HSV vor Bundesliga-Comeback: Zweifel, Umbruch - Euphorie!

Der Hamburger SV kehrt nach sieben Jahren zurück in die Bundesliga. Gekommen, um zu bleiben?

Von Sven Töllner, Sky Sport Reporter @Sky_SvenT

Image: Stefan Kuntz gibt sich vor dem Comeback des HSV in der Bundesliga entschlossen.

Der traurige Abschied war in Rauch aufgegangen. Pyro, Böller, Reiterstaffel - der letzte Akt vor sieben Jahren war ein Dreier mit Knalleffekt. Gegen Gladbach.

Den Abstieg des damaligen Dinos hatte der 2:1-Sieg gegen die Borussia bekanntermaßen nicht verhindern können. Sieben Jahre voller verpasster Chancen, Rückschläge und zum Teil ganz schön grauer Zweitliga-Alltag sollten folgen. Nun kehrt der Hamburger SV zurück auf die Bühne, die für ihn so lange selbstverständlich war. Bundesliga. Wieder Borussia Mönchengladbach. Ein Auftakt, wie er für ein Comeback kaum passender sein könnte.

Der HSV Ist zurück in der Bundesliga! Stadt und Fans brennen auf den ersten Spieltag gegen Borussia Mönchengladbach. Auch Trainer Merlin Polzin.

"Wir haben maximal Bock", sagt Merlin Polzin, der Aufstiegstrainer, der den Klub, bei dem er früher in der Fankurve stand, endlich über die Ziellinie navigiert hat. „Es ist etwas ganz Besonderes, den HSV wieder in der Bundesliga vertreten zu dürfen. Darauf haben wir alle hingearbeitet - Verein, Mannschaft, Fans. Wir können es kaum erwarten, dass es endlich losgeht."

Kuntz "voller Vorfreude"

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Für den HSV endet somit nicht nur eine quälende Durststrecke, es beginnt auch ein neuer Abschnitt der Vereinsgeschichte. Und während im Umfeld und bei manchen Fans Zweifel mitschwingen, ob der Klub gut strukturiert in die Operation Bundesliga-Comeback startet, strahlt Sportvorstand Stefan Kuntz Entschlossenheit aus. "Schlechte Schlagzeilen verkaufen sich besser, das ist normal in der heutigen Medienlandschaft", findet der Boss. "Aber was wir in der Stadt wahrnehmen, ist ein großes Vertrauen - in den Trainer, in die Mannschaft und in die Arbeit, die wir leisten."

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Von Frust oder Ernüchterung will Kuntz nichts wissen: "Wir erleben nach wie vor die Euphorie, die wir durch den Aufstieg erzeugt haben. Und die Euphorie ist nicht nur bei den Fans da, sondern auch in uns selbst. Wir sind voller Vorfreude." Die schlechten Ergebnisse und zum Teil schwachen Leistungen in der Vorbereitung? Der dürftige Zitter-Auftritt bei Oberligist Pirmasens im Pokal? Aus Sicht der Verantwortlichen keine geeigneten Parameter.

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DFB-Pokal, 1. Runde: Der HSV hat nur dank eines Kraftakts eine Blamage im DFB-Pokal verhindert. Die Mannschaft von Trainer Merlin Polzin siegte beim Oberligisten FK Pirmasens mit 2:1 nach Verlängerung.

"Wir haben die Gegner bewusst stark gewählt", sagt Polzin. „Es ging uns darum, uns mit sehr guten Mannschaften zu messen. Das ist die beste Vorbereitung auf die Bundesliga. Wir wussten, dass es nicht um Ergebnisse, sondern um Abläufe geht." Kuntz ergänzt: "Wenn man andere Clubs anschaut: Auch Frankfurt oder Gladbach hatten keine perfekten Tests oder Pokalspiele. Da redet kaum jemand von Untergangsstimmung. Bei uns wirkt das schnell negativer - das halte ich für künstlich erzeugt."

Polzin verteidigt Kader-Umbruch

Der HSV hat sich im Sommer stark verändert. Neun Zugänge, ein frischer Kapitän, neue Hierarchien. "Wir haben von Beginn an gesagt, dass Geduld nötig ist", betont Kuntz. "Bis alles ineinandergreift, bis der Teamspirit nach dem großen Umbruch wieder voll da ist, wird es dauern. Aber wir entwickeln uns stetig weiter und ziehen die richtigen Schlüsse." Auch Polzin predigt Geduld: "Es ist klar, dass neue Spieler, neue Abläufe, neue Dynamiken Zeit brauchen. Aber wir wollten diese Herausforderung. Wir wollten uns mit den Besten messen. Und wir sind überzeugt davon, dass dieser Weg der richtige ist."

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Ein Symbol für den Umbruch ist Yussuf Poulsen. Gerade erst von RB Leipzig gekommen, sofort Kapitän. Ein Segen, findet Polzin: "Seine Erfahrung ist ein Riesenschatz für uns. Er kennt die Stadien, die Gegner, die Liga. Er ist Ansprechpartner für jeden im Team - für die Jungen, für die Erfahrenen. Er lebt Verantwortung." Auch Kuntz sieht darin kein Risiko: "Wir wussten aus Leipzig, welche Rolle er dort gespielt hat. Dass er diese Führungsstärke auch in Hamburg einbringt, ist nur konsequent."

Die vorerst letzte der zentralen Personalfragen hat Polzin am Freitag beantwortet: Daniel Heuer Fernandes geht als Nummer eins in die Saison.

Daniel Heuer Fernandes geht als Nummer eins in die Saison beim HSV. Das gab Trainer Merlin Polzin bekannt und erklärt auch, wieso er sich für den Routinier statt für Daniel Peretz entschieden hat.

"Er gibt der Mannschaft Sicherheit und hat große Erfahrung", erklärt Polzin. Doch der Trainer betont auch: "Daniel Peretz hat sich extrem gut präsentiert, er ist ein echter Leader-Typ und Teil unserer Leadership-Gruppe. Ich bin froh, dass wir zwei so starke Keeper haben. Am Ende musste einer beginnen - und das ist Ferro." Die alte und neue Nummer 1 ist einer der Spieler, die den Aufstiegsgeist eine Etage höher transportieren.

Neuzugänge unter Druck

Aber natürlich werden viele Augen auf die Zugänge gerichtet sein - verbunden mit der Frage: Sind die Neuen tatsächlich stärker als Schonlau (Abflug nach Vancouver), Glatzel (Bank), Jatta (soll weg) oder Selke (keine Einigung), die allesamt in der unlängst veröffentlichten Doku "Always Hamburg" zu Wort gekommen sind und ihre enge Verbundenheit zu Klub und Stadt glaubhaft vermittelt haben.

Jordan Torunarigha hatte in den Tests noch Probleme, auch Rayan Philippe braucht offenbar noch Zeit. Für Kuntz alles im Plan: "Die Erwartungshaltung draußen ist oft eine andere. Wir kennen die Spieler sehr genau. Entwicklung bedeutet, dass es auch mal weh tut. Unsere Aufgabe ist es, sie dabei zu begleiten." Polzin stimmt zu: "Manche Schritte gehen schneller, andere langsamer. Wichtig ist, dass die Jungs lernen, sich reiben, besser werden. Genau das erwarten wir."

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Auch Verletzte rücken wieder näher an den Kader. "Bei Jean-Luc Dompe sieht es gut aus, er könnte ein paar Minuten bekommen", sagt Polzin. "Auch Yussuf Poulsen ist fleißig, bei ihm müssen wir die Belastung steuern." Die Optionen wachsen - und der Kader gewinnt an Tiefe. Und sportlich? Polzin hat eine klare Vorstellung: "Wir haben in der Vorbereitung den Schwerpunkt darauf gelegt, defensiv stabiler zu werden. Aber das heißt nicht, dass wir aufhören, Fußball zu spielen. Wir wollen Tore schießen, wir wollen mutig sein. Vielleicht haben wir etwas weniger Ballbesitz als in der zweiten Liga - aber wir werden weiter aktiv auftreten."

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Als der HSV am 12. Mai 2018 zuletzt in der Bundesliga spielte, war Gladbach ebenfalls Gegner. Damals endete die Ära Bundesliga nach 55 Jahren. Jetzt beginnt ein neues Kapitel. Polzin sieht es nüchtern: "Ich habe das Spiel damals nicht live gesehen. Für mich ist es weit weg. Für uns geht es darum, die Zukunft zu gestalten. Wir haben die Chance, etwas Neues aufzubauen - und genau das wollen wir." Der HSV ist zurück - mit Euphorie, mit einem klaren Plan. Gekommen, um zu bleiben und um den Zweifeln der Skeptiker gleich im ersten Spiel den Stecker zu ziehen.

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