Joachim Löw gibt sein Amt als Bundestrainer nach der EM im Sommer überraschend vorzeitig auf. Fans wie Verband hoffen auf einen Neuanfang mit Jürgen Klopp.
Der "ewige Jogi" hat genug. Joachim Löw wird sein Amt als Bundestrainer nach der EM im Sommer überraschend aufgeben. "Ich gehe diesen Schritt ganz bewusst, voller Stolz und mit riesiger Dankbarkeit", sagte Löw, gleichzeitig verspüre er aber "weiterhin ungebrochen große Motivation" für die EURO.
Klopp der Wunschkandidat auf Nachfolge
Dennoch hatte der 61-Jährige den Deutschen Fußball-Bund (DFB) mit Präsident Fritz Keller an der Spitze gebeten, seinen ursprünglich bis zur WM 2022 laufenden Vertrag vorzeitig zu beenden. Keller äußerte "großen Respekt" vor diesem "hochanständigem" Schritt und würdigte den Weltmeistercoach von 2014 als "einen der größten Trainer im Weltfußball". Weil Löw sich frühzeitig entschieden habe, lasse er dem DFB "die nötige Zeit, mit Ruhe und Augenmaß seinen Nachfolger zu benennen".
Als Wunschkandidat des Verbandes gilt Jürgen Klopp. Der Teammanager des FC Liverpool hat auch schon durchblicken lassen, dass ihn die Aufgabe reizen würde. Allerdings steht er beim kriselnden englischen Meister noch bis 2024 unter Vertrag. DFB-Direktor Oliver Bierhoff hatte zuletzt auch Bayern Münchens Triple-Coach Hansi Flick als Kandidaten genannt, der als Assistent mit Löw 2014 in Brasilien den vierten WM-Stern geholt hatte.
In Rio auf dem WM-Thron
Die magische Nacht von Rio war der Höhepunkt in der bald 15-jährigen Amtszeit von Löw. Der frühere Bundesliga-Trainer (VfB Stuttgart und Karlsruher SC) kam 2004 als Co-Trainer von Jürgen Klinsmann zur Nationalmannschaft und beerbte seinen Chef nach dem "Sommermärchen" bei der Heim-WM 2006.
Seither kam er bei jedem Turnier mindestens ins Halbfinale, bis diese Serie nach dem Confed-Cup-Sieg 2017 bei der WM 2018 riss. Seit dem historischen Aus in der Vorrunde in Russland und dem folgenden sportlichen Abstieg aus der Nations League steht der dienstälteste Nationalcoach der Welt in der Kritik. Diese hatte sich angesichts des hakenden Verjüngungsprozesses in der DFB-Elf und nach dem 0:6-Debakel in Spanien im vergangenen November verschärft.
Keller hatte schon nach dieser Pleite bei Löw vorgefühlt, ob er sich einen vorzeitigen Abschied vorstellen könne. Damals lehnte er noch ab. Auch jetzt betonte Löw, er verspüre für die EM "weiterhin den unbedingten Willen sowie große Energie und Ehrgeiz". Er versprach: "Ich werde mein Bestes geben, unseren Fans bei diesem Turnier große Freude zu bereiten und erfolgreich zu sein."
Bierhoff bedauert Trennung
Doch danach ist Schluss. Den Jugendstil, von dem Löw zuletzt etwa bei der Personalie Thomas Müller schon abrückte, soll ab Sommer ein anderer fortführen. "Ich bedauere, dass sich nach der EURO unsere Wege beruflich voneinander trennen. Persönlich werden wir verbunden bleiben", sagte Bierhoff.
Unter Löw "stand die Nationalmannschaft wieder für Spielfreude und attraktiven Offensivfußball, diese Mannschaft und ihre Spieler haben sich unglaublich mit ihm entwickelt", betonte der frühere Teammanager. Bevor es zur Trennung komme, "verbindet uns weiterhin ein großes gemeinsames Ziel".