Mainz 05 gehört im Bundesliga-Vergleich zu den "kleinen", noch familiären Vereinen. Doch dieser Status könnte in den nächsten Jahren Geschichte sein - trotz einiger Widrigkeiten. Ein entscheidender Faktor: Sportvorstand Rouven Schröder.
Jean-Philippe Gbamin verlässt Mainz 05 und schließt sich dem FC Everton an. Damit verlässt ein Schlüsselspieler die Rheinhessen - ein Umstand, der sich beim Karnevalsverein im Sommer mittlerweile zur Routine entwickelt hat.
Leistungsträger verlassen Mainz
Seitdem Schröder sich dem FSV im April 2016 anschloss - erst als Sportdirektor, dann als Sportvorstand - verließ in jeder Saison mindestens ein absoluter Leistungsträger den Verein.
Im Sommer 2016 war dies Yunus Malli, der sich dem VfL Wolfsburg anschloss; 2017 wechselte Jhon Cordoba zum 1. FC Köln; in der vergangenen Spielzeit entschieden sich mit Abdou Diallo (Borussia Dortmund), Yoshinori Muto (Newcastle United) und Suat Serdar (FC Schalke 04) gleich drei Eckpfeiler für einen Tapetenwechsel. Nun folgte in diesem Sommer noch der Rekord-Abgang von Jean-Philippe Gbamin.
Dennoch gelingt es dem FSV Mainz 05 Saison für Saison, den Ansprüchen, die an den Klub gestellt werden, gerecht zu werden und damit den Klassenerhalt in der Bundesliga zu sichern - und dies auch überwiegend souverän. Fünfzehnter, Vierzehnter, Zwölfter lauteten die Endplatzierungen der Rheinhessen in den vergangenen drei Jahren.
Schröder erwirtschaftet Transferüberschuss
Dieser kontinuierliche Aufschwung liegt jedoch nicht nur am Trainerteam und den Profis, sondern auch eine Ebene darüber, wo Sportvorstand Schröder für die strategische Ausrichtung des Vereins verantwortlich ist.
Der mittlerweile 43-Jährige schafft es immer wieder aufs Neue, die sportlich schmerzhaften Abgänge zu kompensieren und dabei sogar noch ein Transferplus zu erwirtschaften. In den vergangenen vier Jahren sorgte Schröder im Hinblick auf Transfers für einen Gewinn von 39,84 Millionen Euro.
In dieser Transferperiode liegen die Rheinhessen bei den Einnahmen mit 32 Millionen Euro bundesligaweit auf Rang sechs - hinter der TSG 1899 Hoffenheim, Eintracht Frankfurt, Bayern München, Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen, die allesamt in anderen finanziellen und sportlichen Sphären unterwegs sind. Daher kann dies als Erfolg verbucht werden.
Mainz blickt vermehrt nach Frankreich
Mainz 05 schafft es somit regelmäßig, Spieler relativ günstig zu verpflichten, eigene Profis aber auch für hohe Summen abzugeben. Dies ist unter anderem ein Verdienst von Schröder, der auf dem in der heutigen Zeit völlig überhitzten und mit Mondpreisen bestückten Transfermarkt gewissenhaft und strukturiert vorgeht.
So ist bei den Zugängen ein Muster zu erkennen. Schröder tätigt auffällig viele Verpflichtungen in Frankreich - zuletzt Ronael-Pierre Gabriel (AS Monaco), Jean-Philippe Mateta (Olympique Lyon) und Moussa Niakhate (FC Metz). Dort hat der gebürtige Arnsberger einen Markt für den FSV Mainz 05 gefunden.
Schröder: "Interessante Profile"
"Wir haben über Jahre ein gut gepflegtes Netzwerk in diese Richtung etabliert", erklärte Schröder im November 2018 gegenüber der Süddeutschen Zeitung. "Metz beispielsweise hat unter anderem eine starke Akademie, der Verein tätigt viele höherpreisige Transfers und bringt reihenweise gut ausgebildete Profis hervor." Insgesamt gebe es in den ersten beiden Ligen in Frankreich zahlreiche "interessante Profile".
Diejenigen, die sich Schröder und Mainz herausgepickt haben, schlugen in den vergangenen Jahren ein und sorgten tabellarisch für eine kontinuierliche Weiterentwicklung. Um diese auch weiterhin zu gewährleisten, muss Schröder auch in dieser Transferperiode sein gutes Gespür zeigen. Mit Mateta und Neuzugang Dong-Won Ji fallen nämlich gleich zwei Offensivspieler langfristig aus.
Nächster Schritt: Einstelliger Tabellenplatz?
Deshalb dürften wohl noch anspruchsvolle Wochen auf Schröder zukommen. Doch sollte ihm auch in diesem Sommer noch der eine oder andere Glücksgriff gelingen, könnten die Rheinhessen zukünftig den nächsten Schritt gehen. Dieser könnte "dauerhafter einstelliger Tabellenplatz" heißen - mit dem einen oder anderen positiven Ausreißer nach oben.
Ergänzt man beim FSV in den kommenden Jahren den eingeschlagenen Transferweg mit dem in der jüngsten Vergangenheit verzeichneten Transferüberschuss, stehen die Chancen auf sportlichen Fortschritt und damit auf eine tabellarische Entwicklung durchaus gut.