Melanie Behringer gewann 2007 mit den DFB-Frauen den WM-Titel. Die ehemalige Offensivspielerin und heutige DFB-Trainerin geht in ihrer Kolumne für skysport.de auf die Zukunft der Frauen-Nationalmannschaft ein. Einen Wechsel nach Saudi-Arabien würde sie jungen Spielerinnen nicht raten.
Angeblich soll es Risse zwischen dem DFB-Team und dem Trainerstab sowie Kommunikationsprobleme gegeben haben. Diesen Spekulationen entgegnete die Bundestrainerin bereits nach dem WM-Aus. Es wird schnell damit argumentiert, dass es Risse im Team geben soll. Für mich ist das aber zu einfach, dies als ausschlaggebenden Punkt für das frühe Ausscheiden zu nennen. Leider konnte die DFB-Elf ihre Leistung nicht abrufen, obwohl ausreichend Qualität im Team vorhanden war, um die Gruppenphase zu überstehen.
Auch die Quartierwahl wurde nach dem Aus infrage gestellt. Der DFB hat sich dazu entschieden, an einen etwas abgeschiedenen Ort zu gehen. Das ist legitim. Es hat alles Vor- und Nachteile. Es ist angenehm, wenn man kurze Wege zu den Trainingsplätzen hat. Das war dem DFB wichtig. Wenn die Mannschaft jetzt irgendwo mittendrin im Trubel einer Stadt gewesen wäre und sie wären dann ausgeschieden, hätte man wahrscheinlich gesagt, dass ein wenig mehr Ruhe gut getan hätte.
Gründliche WM-Analyse braucht Zeit
Nun ist das Turnier für die deutsche Mannschaft schon seit über einer Woche zu Ende. Die Verantwortlichen werden sich in den nächsten Tagen zusammensetzen und das frühe Ausscheiden aufarbeiten. Man muss aber erstmal alles sacken lassen. Eine gründliche Analyse braucht Zeit und sollte nicht aus vorschnellen Emotionen getroffen werden.
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Ich habe schon in meiner letzten Kolumne gesagt, dass sich Alex Popp Gedanken machen wird, was einen möglichen Rücktritt oder ein Karriereende in der Nationalmannschaft angeht. Sie ist das Gesicht der Frauen-Nationalmannschaft. Falls sie zurücktreten sollte, wäre das natürlich ein großer Verlust. Gleichzeitig bietet sich die Chance für junge Spielerinnen, mehr Verantwortung zu übernehmen.
In zwei Jahren steht schon wieder die EM in der Schweiz auf dem Programm. Um Lena Oberdorf, Sydney Lohmann, Jule Brand und Lea Schüller könnte eine neue Mannschaft gebaut werden. Vermutlich wird auch noch die eine oder andere Spielerin zu diesem Gerüst hinzustoßen. Das wird sich in der Zukunft herauskristallisieren. Ich mache mir auf jeden Fall keine Sorgen im Hinblick auf die Europameisterschaft. Wir haben nach wie vor sehr gute Spielerinnen, die sehr gut in ihren Vereinen entwickelt werden. Wir werden wieder eine gute Rolle spielen.
Zieht es auch Spielerinnen nach Saudi-Arabien?
Immer mehr Profis spielen für viel Geld in Saudi-Arabien. Mit Monika Staab prophezeite nun auch eine deutsche Trainerin, dass auch bald Spielerinnen dorthin wechseln werden. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass viele Spielerinnen diesen Schritt wagen werden. Saudi-Arabien wäre schon ein großer Sprung. Jungen Spielerinnen würde ich diesen Schritt nicht empfehlen, da das Niveau in europäischen Ligen deutlich höher ist. Spielerinnen, die kurz vor ihrem Karriereende stehen, wagen diesen Schritt womöglich aus finanzieller Hinsicht. Schlussendlich muss das aber jede Spielerin für sich selber entscheiden.
Am Freitag geht es mit den WM-Viertelfinalspielen weiter. Da erwarten uns spannende Partien. Ich will mir noch keine Aussage darüber erlauben, wer am Ende den WM-Titel holen wird. Ich glaube aber, dass es jede Mannschaft schaffen kann, wobei ich Australien in der nächsten Runde eher als Außenseiter sehe. Jedoch darf man die Euphorie mit den Zuschauern im Land des Gastgebers nicht unterschätzen. Ich freue mich, dass es die Australierinnen bis ins Viertelfinale geschafft haben. Ein weiterer Schritt ins Halbfinale wäre sensationell!
Die USA sind an Schweden dramatisch schon im Achtelfinale gescheitert. Sie haben sich das ganze Turnier über sehr schwer getan. Vielleicht findet durch das frühe Ausscheiden der USA ein möglicher Umbruch statt, was sie für die Zukunft wieder unberechenbar macht.
Zur Person:
Als Spielerin gewann Melanie Behringer (37) die WM 2007, die EM 2009 und 2013 sowie Olympia-Gold 2016, als sie zudem Torschützenkönigin wurde. Auf Vereinsebene spielte sie u.a. für den SC Freiburg und den 1. FFC Frankfurt sowie den FC Bayern München. Mit den Münchnerinnen gewann sie zweimal die Deutsche Meisterschaft, ehe sie ihre Karriere 2019 beendete. Als Co-Trainerin der U-17-Auswahl saß sie u.a. beim 4. Platz bei der WM 2022 in Indien auf der Bank. Aktuell ist sie Co-Trainerin der U19, die in Belgien Vize-Europameister wurde. Danach übernimmt sie die U16 als Cheftrainerin.
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