transfers ins Schwarze getroffen hat. Thomas Ouwejan entpuppt sich auf der linken Seite nicht nur aufgrund seiner unglaublich gefährlichen Standards als Volltreffer. In der defensiven Zentrale zeigt Marcin Kaminski nach holpriger Vorbereitung seit Saisonstart gute Leistungen und erledigt seinen Job genauso schnörkellos wie Victor Palsson auf der Sechs. Und mit Zalarar, Dominick Drexler und dem jungen Yaroslav Mikhailov verfügt der Kader über drei Akteure, die das gut harmonierende Sturmduo Marius Bülter und Simon Terodde jederzeit in Szene setzen können.

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Doch noch nicht alle Neuzugänge konnten bisher überzeugen. Beim jungen Marvin Pieringer fällt dies noch nicht ins Gewicht, da Terodde und Bülter aktuell in Topform sind. Auch bei Dries Wouters kann Schalke sich leisten, ihn peu a peu ans Team heranzuführen, da in der Innenverteidigung nicht nur Kaminski, sondern auch Malick Thiaw gute Leistungen abliefern. Deutlich problematischer ist es dagegen, dass Reinhold Ranftl noch nicht in Bestform ist. Der Österreicher war als Schienenspieler für die rechte Seite fest eingeplant, konnte aber weder gegen den HSV noch in Kiel überzeugen und ist seitdem außen vor.

Aydin ersetzte den 29-Jährigen zuletzt, hat aber vor allem in der Rückwärtsbewegung noch Defizite und kann auch nach vorne nicht so überzeugen wie sein Pendant Ouwejan. Oft liefen Angriffe daher über die linke Seite, was Schalke aber auch wenig ausrechenbarer macht.

4. Trainer Dimitrios Grammozis

Grammozis ist seit März auf Schalke im Amt. Schuld am Abstieg trifft den 43-Jährigen natürlich keine, aber wirklich Pluspunkte sammeln konnte der Übungsleiter in seinen elf Bundesligaspielen als S04-Trainer auch nicht. Nach einem Remis zum Auftakt gegen Mainz gab es noch zwei Siege, aber acht Niederlagen und teilweise auch blutleere Vorstellungen wie in Bielefeld, Freiburg oder Köln.

Blutleer sind die Leistungen eine Etage tiefer zwar nicht mal ansatzweise, aber es fällt auf, dass Schalke unter Grammozis immer nur phasenweise überzeugen kann. Gegen Hamburg und Kiel war es in den ersten 15 Minuten, im Pokal gegen Villingen die Viertelstunde nach Wiederbeginn und gegen Aue zeigte man in den 20 Minuten vor der Pause eine starke Partie.

Das Problem jedoch: Nach Führungen ziehen sich die Königsblauen immer recht schnell zurück und lauern auf Konter, statt nachzusetzen und auf das zweite oder dritte Tor zu gehen. Mit dieser Art von Fußball war Grammozis bereits in Darmstadt erfolgreich und scheint diesen Weg auch auf Schalke gehen zu wollen.

Neuzugang Rodrigo Zalazar über den FC Schalke 04. (Videolänge: 27 Sekunden)

Dennoch ist es zumindest überraschend, dass Schalke im Auftaktspiel gegen den HSV vor heimischer Kulisse nach ganz starkem Beginn gerade einmal auf 27 Prozent Ballbesitz kam. Grammozis begründete dies am Sky Mikro anschließend damit, dass man wusste, dass die Rothosen den Ball haben wollten und argumentierte einige Tage später auf der Pressekonferenz, dass man auch ohne Ball "dominant" sein könne.

Tatsächlich hatte S04 gegen die Rothosen ein Chancenplus, aber letztlich war der Auftritt weder überzeugend noch erfolgreich, so dass sich der Trainer mit derartigen Aussagen sicherlich nicht viele Freunde machte.

Auch bei Holstein Kiel überließ man dem Gegner nach zwei frühen Standardtreffern das Spiel und hatte erneut deutlich weniger Ballbesitz als die Störche. Selbst im Pokal gegen Oberligist Villingen zog sich das Team nach der Führung zurück und trat erst nach einem Doppelschlag kurz nach der Pause dominant auf.

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Dies machten die Spieler in der ersten Halbzeit auch gegen Aue, aber erneut ließ man sich nach Führung zurückdrängen und kassierte letztlich in der Schlussphase den nicht unverdienten Ausgleich. Geholfen haben dabei sicherlich auch die Signale von außen nicht, denn Grammozis wechselte die defensiveren Flick und Timo Becker für Mikhailov und Aydin ein und nahm auch den bis dahin starken Spielmacher Zalazar frühzeitig vom Feld, weil dieser noch nicht fit genug sei.

"In der ersten Halbzeit haben wir es dann auch sehr gut gemacht. Wir haben den Gegner laufen lassen und immer wieder die Tiefe gesucht. Das 1:0 war gerecht. Danach haben wir den Dampf ein wenig rausgenommen. Nach der Pause fehlten ein Stück weit die Passschärfe und der Mut", erklärte Grammozis selbst nach dem Spiel den Punktverlust.

In den sozialen Netzwerken war die Verwunderung nach diesen Aussagen vor allem aufgrund der Entscheidungen des Trainers groß.

Schalke-Trainer Dimitros Grammozis analysiert das Remis gegen Aue. (Videolänge: 35 Sekunden)

In Regensburg beim Tabellenführer Jahn und eine Woche später gegen die ambitionierte Fortuna aus Düsseldorf liegt es nun an Grammozis zu zeigen, dass die Mannschaft auch über längere Phasen eines Spiels dominant auftreten kann.

Dazu muss er der Mannschaft aber endlich eine offensive Spielidee an die Hand geben und dafür sorgen, dass die Truppe die Passivität nach einer möglichen Führung abstellt. Sollte dies nicht gelingen, könnte es für den Coach möglicherweise früher unangenehm werden, als ihm lieb ist.

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