Eintracht Frankfurt steht vor dem Einzug ins Finale der Europa League. Vor dem Rückspiel gegen West Ham United haben wir im Exklusiv-Interview mit Eintracht-Ikone Alex Meier über die Leistung der Frankfurter, die Fans und die Chance auf den ganz großen Coup gesprochen.
Skysport.de: Herr Meier, Sie haben zu Ihrer aktiven Zeit selbst mit Frankfurt europäische Luft geschnuppert - 13/14 beim knappen Aus gegen den FC Porto im Rückspiel sogar zwei Tore geschossen. Wie erinnern Sie sich an die Auftritte auf europäischer Bühne mit der Eintracht? War das vergleichbar mit dem, was wir aktuell rund um Frankfurt erleben?
Alex Meier: Natürlich war es damals auch etwas ganz Besonderes, in der Europa League zu spielen. Aber in diesem Jahr oder generell in den letzten Jahren hat es sich noch einmal zu etwas viel Größerem entwickelt. Was die Fans auf die Beine stellen und was die Mannschaft leistet, das ist schon außergewöhnlich. Ganz Deutschland kann stolz auf die Eintracht sein, dass man so einen Vertreter im internationalen Fußball hat.
Skysport.de: Die Eintracht scheint eines der wenigen Bundesliga-Teams zu sein, das richtig Lust auf die Europa League hat. Woran liegt das?
Meier: Wenn man eine ganze Saison spielt und sich dann für so einen Wettbewerb qualifiziert, dann freut man sich natürlich auf diese internationalen Spiele unter Flutlicht in anderen Ländern. Für die Eintracht ist die Europa League immer etwas ganz Besonderes.
Skysport.de: Welchen Anteil haben die Fans an den starken Leistungen international?
Meier: Ob in Barcelona, London oder auch die Europa-League-Spiele zuhause. Was die Fans auf die Beine stellen und wie sie immer für gute Stimmung sorgen - das sind die besten Fans europaweit. Wenn man sieht, mit welcher Begeisterung die Leute zu den Spielen kommen, was sie auf sich nehmen, um dabei zu sein, was sie organisieren, dann will man den Fans natürlich eine Freude machen. Das gibt der Mannschaft jedes Mal noch einen Schub.
Skysport.de: Was trauen Sie Frankfurt in der Europa League noch zu? Macht die SGE nach dem 2:1-Sieg im Hinspiel zuhause gegen West Ham den Final-Einzug klar?
Meier: Klar wird das was gegen West Ham, davon bin ich überzeugt! Aber natürlich wird es schwer. Im Halbfinale der Europa League ist kein Spiel leicht, das hat man auch im Hinspiel gesehen. Die Jungs haben sich eine gute Ausgangslage erarbeitet. Jetzt geht's quasi in die zweite Halbzeit. Hätte man vor der Saison gesagt: Wir sind im Halbfinale und haben das Hinspiel 2:1 gewonnen, das Rückspiel ist zuhause - da hätte jeder in Frankfurt unterschrieben.
Skysport.de: Ist sogar der Titel drin?
Meier: Ich bin kein Fan solcher Prognosen. Man muss erstmal das erste Ziel erreichen, dann kann man über das nächste sprechen. Aber wenn man sieht, welche Mannschaften die Eintracht ausgeschaltet hat, dann ist klar, dass die Mannschaft auch den Titel holen kann.
Skysport.de: Warum läuft es auf der anderen Seite in der Liga in dieser Saison nicht so wirklich rund?
Meier: In den letzten Liga-Spielen zwischen Barcelona und West Ham war natürlich klar, dass der Fokus ein bisschen auf der Europa League liegt - zumal man auch im Mittelfeld der Bundesliga gesichert ist. Man sieht daran aber auch, wie die Eintracht gewachsen ist. Frankfurt ist im Moment Zehnter und dass das nicht mehr als gut genug angesehen wird, daran erkennt man, was sich hier entwickelt hat und welcher Anspruch an die Eintracht entstanden ist - auch von außerhalb. Das ist natürlich eine super Sache. Aber eine Saison als Zehnter abzuschließen ist ja total ok.
Skysport.de: Sie sind ja inzwischen als Jugendtrainer bei Frankfurt tätig und haben auch schon unter Oliver Glasner hospitiert. Wie sehen Sie seine Arbeit?
Meier: Wenn man ins Halbfinale der Europa League einzieht und sogar vor dem Einzug ins Finale steht, dann hat man als Trainer alles richtig gemacht. Ich durfte ihn kennenlernen und kann öfter bei ihm hospitieren. Ich lerne viel von ihm, er ist ein super Typ, kommt beim Team gut an, sonst hätte er nicht so einen Erfolg mit der Mannschaft.
Skysport.de: Welche Ziele haben Sie sich für Ihre eigene Trainerlaufbahn gesteckt?
Meier: Ich muss noch meine Trainerscheine machen, das werde ich jetzt in Angriff nehmen. Ich will mich Stück für Stück weiterentwickeln und irgendwann eine Mannschaft übernehmen. Mal schauen, wie weit das geht. Es macht mir riesig Spaß, aber ich bin da entspannt.
Skysport.de: Bei zwei anderen Ex-Klubs von Ihnen geht es im Saisonendspurt auch noch um einiges. Der HSV und St. Pauli stecken noch voll im Aufstiegsrennen. Wie verfolgen Sie den Aufstiegskampf in der 2. Bundesliga?
Meier: Ich verfolge beide Teams natürlich. Ich habe meine ganze Jugend da gespielt, war bei beiden Teams bei den Profis. Natürlich schaut man da, was die Ex-Vereine machen. Es hat mir dort auch immer gefallen.
Skysport.de: Wem drücken Sie mehr die Daumen - dem HSV oder St. Pauli?
Meier: Ich hoffe, dass beide aufsteigen können. Das wäre für die Stadt Hamburg und auch für die Bundesliga super. Beide müssen natürlich auf Ausrutscher der Konkurrenz hoffen. St. Pauli hat jetzt ein schweres Auswärtsspiel auf Schalke. Das ist oben alles so eng, da darf sich keiner mehr einen Ausrutscher erlauben. Aber man hat in den letzten Jahren gesehen, dass an den letzten Spieltagen in der 2. Liga die verrücktesten Sachen passieren. Das wird schon sehr spannend.
Das Interview führte Lucia Wythe
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