In der vergangenen Saison kam es beim Gastspiel von RB Leipzig bei Borussia Dortmund im Signal Iduna Park zum Eklat. Vor dem Duell beider Teams an diesem Samstag setzen die BVB-Fans aber nicht auf Deeskalation. "Verpisst Euch!", steht auf dem Plakat, mit dem die Ultras von Borussia Dortmund zum Fan-Protestmarsch gegen das verhasste Konstrukt RB Leipzig aufrufen. Und: "Der Fußball gehört uns!" Hans-Joachim Watzke hofft, dass es dennoch friedlich bleibt. Die Polizei rüstet auf.
Gewalt gegen Kinder und Frauen vor dem Spiel, Hassplakate im Stadion selbst. Bilder wie am 4. Februar 2017 am Rande des Spiels Borussia Dortmund gegen RB Leipzig will keiner sehen. Die Empörung nach dieser "Schande von Dortmund" war groß. Bundesinnenminister Thomas de Maiziere forderte damals in der Bild ein hartes Durchgreifen:
BVB schockiert von Vorfällen im Februar
"Die brutalen Szenen lassen einem den Atem stocken. Wer Steine und Getränkekisten auf Polizisten schleudert und dabei nicht mal auf Familien und Kinder Rücksicht nimmt, ist in Wahrheit kein Fußballfan und gehört nicht ins Stadion, sondern hinter Schloss und Riegel", so de Maiziere.
Auch BVB-Boss Hans-Joachim Watzke hatte sich in einem Statement nach dem Spiel "schockiert über diese massive Gewalt und die Beleidigungen, die dort stattgefunden haben" gezeigt - und distanzierte sich "aufs Schärfste von jeder Form von Gewalt".
"Wer seine Meinung nicht durch Argumente, sondern durch rohe Gewalt und plumpe Beleidigungen ausdrückt, kann und darf nicht Teil der BVB-Familie sein", so Watzke weiter.
Vor dem Spiel hatte Watzke noch selbst seine Abneigung gegen das Konstrukt RB Leipzig in einem Interview mit der Sport Bild kundgetan und gelästert, dass dort Fußball gespielt werde, "um eine Getränkedose zu performen".
Watzke hofft auf friedlichen Protest
Für das bevorstehende Duell am Samstagabend beim bwin Topspiel (ab 17:30 Uhr live und exklusiv auf Sky) hofft der BVB-Boss, dass es dieses Mal friedlich bleibt. "Grundsätzlich glaube ich, dass alle gelernt haben aus der Situation", so der 58-Jährige zur Funke Mediengruppe. "Insofern bin ich verhalten optimistisch, dass wir das ordentlich über die Bühne kriegen."
Dabei setzt Watzke seine Hoffnungen vor allem in die erhöhten Sicherheitsmaßnahmen der Ordnungshüter. "Die Polizei überwacht das Spiel mit deutlich größerer Präsenz als beim letzten Mal", weiß Watzke. "Damals waren deutlich zu wenig Polizisten im Einsatz."
Polizei rüstet auf
Die Polizei warnt potenzielle Gewalttäter jedenfalls schon im Vorfeld. "Wer Gäste anpöbeln oder angreifen will, wird uns sehr aktiv erleben", berichtet Einsatzleiter Edzard Freyhoff. "Die Schwelle, ab der wir einschreiten, ist extrem niedrig."
Polizeipräsident Gregor Lange kündigte an, "Fans aus Leipzig und Dortmund davor zu schützen, von Gewalttätern und Kriminellen, die den Titel Fan nicht verdienen, belästigt und angegriffen zu werden". Straftäter würden "mit allen Mitteln und hohem Aufwand verfolgt"
Ob das die Dortmunder Fans wirklich abschreckt, wird der Samstag zeigen. Die Ultra-Gruppierung "The Unity" hält von Deeskalation jedenfalls wenig und ließ in einem einem gemeinsamen Aufruf mit dem Fanclub-Zusammenschluss "Südtribüne Dortmund" verlauten:
"Dietrich Mateschitz' Projekt ist heute genauso abzulehnen wie damals. Wir dürfen es niemals hinnehmen, dass ein Konzern den Fußball als Werbeplattform für sein Produkt missbraucht, allen Hofierungen und Anbiederungsversuchen zum Trotz"
BVB-Ultras setzen nicht auf Deeskalation
Auf Plakaten für einen geplanten Fanmarsch sind zudem Slogans wie "Verpisst euch" und "Der Fußball gehört uns" zu lesen. Mit dem Marsch soll "ein starkes Zeichen" gesetzt werden:
"Im Westfalenstadion und auf der Südtribüne gilt dieselbe Devise wie in der letzten Saison: Zeigen wir, was den Fußball für uns ausmacht!", erklärte die Ultras. "Zeigen wir, dass man Fanatismus, Treue und eine freie und mündige Fankultur mit keinem Geld der Welt kaufen kann!"
Ein Ziel haben die Randalierer im Februar auf jeden Fall erreicht. Viele RB-Fans werden ihr Team in Dortmund nicht unterstützen. Von den 8000 Karten nahmen die Roten Bullen nur etwa 3000 in Anspruch.