Inmitten der größten sportlichen Krise der letzten Jahre stellt sich Kölns Sportchef Jörg Schmadtke der Diskussion bei "Wontorra - der KIA Fußball-Talk". Sein Urteil zum Videobeweis fällt deutlich aus. An Trainer Peter Stöger lässt er keine Zweifel aufkommen.
"Den Trainer würden wir nur dann infrage stellen, wenn im Binnenverhältnis etwas zerbrochen, oder die Spielstruktur nicht mehr vorhanden ist - diese Dinge sind nicht gegeben", stellte Schmadkte klar. Man müsse jetzt "den Beteiligten die Möglichkeit geben, das Dilemma zu korrigieren".
Dass dazu Anpassungen nötig sind, steht für den einstigen Bundesliga-Torhüter fest: "Wenn Du nach acht Spielen einen Punkt hast, musst Du Dinge hinterfragen. Es ist aber kein Grund in blinden Aktionismus zu verfallen". So wäre es "merkwürdig und auch falsch, wenn Peter jetzt plötzlich sagt: 'wir holen nur noch die Medizinbälle raus', oder fahren drei Tage vorher ins Trainingslager", erklärte Schmadtke. Vielmehr müsse man den "Balanceakt" meistern "einerseits neue Reize zu setzen, und auf der anderen Seite Vertrauen zu vermitteln. Und das macht der Peter", so Schmadtke.
Schmadtke räumt Fehler bei Transfers ein
Und der Sportchef räumt auch eigene Fehler ein - etwa in Sachen Transfers: "Wir haben Entscheidungen getroffen und man muss feststellen, dass wir zum jetzigen Zeitpunkt Probleme mit diesen Entscheidungen haben. Deswegen haben wir nur einen Punkt. Das alles erklärt aber nicht 17 Gegentore. Es spielen mehrere Faktoren eine Rolle, ein Faktor ist auch die Transferpolitik." Um diese Problematik zu entschärfen, wollte Schmadtke weitere Transfers im Winter nicht ausschließen.
Schmadtke hält Videobeweis für "nicht gelungen"
Zum fehlenden Matchglück der Kölner gesellten sich zuletzt auch immer wieder strittige Entscheidungen per Videobeweis - meist zu Ungunsten des FC. Erst am Wochenende wurde den Geißböcken nach Sichtung der Videobilder ein Strafstoß wieder aberkannt - und das in einer entscheidenden Phase des Spiels gegen Stuttgart.
Auch bei Schmadtke kommen deswegen Zweifel an der Technologie auf: "Vom Grundsatz her bin ich ein Befürworter des Videobeweises. Aber das Problem ist, dass der Videoassistent eingeführt worden ist, um weniger Diskussionen und mehr Fairness zu haben. Da muss man am 8. Spieltag sagen, dass das nicht gelungen ist. Es verändert den Spielfluss und es kommt eine psychologische Komponente hinzu. Dazu hat sich die Netto-Spielzeit verkürzt."
Hamann hofft auf Abschaffung des Videobeweises
Sky Experte Dietmar Hamann pflichtet dem Kölner Sportchef bei und geht noch einen Schritt weiter: "Wenn Du den Videobeweis bei Foulspiel einsetzt, kommen wir in Teufels Küche. Denn auf jede hundertprozentige Entscheidung kommen 20 oder 30 Entscheidungen, wo wir geteilter Meinung sind. Und das ist Willkür. Ich hoffe, dass der Videobeweis nächstes Jahr nicht mehr da ist."