Sky Moderator Riccardo Basile war zu Besuch bei Vize-Europameisterin Laura Freigang und hat mit ihr noch einmal über ihre Rolle bei dem Turnier im Sommer gesprochen und wie sich ihr Gehalt in den Jahren als Profifußballerin entwickelt hat.
Nach der EM heißt vor dem Start der neuen Saison. Für Laura Freigang reichte es dazwischen sogar nicht mal mehr für eine kurze Auszeit. Die 24-Jährige kehrte freiwillig so früh es ging in das Mannschaftstraining zu ihrem Verein Eintracht Frankfurt zurück. Auch Trainer Niko Arnautis war von dem Anruf seiner Spielerin überrascht: "Bist du sicher?", entgegnete er Freigang beim Telefonat, aber sie war fest entschlossen "Ja, ich bin sicher" und stieß prompt zur Saisonvorbereitung mit der Mannschaft hinzu.
Gänsehaut im Wembley Stadion
Aber was sie im Juli bei der Europameisterschaft in England erlebt hat und vor allem beim Finale im Wembley Stadion fällt der Stürmerin immer noch etwas schwer in Worte zu fassen: "Ich habe noch nie in so einem großen Stadion gespielt und dann, als wir auch zum Spiel rauskamen und dann die Musik lief und die Hymnen und ich habe mich einfach nur umgeguckt und es war unglaublich. Du kannst diese Menschenmengen gar nicht wirklich erfassen", so die Offensivspielerin exklusiv bei Sky in der Sendung "Meine Geschichte".
"Das war total überwältigend"
Genauso verblüfft waren die Mannschaft und sie über den Empfang auf dem Frankfurter Römer einen Tag nach dem verlorenen EM-Finale: "Es war Montag Nachmittag, die Leute müssen eigentlich arbeiten. Wir dachten schon so: Mhh, wie viele kommen wohl? Und dann gehen wir auf den Balkon und auf einmal ist da einfach so ein Menschenmeer." Freigang weiter: "Das wat total überwältigend. Man konnte es gar nicht so richtig in Worte fassen. Das war wirklich, wirklich richtig schön."
Trotz weniger Spielminuten, bereichernde Zeit
Mit nur 15 Minuten Spielzeit war Freigang die am wenigsten eingesetzte Feldspielerin bei dieser Europameisterschaft im deutschen Kader. Die Enttäuschung darüber kann sie nicht leugnen und gibt offen zu:
"Natürlich gab es dann trotzdem Momente, die schwierig waren. Das gehört dazu. Im Finale zum Beispiel, man will einfach helfen, ist ja klar." Dennoch nimmt sie sehr viel aus dem Turnier mit und ist sehr glücklich über die Erfahrung:
"Also man schluckt dann wirklich seinen eigenen Stolz runter, weil man das möchte für die Mannschaft und ich glaube, das war auch das, was uns ausgezeichnet hat, das haben alle gemacht. Ich bin total froh, dass ich dabei sein durfte. Natürlich hätte ich gerne mehr gespielt, aber so ist das halt und das war neu, anders, aber sehr bereichernd."
"Überhaupt nicht neidisch auf die Männer"
Freigang erklärt im Interview mit Sky Reporter Riccardo Basile auch warum der Zusammenhalt in der Mannschaft während des Turniers so stark war und was in dieser Hinsicht vielleicht der Unterschied zum Männerfußball ist:
"Also ich glaube, bei uns ist der Fußball einfach noch ein bisschen anders, die Welt des Fußballs. Es ist nicht so belastet, nicht so politisch, ist nicht so viel Geld drin." Sie sei deswegen, was ganz viele Dinge angehe, auch überhaupt nicht neidisch auf die Männer. Dadurch hätten es die Männer in vielen Bereichen auch sehr viel schwieriger und sie sieht noch den großen Vorteil auf der Seite der Frauen. "Alles was wir gezeigt haben, war ja echt."
Früher musste sie Konto überziehen
Gehaltstechnisch hat es sich bei der Eintracht Kapitänin in letzter Zeit jedoch etwas entspannt. Nicht zuletzt liegt es bei den Frankfurter Spielerinnen an der Fusion vom 1. FFC Frankfurt mit der Eintracht Frankfurt. Seitdem, sagt Freigang, bekämen sie Gehälter, von denen man Leben könne.
Zuvor war dies aber anders: "Ich musste immer aufs Konto gucken. Und das war dann teilweise auch sehr knapp. Da war es aber tatsächlich so, dass ich öfters auch mal das Konto überziehen musste. Und mittlerweile bin ich total glücklich und froh darüber, dass ich mir da nicht mehr so viel Gedanken machen muss für den Moment, was auch alles andere als selbstverständlich ist."
Euphorie-Welle der EM clever nutzen
Laut Freigang ist es nun wichtig, die Begeisterung der EM mit in die heimischen Stadien zu den Ligaspielen zu nehmen. "Wir müssen das mit in die Bundesliga tragen, die findet jede Woche statt, Turniere nur alle paar Jahre". Allerdings müsse dafür auch weiter in den Frauenfußball investiert werden:
"Es ist ja auch klar, dass wir jetzt nicht immer alles selbst erwirtschaften können. Aber ich glaube, man sieht dass auch wir mit dem Sport begeistern können. Das ist ja immer das, was wir sagen und uns wünschen, dass die Leute uns eine Chance geben. Und ich glaube, die EM war dafür eine Riesen-Rampe und ich glaube, wenn man das jetzt richtig nutzt, vor allem auch für uns wirbt."
Am 16. September wird Freigang ihre Eintracht zum Saison-Eröffnungspiel gegen die Bayern in den "Deutsche Bank Park" führen. Es ist einer neuer Zuschauerrekord anvisiert und es soll der erste Schritt sein, mit der Bundesliga auf die Begeisterungswelle der EM aufzuspringen. Vorher hofft Freigang allerdings bei der WM-Qualifikation (03. September. und 06.September) mal wieder etwas Spielzeit mit dem Adler auf der Brust zu bekommen.
Mehr zur Autorin Eileen Doeker
Alle weiteren wichtigen Nachrichten aus der Sportwelt gibt es im News Update nachzulesen.