Drei Mal konnte Julian Nagelsmann mit Hoffenheim den Rekordmeister ärgern - und wurde prompt als kommender Bayern-Coach gehandelt. Doch im vierten Anlauf zeigte Trainer-Veteran Jupp Heynckes dem Youngster die Grenzen auf. Mit tatkräftiger Hilfe mehrerer Ex-Hoffenheimer.
Nach einer halben Stunde sah es ganz danach aus, als könne der jüngste Bundesliga-Trainer dem Liga-Primus tatsächlich ein viertes Mal Punkte abnehmen: Nagelsmanns Hoffenheimer bestimmten die Partie gegen fahrige Bayern und lagen in der Allianz Arena bereits nach zwölf Minuten mit 2:0 in Führung. "Wir sind nicht so reingekommen, wie wir es gewohnt sind. Der Gegner hat es aber auch sehr gut gemacht", lobte der älteste Trainer der Liga, Jupp Heynckes, seinen jungen Kontrahenten.
Doch wer dachte, die Partie könnte zum vorweggenommenen Sinnbild für den anvisierten Generationswechsel auf der Bayernbank werden, lag falsch: Nach gut 30 Minuten setzten die Bayern zu einer spektakulären Aufholjagd an, die unter Heynckes' Vorgänger Carlo Ancelotti kaum vorstellbar gewesen wäre. Am Ende stand ein überzeugender 5:2-Sieg.
Eindrucksvoll zeigte sich, wie solide das Fundament ist, auf das Heynckes den nach der holprigen Ancelotti-Zeit verunsicherten Bayern-Kader mittlerweile wieder gestellt hat - und das seinem jungen Gegenüber ebendies derzeit nicht gelingt: "Wir haben den Anspruch besser zu spielen", kommentierte Julian Nagelsmann die Niederlage: "Aktuell kriegen wir das nicht auf den Platz. Wir performen nicht auf allen Ebenen so gut wie im letzten Jahr".
Traumeinstand für Wagner
Mit Niklas Süle, Sebastian Rudy und Sandro Wagner trugen gleich drei Ex-1899-Profis dazu bei, dass Jupp Heynckes seinen 150. Sieg als Bayern-Trainer feiern konnte. Vor allem für den eingewechselten Stürmer wurde der Einsatz gegen seine ehemaligen Kollegen zum Triumphzug - und zur Empfehlung für größere Aufgaben: "Natürlich will ich immer spielen, der Trainer weiß das", betonte Sandro Wagner, der sich bei seinem ersten Einsatz nach seiner Rückkehr an die Isar gleich in die Torschützenliste eintragen konnte. "Aber wir haben noch so viele Spiele. Da werde auch ich meine Startelfeinsätze bekommen. Das hat mir der Trainer schon gesagt".
Auf die Frage nach den Unterschieden zwischen den beiden Trainern, gab sich Wagner, der bereits unter beiden trainierte, diplomatisch: "Der Altersunterschied ist hoch, aber es sind beides Top-Trainer. Jupp Heynckes ist noch ein anderes Kaliber. Aber ich bin auch ein großer Fan von Julian Nagelsmann, der wird seinen Weg machen".
Ob Nagelsmann dieser Weg tatsächlich eines Tages in die bayerische Landeshauptstadt führen wird, bleibt abzuwarten. Dass sein möglicher Vorgänger seine Arbeit schon heute schätzt, zeigte sich nach der "Lehrstunde" in der Allianz Arena durch eine kleine Geste: "Ich darf ja jetzt Jupp sagen", erklärte Nagelsmann auf der Pressekonferenz grinsend. "Vor dem Spiel habe ich ihn noch gesiezt, aber er hat mir das 'Du' angeboten. Deswegen: Glückwunsch an Jupp."