Fußball Transfer News: Die Gewinner des Trainerwechsels beim FC Bayern

Bayerns netter Nebeneffekt: Gewinner & Härtefälle der Trainer-Rochade

Von Robin Schmidt

Image: Julian Nagelsmann (l.) tritt im Sommer beim FC Bayern die Nachfolge von Hansi Flick (r.) an.

Die spektakuläre Trainer-Rochade um Julian Nagelsmann und Hansi Flick bringt einige Gewinner, aber auch zwei Härtefälle mit sich. Sky Sport gibt einen Überblick.

GEWINNER: Julian Nagelsmann

Der Shootingstar der deutschen Trainerszene darf sich bereits im Alter von 33 Jahren seinen "Lebenstraum" erfüllen und den FC Bayern trainieren. Ein einmaliges Privileg, das Nagelsmann zu schätzen weiß. Er habe "nie einen Hehl daraus gemacht", dass ihn der Job dort reize, sagte der Flick-Nachfolger, das Engagement in München sei "etwas sehr Spezielles" und eine "vielleicht einmalige Gelegenheit".

Dass er beim Rekordmeister medial nochmal deutlich mehr im Fokus stehen wird, dürfte für den mit Charisma und Witz ausgestatteten Nagelsmann kein Problem werden. Auch in dieser komplizierten Gemengelage gab er sich nach außen gewohnt authentisch - kein unnötiges Rumgeeiere, keine falschen Treueschwüre.

Stattdessen berichtete Leipzig-Boss Oliver Mintzlaff von "offenen und fairen Gesprächen". Im Umgang mit dem Bayern-Wechsel hat der gebürtiger Issinger daher erneut bewiesen, dass das Alter nur ein unwesentlicher Faktor ist. Und auch bei seinen neuen Bossen in München hat er mächtig Eindruck hinterlassen, wie der bis 2026 datierte Vertrag zeigt.

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Trainer Julian Nagelsmann über die Gespräche mit Oliver Mintzlaff und die erste Kontaktaufnahme des FC Bayern München. (Videolänge: 1:28 Minuten)

GEWINNER: FC Bayern

Aufgrund des fatalen Miss-Managements in den vergangenen Monaten im Machtkampf zwischen Hansi Flick und Hasan Salihamidzic drohte dem Rekordmeister ein nie dagewesenes Fiasko. Schließlich wurde mit Flick der erfolgreichste Trainer der ruhmreichen Vereinsgeschichte fast schon aus dem Verein vergrault. Ein mehr als fragwürdiger Stil, zumal der Erfolgscoach sowohl bei der Mannschaft als auch den Fans hohes Ansehen genoss.

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Letztlich gehen die Münchner aber doch noch als Gewinner aus dieser Situation hervor. Mit Nagelsmann hat der FCB nicht nur den talentiertesten, sondern jetzt schon einen der besten Trainer verpflichtet und mit einem langfristigen Vertrag (bis 2026) ausgestattet. Ein spannendes, logisches und zugleich gewagtes Projekt, das europaweit beäugt werden wird.

Und ganz nebenbei wurde mit RB Leipzig der aktuell stärkste Konkurrent enorm geschwächt, zumal auch Leipzigs Abwehrchef Dayot Upamecano im Sommer an der Säbener Straße aufschlagen wird. Ein netter Nebeneffekt, der die Bayern-Bosse ebenfalls erfreuen dürfte.

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Christoph Daum über den Wechsel von Trainer Julian Nagelsmann zum FC Bayern München. (Videolänge: 1:10 Minuten)

GEWINNER: Hansi Flick

Die wochenlange Debatte um seine Zukunft hat sichtlich an ihm genagt, am Ende war die Konstellation so verzwickt, dass nur noch eine Lösung blieb: die Trennung. Nach Flicks öffentlichem Alleingang gefolgt von der Rüge des Vereins sah es kurzzeitig sogar nach einer schmutzigen Scheidung aus, nun haben zumindest alle Parteien einen Weg gefunden, um den erfolgreichsten Trainer der Vereinsgeschichte auch würdig und angemessen zu verabschieden.

Mit der zu erwartenden Meisterschaft und dem dann siebten Titel in seiner Ära wird Flick die Bayern durch das berüchtigte "große Tor" verlassen. Der FC Bayern bedankte sich bereits bei ihm für die geleistete Arbeit, Präsident Herbert Hainer bekräftigte, dass Flick "immer einen Platz in den Geschichtsbüchern des FC Bayern haben" werde.

Durch die Vertragsauflösung zum Saisonende ist für Flick der Weg zum DFB frei geworden. Der 56-Jährige wird aller Voraussicht nach die Nachfolge von Bundestrainer Joachim Löw antreten und dann vor allem wieder eines haben, das ihm besonders wichtig ist, wie er zuletzt betonte: Spaß an der Arbeit. Das war in München zuletzt nicht immer gegeben ...

Bayerns neuer Trainer Julian Nagelsmann gilt wie Ex-Trainer Pep Guardiola als Taktikfuchs (Videolänge: 1:02 Min.).

GEWINNER: DFB

Von der historischen Trainer-Rochade in der Bundesliga profitiert auch der DFB in vollem Umfang. Am Dienstag dürfte in der Zentrale ein Jubelschrei ertönt sein, der aufgrund der Schlagzeilen um Präsident Fritz Keller aber wohl etwas leiser ausgefallen ist als angenommen.

Nichtsdestotrotz: Mit Flick ist der absolute Wunschkandidat nun frei für den Bundestrainer-Job, der Verband teilte bereits mit, dass Gespräche mit ihm und dem FC Bayern geführt werden. Eine finanzielle Entschädigung an die Münchner ist auch nicht nötig bzw. wird in anderer Form (beispielsweise Einnahmen aus einem geplanten Testspiel) vonstatten gehen. Besser hätte es für Oliver Bierhoff und Co. im Endeffekt nicht laufen können.

RB Leipzigs Oliver Mintzlaff über die Ansprechpartner beim FC Bayern München. (Videolänge: 27 Sekunden)

HÄRTEFALL: RB Leipzig

Der Abgang von Julian Nagelsmann wird die Roten Bullen schmerzen. Einzug ins Halbfinale der Champions League, Platz zwei in der Bundesliga und womöglich noch der erste Titel in der Vereinsgeschichte (das Pokal-Halbfinale gegen Bremen am Freitag live auf Sky) - die Leipziger verlieren den Trainer, der sie mit seinen innovativen Methoden auf ein neues Level gehievt hat, und das ausgerechnet an den Verein, den sie in Zukunft eigentlich vom Thron stoßen wollen.

Als Entschädigung erhalten sie immerhin eine Weltrekord-Ablöse, 25 Millionen Euro wurde bislang noch nie für einen Trainer gezahlt. Vereinsboss Oliver Mintzlaff sieht seinen Klub trotz der einschneidenden Veränderungen gut aufgestellt. "Wir hatten in der Vergangenheit immer wieder Veränderungen auf der Trainer,- Direktoren- und Spielerseite. Und wir sind jedes Jahr stärker zurückgekommen und konnten uns weiterentwickeln. Und ich bin mir auch sicher, dass wir wieder den nächsten Schritt machen."

Sportlich könnte dieser unter Jesse Marsch erfolgen, der US-Amerikaner kommt passenderweise aus dem RB-Kosmos und hat nach Sky Infos bereits einen Vertrag bei RB unterschrieben.

HÄRTEFALL: Hasan Salihamidzic

An Bayerns Sportvorstand scheiden sich die Geister: Einerseits hat er den internen Machtkampf mit seinem Widersacher Flick für sich entschieden und mit Nagelsmann seine absoluten Wunschlösung installiert. Auf der anderen Seite hat er natürlich großen Anteil daran, dass der erfolgreichste Trainer der Vereinsgeschichte nach nur anderthalb Jahren den Wunsch geäußert hat, seinen bis 2023 laufenden Vertrag vorzeitig auflösen zu wollen.

Salihamidzic hat durch den offen geführten Konflikt einen erheblichen Imageschaden genommen, auch bei großen Teilen der Fans hat er einen schweren Stand. Daran ändert auch der Nagelsmann-Coup vorerst nichts, der 44-Jährige wird zumindest von außen weiter unter genauer Beobachtung stehen.

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