Borussia Dortmund vertraut beim Angriff auf den großen Rivalen FC Bayern München weiter Lucien Favre. Der Vertrag des erfahrenen Trainers wurde vorzeitig verlängert.
Seinen Sommerurlaub hat Lucien Favre wie jedes Jahr in den Bergen seiner Schweizer Heimat verbracht - Borussia Dortmund traut dem erfahrenen Trainer sogar den Sturm auf den "Mount Everest" FC Bayern zu. Nach intensiver Saisonanalyse verlängerte der Vizemeister den Vertrag des 61-Jährigen vorzeitig bis 2021, verbunden mit dem klaren, nun auch "ohne Wenn und Aber" formulierten Ziel, Meister zu werden.
Watzke: "Er hat die Erwartungen zu 100 Prozent erfüllt"
"Er hat die Erwartungen zu 100 Prozent erfüllt", betonte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke am Dienstag in einer Pressemitteilung. Gemeinsam mit Favre die Zukunft zu gestalten, sei daher "folgerichtig". Sportdirektor Michael Zorc lobte, der Schweizer habe "klare Strukturen geschaffen und die Spieler weiterentwickelt".
Für die Saison 2019/2020 hat der BVB unter Favres wachem Auge kräftig investiert. Julian Brandt kam, Nico Schulz, zwei Nationalspieler also, dazu der belgische Internationale Thorgan Hazard. Und womöglich unterschreibt ja bald noch einer, der seit kurzem keiner mehr ist: Mats Hummels, Weltmeister von 2014, soll angeblich zum zweiten Mal von Bayern München nach Dortmund wechseln.
Favre freut sich auf "weiterhin konstruktive und erfolgreiche Zusammenarbeit"
Den großen Rivalen aus dem Süden hatte Favres Vorgesetzter Watzke zuletzt als "Mount Everest" beschrieben: Ab und an durchaus mal zu bezwingen, aber immer da, mächtig, gefährlich, unverrückbar. In diesem Bild der Achttausender des Fußballs will der BVB zumindest der K2 sein: der zweitgrößte deutsche Riese.
Favre soll dauerhaft der Expeditionsleiter für den Gipfelsturm sein. "Ich freue mich sehr auf eine weiterhin konstruktive und erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem ganzen BVB-Team", ließ er verlauten. Dabei hatte es durchaus Zweifel gegeben: Nach dem 2:4 im Derby gegen Schalke 04 am 31. Spieltag hatte Favre im Titelrennen verfrüht kapituliert, Watzke grätschte öffentlich dazwischen und entwickelte auch aus dieser Erfahrung seine Idee einer offensiveren Kommunikationskultur.
Favre mit bestem Punkteschnitt aller BVB-Trainer
Ansonsten aber sprach vieles, fast alles für diesen Taktikfuchs Favre. Er hat den besten Punkteschnitt aller BVB-Trainer (2,24 pro Spiel), er übernahm im Sommer 2018 eine Mannschaft inmitten eines Umbruchs und führte sie beinahe zur Meisterschaft. Die Entscheidung zugunsten der Bayern fiel nach einem zwischenzeitlichen Neun-Punkte-Vorsprung für Dortmund am letzten Spieltag. "Lucien ist der Richtige für den BVB", da ist sich Watzke sicher.
Den neuen Angriff auf den Rekordmeister wird Favre mit verbessertem Personal und großem Vertrauen der Verantwortlichen anführen. Die Zeit der Abwiegeltaktik "(Wir schauen von Spiel zu Spiel") jedoch ist in Dortmund vorbei, daran lässt Watzke keinen Zweifel. Die neue, forschere Ansage zu verinnerlichen und sie dann selbst zu machen, ist womöglich eine der schwierigsten Aufgaben für Favre. Der Schweizer ist stets freundlich und niemals laut, er gilt zudem als Zauderer, der sich selbst am härtesten kritisiert.
Die BVB-Führung jedenfalls hat an ihm wenig auszusetzen. Das haben Zorc und Watzke mit der Vertragsverlängerung eindeutig dokumentiert.