Shkodran Mustafi hat in seiner Karriere schon viel erlebt und viele Länder kennengelernt. Bei Skysport.de spricht der Weltmeister von 2014 über seine Ziele und seine Ex-Klubs.
Der Verteidiger spielte in der Jugend des Hamburger SV, wechselte als Teenie zum FC Everton. Bei Sampdoria Genua empfahl er sich für die Nationalelf und wurde 2014 Weltmeister. Anschließend spielte er bei Arsenal, Valencia, Schalke 04 und aktuell bei UD Levante. Mit dem spanischen Zweitligisten kämpft er um den Aufstieg.
Skysport.de: Herr Mustafi, wie geht es Ihnen?
Shkodran Mustafi: Seit meinem Wechsel vor zwei Jahren von Schalke zu Levante hatte ich zwei größere Verletzungen, die operiert werden mussten. Danach hatte ich eine längere Reha, vor einem Jahr wurde ich in meinem Haus in Valencia überfallen, dabei ist die Narbe wieder aufgegangen. Kurz gesagt: Die letzten eineinhalb Jahre waren etwas schwieriger. Aber jetzt trainiere ich wieder mit der Mannschaft, bin so fit wie lange nicht mehr und hoffe, dass ich noch ein paar Spiele machen kann und der Mannschaft in der sehr intensiven und wichtigen Phase der Saison helfen kann.
Skysport.de: Levante kämpft um die Rückkehr in La Liga, am Samstag steht ein Duell gegen Deportivo Alaves, einen direkten Konkurrenten auf dem Programm. Falls es mit dem Aufstieg klappt, wie sieht dann Ihre weitere Planung aus?
Mustafi: Stand jetzt bin ich nach Saisonende ablösefrei. Falls es mit dem Aufstieg nicht klappen sollte, muss der Klub wahrscheinlich an einigen Stellen Geld einsparen. Von daher weiß ich nicht, ob ich dann noch die Möglichkeit haben werde, hier zu spielen. Wir sind aber alle sehr zuversichtlich, dass wir es schaffen, und ich würde gerne die Chance nutzen, mich nach meiner schwierigen Zeit, in der ich kaum gespielt habe, endlich richtig zeigen zu können.
Skysport.de: Sie sind im April 31 geworden. Haben Sie sich schon einen Plan für den Rest Ihrer Karriere überlegt?
Mustafi: Nach den vergangenen eineinhalb Jahren mit nur ganz wenigen Einsätzen würde ich am liebsten 500 Spiele machen. Ich will das Verpasste nachholen und so lange wie möglich auf dem Platz stehen und Fußball spielen. Das ist meine Priorität, alles andere plane ich danach.
Skysport.de: Sie waren Weltmeister, haben bei Arsenal und Valencia gespielt. Einer Ihrer Teamkollegen ist Roberto Soldado, der bei Topklubs wie Real Madrid, Valencia und Tottenham war. Welche Rolle haben Sie als erfahrene Spieler in Ihrer Mannschaft?
Mustafi: Roberto kann den Jüngeren mit seiner Erfahrung das eine oder andere mitgeben. Aber wir haben auch noch einige andere Profis, die schon ein paar Spiele in La Liga gemacht haben. Letztes Jahr sind wir mit einer Mannschaft abgestiegen, von der es niemand gedacht hat. In dieser Saison hatten wir einen holprigen Start. Die Dinge liefen nicht so, wie wir es uns erhofft hatten. Jetzt haben wir fünf Spieltage vor Saisonende die Chance aufzusteigen und uns nächstes Jahr in La Liga zu etablieren. Jeder hat seinen Teil dazu beigetragen. Da zählt es nicht, wer man ist oder was man gewonnen hat. Es zählt, was man leisten und für die Mannschaft tun kann.
Skysport.de: Levante kämpft um den Aufstieg, Ihr Ex-Klub FC Valencia gegen den Abstieg. Wie ist die Stimmung in der Stadt, wo die Stadien der beiden Vereine nur ein paar Kilometer auseinander liegen?
Mustafi: Ich hatte zwei super Jahre beim FC Valencia und ich hoffe natürlich, dass sie nicht absteigen. Das hätten die Mannschaft, der Verein, die Fans und die Stadt nicht verdient. Man lebt in Valencia gefühlt wie in einer Kleinstadt und ich finde es schön, dass es keine Rivalität zwischen den Klubs in dem Sinne gibt, dass man die Niederlagen des anderen bejubelt oder ihm die Siege nicht gönnt. Ich habe das Gefühl, dass es sehr viele Fans gibt, die beide Lager feiern und hoffen, dass beide Klubs zusammen in der ersten Liga sind und zweimal im Jahr das Derby spielen können. Ich empfinde es nicht so wie in meiner Zeit in Genua, wo die Sampdoria-Fans und die Anhänger des FC dem anderen Verein nichts gegönnt haben. Ich hoffe, dass Levante und Valencia beide nächste Saison in La Liga spielen.
Skysport.de: Der FC Valencia stand 2000 und 2001 im Champions-League-Finale, war 2004 Meister, UEFA-Pokalsieger, hat früher regelmäßig in der Königsklasse gespielt und 2022 den spanischen Pokal gewonnen. Was ist dort falsch gelaufen?
Mustafi: Als ich 2014 nach Valencia gewechselt bin, hatte man das Gefühl, dass der Klub und die Fans sich etwas voneinander entfernt hatten. Ich weiß aber auch, dass wir uns damals nach einer starken Saison für die Champions League qualifiziert haben. Es schien, dass alles wie geplant funktionierte. Aber in den Jahren danach haben viele Spieler den Verein verlassen, und heute besteht die Mannschaft aus vielen Profis, die nur ausgeliehen sind. Man hat das Gefühl, dass diese Transferpolitik nicht zum FC Valencia passt. Ich kann das von außen schlecht beurteilen, aber man erwartet natürlich viel mehr von einem der größten Klubs Spaniens. Valencia war fast 40 Jahre lang nie in der 2. Liga. Sollten sie absteigen, würde das der Geschichte ähneln, die der Hamburger SV erlebt hat.
Skysport.de: Sie haben in der Jugend des HSV gespielt, bevor Sie nach England gegangen sind, Verfolgen Sie den HSV und wie schätzen Sie die Situation dort ein? Wird der HSV endlich den Aufstieg schaffen?
Mustafi: Ich habe es mit Sampdoria in Italien geschafft und stehe mit Levante wieder vor dem Aufstieg, aber es nicht so einfach in der 2. Liga, wie es viele denken. Der HSV würde am liebsten schon seit drei Jahren wieder in der Bundesliga spielen. Aber ich habe das Gefühl, dass in den letzten Jahren der Druck nicht mehr so groß war, es unbedingt schaffen zu müssen. Dass man akzeptiert hat, dass der Aufstieg kein Selbstläufer ist und man vom ersten bis zum letzten Spieltag seine Leistung abliefern muss. Der Verein gehört einfach in die Bundesliga. Aber die Erfolge der Vergangenheit helfen nicht, man muss sich den Aufstieg vom ersten bis zum letzten Spieltag verdienen. Ich denke, dass sie diese Saison gute Karten haben und ich glaube, dass ganz Deutschland den HSV gerne wieder in der Bundesliga sehen würde.
Skysport.de: Sie sind vor zwei Jahren mit Schalke abgestiegen. Momentan steht S04 wieder auf einem Abstiegsplatz. Können Sie sich in die Situation hineinversetzen? Was ist heute bei den Königsblauen anders als vor zwei Jahren?
Mustafi: Man hat zwar bei Vereinen gespielt, aber man weiß nicht, was intern passiert. Von außen sehe ich eine Schalker Mannschaft, die den Zuspruch der Fans hat, weil sie sich nach der WM von ganz unten wieder zurückgekämpft hat. Wenn die Fans die Mannschaft weiter so hinter ihrer Mannschaft stehen, kann ich mir vorstellen, dass sie trotz des schweren Restprogramms noch ein paar Punkte holen und den Klassenerhalt schaffen. Das würde ich dem Klub wünschen, weil auch Schalke ein Verein ist, der in die erste Liga gehört.
Skysport.de: Ihre erste Station im Ausland war der FC Everton. Die Toffees sind auch ein Traditionsverein, der aktuell gegen den Abstieg kämpft. Haben Sie noch eine Verbindung?
Mustafi: Meine Zeit bei Everton ist lange her, aber ich verfolge immer, was der Verein macht, welche Spieler oder Trainer er verpflichtet. Seit dem Weggang von David Moyes (der schottische Coach wechselte 2013 nach elf Jahren zu Manchester United, Anm. d. R.) hat man das Gefühl, dass dem Klub die Kontinuität und Stabilität abhandengekommen sind. Everton hat in den vergangenen Jahren immer wieder zu kämpfen gehabt. Aber ich glaube, dass die Qualität in der Mannschaft so hoch ist, dass sie nicht absteigt.
Skysport.de: Der FC Arsenal hat zwar das Spitzenspiel bei Manchester City verloren, wird aber auf jeden Fall in der nächsten Saison in der Champions League spielen. Sie waren bis 2021 bei Arsenal Profi unter Mikel Arteta. Wie schätzen Sie die Entwicklung und die Leistung der Gunners ein?
Mustafi: Seitdem Arsene Wenger 2018 den Verein verlassen hat, hat Arsenal nicht mehr in der Champions League gespielt. Die positive Entwicklung, die der Verein unter Arteta durchlaufen hat, ist aus meiner Sicht fast noch wichtiger, als nur einmal die Meisterschaft zu gewinnen und danach nicht daran anknüpfen zu können, wie zum Beispiel Leicester City nach dem Titelgewinn 2016. Ich glaube, dass Arsenal schon einen Titel gewonnen hat, in dem sie nächstes Jahr wieder in der Champions League spielen, denn dort gehört der Verein hin.
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Skysport.de: Wo sehen Sie Arsenal in Zukunft?
Mustafi: Natürlich will Arsenal nach einer Saison wie der aktuellen die Meisterschaft gewinnen, aber Ziel wird es sein, die nächsten Jahre ganz oben mitzuspielen und nicht nur einmal die Premier League, sondern noch den einen oder anderen Titel zu gewinnen.
Das Interview führte Thorsten Mesch
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