"Blau und weiß ein Leben lang" heißt es in der Schalke-Hymne. Doch was Tausende S04-Fans bei Heimspielen inbrünstig vortragen, hat für die Stars des Vereins nur noch Folklore-Charakter. Mit Leon Goretzka wird nun offenbar das nächste Mega-Talent den FC Schalke verlassen - und dem Ruf des FC Bayern folgen. Warum kann Schalke seine Starspieler nicht langfristig binden? Liegt es am Geld, oder an der sportlichen Perspektive?
Fest steht: Stars und Talente an größere Topklubs zu verlieren, hat auf Schalke fast schon Tradition. Goretzka wäre nach dem seltsamen Abgang von Klub-Ikone Benedikt Höwedes im Sommer (zu Juventus Turin) allerdings die zweite Identifikationsfigur, die Schalke innerhalb eines Jahres den Rücken kehrt.
Das Kind aus dem Pott verlässt den Pott und wandelt in München wohl auf den Spuren von Manuel Neuer, selbst einst glühender Fankurven-Ultra bei S04. Dem heutigen DFB-Stammkeeper waren vor sechseinhalb Jahren die Verdienst- und Titelaussichten in Gelsenkirchen zu begrenzt. Aber die Liste der verlorenen Stars ist noch viel länger: Mesut Özil, Leroy Sane, Joel Matip, Sead Kolasinac und Julian Draxler mussten die Königsblauen schon ziehen lassen.
Was ist da los auf Schalke? Warum tut sich der Verein so schwer, Identifikationsfiguren langfristig an sich zu binden? Julian Draxler war das Aushängeschild des Ruhrpottvereins - im August 2015 war dann aber Schluss. Der Nationalspieler wechselte für über 40 Millionen Euro nach Wolfsburg.
Özil ging für fünf Millionen Euro
Aus heutiger Sicht schmerzt der Ur-Transfer von Mesut Özil besonders. Der Edeltechniker verließ im Jahr 2009 den Klub in Richtung Bremen. Schalke kassierte damals nur fünf Millionen Euro. Inzwischen ist Özil Weltmeister und sein Marktwert hat sich verzehnfacht.
Joel Matip kam im Jahr 2000 als Junior nach Gelsenkirchen und wechselte 2016 zum FC Liverpool. Sead Kolasinac spielte fünf Jahre für die Königsblauen, ging im vergangenen Jahr zu Arsenal.
Beim Deutsch-Bosnier hatte Schalke es schlicht und einfach verpasst, den Vertrag frühzeitig zu verlängern. "Der Spieler wollte im Sommer 2016 unbedingt bleiben. Allerdings wurde die Personalie nach dem Managerwechsel von Horst Heldt auf Christian Heidel erst einmal hinten angestellt", weiß Sky Reporter und Schalke-Experte Dirk große Schlarmann.
Ebenfalls in der Premier League gelandet ist Leroy Sane. Der Offensivspieler verließ mit gerade mal 20 Jahren seinen Ausbildungsverein, spülte dafür aber 50 Millionen Euro in die Knappenkasse.
Für Goretzka bekäme Schalke keinen Cent
Das macht den Abgang von Goretzka besonders bitter: Der 22-Jährige würde im Sommer ablösefrei gehen. Schalke verliert seine Identifikationsfigur und steht selbst mit leeren Händen da. Dass Max Meyer Goretzkas Rolle danach einnehmen wird, ist keinesfalls sicher. Der ebenfalls 22-Jährige könnte den Verein im Sommer ebenfalls ablösefrei verlassen.
"Blau und weiß ein leben lang"? Die Vergangenheit zeigt, dass vermutlich auch Max Meyer diese Hymne nicht ewig singen wird...