Hertha BSC verliert auch unter Trainer Sandro Schwarz das Stadtderby gegen Union. Zwei Baustellen beschäftigen den Coach. Eine hat er sich selbst geschaffen.
Pal Dardai, Tayfun Korkut, Felix Magath und nun Sandro Schwarz.
Mit dem vierten unterschiedlichen Trainer ging die Hertha beim Bundesliga-Auftakt das Unternehmen Derbysieg an - und wieder setzte es eine Niederlage.
Zumindest eine Sache war bei der 1:3-Auswärtspleite gegen Union Berlin aber anders als beim letzten Mal.
Fan-Rückhalt noch da
Nach dem 1:4 im April forderten wütende Hertha-Fans die Spieler auf, ihr Trikot auszuziehen. Diesmal schickte Schwarz die Spieler bewusst in die Kurve der nach Köpenick mitgereisten Anhänger und die Fans versuchten die Mannschaft mit "Ha-Ho-He"-Rufen wieder aufzubauen.
"Das war sehr gut. Ich weiß, was letztes Jahr hier los war", sagte Schwarz zur positiven Reaktion der Fans.
Noch ist also der Rückhalt da. Die Frage ist: Wie lange noch? Denn das Auftaktprogramm der Hertha hat es in sich.
Hartes Auftaktprogramm
Kommenden Samstag geht es gegen Europa-League-Sieger Eintracht Frankfurt, danach muss die Alte Dame in Gladbach antreten, ehe Borussia Dortmund ins Olympiastadion kommt. (Zum Spielplan)
Kapitän Marvin Plattenhardt wollte dennoch von neuerlichen Abstiegssorgen im Sky Interview noch nichts wissen und sagte angesichts der schweren Gegner mit gespieltem Optimismus: "Wir freuen uns."
Schwarz warnte: "Es ist extrem wichtig, jetzt keine Untergangsstimmung aufkommen zu lassen. Es ist ein neuer Weg, der wird hart werden", blickte er auf die kommenden Wochen.
Boyata gestrichen, Hamann kritisiert
Der Coach hat sich selbst jedoch eine zusätzliche Baustelle geschaffen. Vor der Partie strich er Innenverteidiger Dedrick Boyata aus dem Kader, der bei zwei Treffern im DFB-Pokal gegen Braunschweig nicht gut ausgesehen hatte.
Eine Degradierung aus Leistungsgründen, wie Schwarz vor dem Spiel bei Sky betonte: "Wenn keine Verletzung vorliegt, ist es eine sportliche Entscheidung, die zu treffen ist. Die haben wir heute getroffen."
In der Saisonvorbereitung hatte Schwarz den 31-Jährigen bereits als Kapitän abgesetzt und Plattenhardt die Binde gegeben.
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Sky Experte Didi Hamann sieht in Schwarz' Personalentscheidung einen möglichen Brandherd: "Als der Zettel in der Kabine hing, muss jeder Spieler aufgewacht sein und geschluckt haben: Wo ist der Boyata? Das verschafft dem Trainer schnell Akzeptanz in der Mannschaft. Aber so etwas machen Trainer eigentlich, wenn sie unter Druck sind - als letztes Mittel. Daran sieht man, dass da auch eine gewisse Problematik da ist."
Mit Blick auf die zweikampfschwache Hertha forderte Hamann Schwarz auf, seine Entscheidung zu überdenken: "Ich wäre geneigt, ihn zurückzuholen. Er hat körperliche Präsenz."
Schwarz vermisst Schärfe
Schwarz gab selbst zu, dass genau in dieser fehlenden körperlichen Präsenz das Hauptmanko der Hertha lag. "Es fehlte an Schärfe. Das war zu wenig, was Intensität und was Zweikampfstärke angeht."
Gegen Union hatte der kroatische Neuzugang Filip Uremovic an der Seite von Marc-Oliver Kempf im Abwehrzentrum verteidigt. Der Kroate kam beim 2:0 durch Sheraldo Becker zu spät.
Keeper Christensen unglücklich
Auch Torhüter Oliver Christensen wirkte bei diesem Gegentor nicht souverän. Das galt erst recht beim 3:0 durch Robin Knoche.
Nach den Abgängen von Alexander Schwolow (Schalke) und Marcel Lotka (Dortmund II) ist der 23-jährige Däne die neue Berliner Nummer eins.
Er zeigte sich bei Sky mit seiner Leistung "nicht hundert Prozent zufrieden. Ich hätte das dritte Tor halten müssen." Hamann wurde bei seiner Kritik deutlicher: "Der Torhüter sieht eigentlich bei allen Toren unglücklich aus."
Auch wenn Christensen in der 27. Minute stark gegen Ryerson hielt, droht auf der Torhüterposition neben der Innenverteidigung eine zweite Baustelle. Sieben Gegentore hat die Hertha in den ersten beiden Pflichtspielen schon kassiert.
Um angesichts dieser Baustellen Ende August nicht ohne Punkte am Tabellenende zu stehen, gilt Schwarz' Parole: "Es gilt, fleißig zu sein und sehr intensiv zu arbeiten." Und vielleicht die eine oder andere Personalentscheidung zu überdenken ...