Der Crash von Latifi in Abu Dhabi wird aufgrund seiner Tragweite in die Geschichtsbücher eingehen. Der Kanadier brach nun erstmals auf Social Media sein Schweigen. Er erhielt heftige Reaktionen.
Sein Crash kurz vor Rennende wirbelte die Formel-1-Saison 2021 noch einmal komplett durcheinander. Als Nicholas Latifi kurz vor dem Ende der Saison in Abu Dhabi die Kontrolle verlor und in die Mauer krachte, wurde die Geschichte des Entscheidungsrennens zwischen Lewis Hamilton und Max Verstappen neu erzählt.
Hamilton war der sichergeglaubte Sieger, doch Verstappen nutzte Latifis Crash und die Konsequenzen daraus und kürte sich in einem spektakulären Finish zum Weltmeister.
Latifi berichtet von Mordrohungen
Es brauchte keine Hellseher, um zu wissen, dass auf den Williams Piloten Latifi in den Tagen nach dem letzten Rennen viel einprasseln würde. Nun hat sich der Kanadier in einem schriftlichen Statement auf Twitter dazu geäußert und schreibt sogar von Morddrohungen, die ihn erreicht haben. Er selbst habe bereit nachdem die karierte Flagge geschwenkt wurde geahnt, was auf ihn zukommen würde.
Latifi machte Social-Media-Pause
"Ich habe mich absichtlich von den sozialen Medien ferngehalten, um mich von den Ereignissen des letzten Rennens zu erholen", beginnt der 26-Jährige. Er habe nach seinem Aus in Abu Dhabi tausende Nachrichten über die sozialen Medien bekommen. Die meisten seien unterstützend gewesen, viele von ihnen enthielten aber auch Hass und Beleidigungen, so Latifi. Mit seinem Statement möchte er auf Zweiteres hinweisen und Cyber-Mobbing ansprechen.
"Die Tatsache, dass ich [direkt nach Rennende, Anm. d. Red.] dachte, es wäre das Beste, wenn ich meine Instagram- und Twitter-Accounts lösche, sagt alles darüber aus, wie grausam die Online-Welt sein kann", schreibt Latifi. "Der darauffolgende Hass, die Beschimpfungen und Drohungen in den sozialen Medien waren für mich keine wirkliche Überraschung, denn das ist einfach die Realität der Welt, in der wir jetzt leben."
"Egal, wofür er kämpfe, er gebe immer alles"
Der Williams-Pilot mit der Nummer sechs auf dem Auto ist sich seines Standings als Profi-Sportler und der damit einhergehenden Öffentlichkeit bewusst, doch er kritisiert: "Es braucht nur einen Zwischenfall zur falschen Zeit, um alles durcheinander zu bringen und um das Schlechteste aus den Menschen, die sogenannte 'Fans' sind, hervorkommen zu lassen."
Latifi habe sich für seinen Unfall nur bei seinem Team entschuldigt. Niemandem sonst schulde er die Entschuldigung. Die Kritik, er habe mit Mick Schumacher um eine Position [14. Platz] gekämpft, die eh nichts bringe, akzeptiere er, solange sie nicht hasserfüllt ist, sieht es jedoch anders. Egal, wofür er kämpfe, er gebe immer alles.
Latifi hat eine dicke Haut
Er habe eine dicke Haut, schreibt Latifi. Das Geschehene zeige ihm, wie wichtig es sei, dagegen die Hassrede im Netz anzukämpfen. "Mir ist klar, dass ich diejenigen, die sich mir gegenüber so verhalten haben, wahrscheinlich nicht davon überzeugen kann, ihr Verhalten zu ändern" meint Latifi, "und sie könnten sogar versuchen, diese Botschaft gegen mich zu verwenden -, aber es ist richtig, diese Art von Verhalten anzuprangern und nicht zu schweigen."
Er möchte allen danken, die ihn seitdem unterstützt haben. "Sport ist Wettbewerb, aber es sollte Menschen zusammenbringen und nicht spalten", appelliert der Kanadier. Für 2022 nehme er sich vor, dabei helfen zu wollen, dass es zu solchen Situationen in Zukunft nicht mehr komme. Abschließend fordert "Nicky": "Seid einfach alle freundlich!"
Mercedes reagiert auf Tweet
Die "Verlierer" des Rennvorfalls sind Latifi scheinbar nicht nachtragend. Die Social-Media-Abteilung von Mercedes kommentierte: "Bleib stark! Wir unterstützen dich im Kampf gegen Online-Hass und Beleidigungen."
Schon kurz nach dem Grand Prix von Abu Dhabi stellte Latifi, der in der vergangenen Saison insgesamt sieben Punkte holte, klar: "Natürlich war es nie meine Intention, das Rennen zu beeinflussen, aber ich habe einen Fehler gemacht und mein eigenes Rennen ruiniert." Er habe nicht gewusst, wie zu der Zeit die Situation an der Spitze gewesen sei.
Glock erhielt 2008 auch Morddrohungen
Die Reaktionen erinnern ein wenig an die Situation mit Lewis Hamilton, Felipe Massa und Sky Experte Timo Glock 2008 in Brasilien. Der Brite überholte den Deutschen, der auf wesentlich schlechteren Reifen unterwegs war, wenige Meter vor der Ziellinie und entriss dem schon jubelnden Massa in letzter Sekunde den WM-Titel. Glock erreichten damals auch Morddrohungen, er musste sogar aus dem Land "geschmuggelt" werden.
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