Frank Baumann, der scheidende Geschäftsführer Fußball von Werder Bremen, spricht im exklusiven Abschiedsinterview bei Sky über seinen Entschluss, den Nordklub zu verlassen, seine Werte und seine (berufliche) Zukunft.
Frank Baumann in seinem Abschiedsinterview bei Sky ...
… über den Entschluss sich von Werder Bremen zu verabschieden:
"Ich habe schon als Spieler sehr früh für mich festgelegt, dass ich immer wieder eine Auszeit brauche, um aus diesem Hamsterrad, aus diesem "Zirkus" herauszukommen. Um nicht zu sehr in dem Kosmos Profifußball gefangen zu sein, und auch Zeit und Muße zu haben, um zu reflektieren. Deswegen war es keine Frage, dass ich bei aller Liebe zu diesem Sport, zu Werder, auch mal wieder raus möchte."
… über seine letzten Tage bei Werder:
"Bei Werder zu arbeiten ist ein Privileg gewesen. Die Beziehung zu ganz vielen Menschen, teilweise über 25 Jahre, ist etwas ganz Besonderes. Ich wurde jetzt schon oft gefragt: "Können wir ein letztes Foto machen?". Da wird einem bewusst, mit wie vielen Personen man die letzten Jahre intensiv zusammengearbeitet hat. Wir konnten schöne Momente feiern, aber sind auch durch schwierige Situationen gegangen. Der Abstieg, die finanzielle Situation. Diese Phase hat uns zusammengeschweißt. Deswegen gebe ich hier einiges auf und deswegen ist auch viel Wehmut dabei."
… über seine Verabschiedung am letzten Spieltag:
"Ich bin sehr dankbar. Es ist nicht selbstverständlich, dass man als Geschäftsführer unten am Rasen verabschiedet wird. Für mich ist das die Bühne, die der Mannschaft und dem Trainerteam gehört. Ich habe meine Arbeit hier oben in den Besprechungsräumen gesehen."
… über schwierige Zeiten bei Werder:
"Aufgeben wollte ich nie. Es gab Momente, in denen es für die Familie nicht leicht war. Das spielt sich häufig in den Sozialen Medien ab und auch auf dem Schulhof. Die Kinder sind dort natürlich aktiv. Und klar, es ist natürlich nicht angenehm, wenn nach einem Abstieg Sicherheitspersonal vor der Haustür stehen muss."
… über die Werte, die ihn ausmachen:
"Es geht um ganz banale Dinge, die mich geprägt haben, die für eine Gesellschaft normal sein sollten. Man muss anderen Menschen mit Respekt begegnen und eine gewisse Toleranz an den Tag legen. Mir ist Bodenständigkeit sehr wichtig, besonders in unserer Branche. Das sind alles Gründe, warum ich mich bei Werder immer wohlgefühlt habe. Das sind die Gründe, warum ich mich für Werder entschieden habe. Hier gibt und gab es viele Personen, die den Verein mit diesen Werten geprägt haben."
… über Ehrlichkeit in der Fußballbranche:
"Man kann nicht immer die komplette Wahrheit sagen. Es gibt einen Unterschied, zwischen bewusst lügen und etwas nicht beantworten. Wir müssen gewisse Angelegenheiten im Stillen abwickeln und können nicht auf jedes Gerücht reagieren. Sonst schadet man sich im Zweifel selbst. Natürlich ist das Interesse der Medien legitim. Wir befinden uns in diesem Spannungsfeld, deswegen ist es keinem Verantwortlichen zu verübeln, keinem Spieler zu verübeln, wenn man mal auf ein Gerücht nicht komplett eingeht."
… über seine Pläne für die Auszeit:
"Erstmal die Füße hochlegen. Das wird die erste Phase sein. Danach werde ich mir ein Ziel setzen. Körperliche Fitness, mehr Zeit für mich, über die letzten Jahre reflektieren. Was war gut? Was war nicht so gut? Dann kann ich mich in der nächsten Phase weiterbilden. Und dann sehen wir, was die Zukunft noch bringt."
… über seine berufliche Zukunft:
"Ich habe nie gesagt, dass ich in Rente gehe. Ich habe gesagt, ich nehme eine Auszeit. Mindestens ein Jahr, eher zwei. Danach ist eine hauptberufliche Tätigkeit im Fußball vorstellbar. Nicht unbedingt in der ersten Reihe, vielleicht auch in der zweiten, dritten oder der vierten."
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