Karl-Heinz Rummenigge erinnert sich an Franz Beckenbauer

"Der Mensch Franz": Rummenigge erinnert sich an den "Kaiser"

Karl-Heinz Rummenigge zum Tod von Franz Beckenbauer.

Karl-Heinz Rummenigge denkt beim Namen Franz Beckenbauer mit Wehmut vor allem an eine ganz persönliche Begebenheit vor vielen Jahren.

"Ich bin mit 18 zum FC Bayern gekommen, erster Trainingstag, 10.000 Menschen. Franz war deutscher Meister, hatte den Europapokal der Landesmeister gewonnen, als Höhepunkt war er noch Weltmeister 1974", berichtete der langjährige Wegbegleiter am Dienstag.

Rummenigge ging damals als Erster in die Kabine, um seine neuen Mitspieler zu empfangen. "Franz kam als Letzter in die Kabine. Da habe ich gesagt: Herr Beckenbauer, ich möchte mich vorstellen, ich bin Karl-Heinz Rummenigge. Ich bin der Neue." Da habe ihn Beckenbauer nur angeschmunzelt und gesagt: "Ich bin der Franz."

ZUM DURCHKLICKEN: Eine Weltkarriere in Bildern

Franz Beckenbauer ist am 11. September 1945 in München geboren. Was folgt? Geschichte! Der Kaiser wird zu einer der Größen der Fußballwelt. Am 7. Januar ist er im Alter von 78 Jahren verstorben.
Der Kaiser - aber warum? Anfang August 1971 ist das Foto des österreichischen Fotografen Herbert Sündhofer entstanden, das Beckenbauer in Wien neben der Büste von Kaiser Franz Joseph I. zeigt - der Spitzname "Kaiser" verselbständigte sich danach ...
Nach dem DFB-Pokal-Spiel am 14. Juni 1969, das der FC Bayern gegen Schalke 04 gewonnen hat, ist Beckenbauer in den Medien erstmals als "Kaiser" bezeichnet worden, um die Bezeichnung von Reinhard "Stan" Libuda als "König von Westfalen" zu übertreffen.
Beckenbauer hat während seiner Zeit als Spieler ein kaum bekanntes Hobby. "Anfang der 70er Jahre hatte ich schon zwei Pferde. Ich war ein begnadeter Reiter und bin sogar Military mitgeritten."
Seine beeindruckende Karriere als Spieler...
... beginnt 1958 beim FC Bayern München.
Insgesamt wird er mit den Bayern viermal Deutscher Meister: 1969, 1972, 1973 und 1974 (Bild).
Mit ihm als Kapitän gewinnt Deutschland zwei Jahre nach dem Europameistertitel auch die Weltmeisterschaft 1974.
1977 wechselt er zu Cosmos New York. Dort hat er an der Seite von Pele gespielt, ist dreimal NASL-Meister geworden und in die National Soccer Hall of Fame aufgenommen worden.
Die beiden Legenden werden enge Freunde.
1980 wechselt er noch einmal nach Deutschland und gewinnt 1982 mit dem HSV seinen fünften Meistertitel.
Auch seine Trainer-Karriere verläuft erfolgreich: Als DFB-Teamchef führt er die deutsche Nationalmannschaft 1986 ins WM-Finale und 1990 zur Weltmeisterschaft. Mit dabei: Sky Experte Lothar Matthäus und Andreas Brehme.
Beckenbauer hat nie eine Trainerlizenz erworben. Der DFB verleiht sie ihm erst am 10. Februar 1989 ehrenhalber.
1994 bis 2009 arbeitet er als Präsident des FC Bayern München sowie nach der Umwandlung des Vereins in eine Aktiengesellschaft 2002 auch Aufsichtsratsvorsitzender.
Als Chef des Bewerbungskomitees ist er maßgeblich daran beteiligt gewesen, die Weltmeisterschaft 2006 nach Deutschland zu holen. Später hat er das Organisationskomitee geleitet.
Von 2007 bis 2011 ist er Mitglied des Exekutivkomitees des Fußball-Weltverbandes FIFA gewesen.
Von 2011 bis 2012 ist er Vorsitzender der FIFA Taskforce Football 2014, die sich mit der Entwicklung und Zukunft des Fußballs beschäftigt hat.

Dieser Inhalt kann auf dieser Seite leider nicht angezeigt werden
Komplette Version hier anschauen

Rummenigge erzählt Anekdote

Das, schließt Rummenigge aus der Anekdote, "war so typisch für Franz, er war ein unglaublich toller Mensch, großzügig, respektvoll, der die Leute immer toll behandelt hat". Sein Tod habe "uns alle schockiert. Als das verkündet wurde, puh, da war ich ganz schön getroffen."

Rummenigge, Europameister 1980 und Vize-Weltmeister von 1982 und 1986, schreibt Beckenbauer eine entscheidende Rolle beim Aufstieg des FC Bayern München zu. "Ohne ihn wäre der FC Bayern nie das, was er heute darstellt", sagte er. "Die Mannschaft, die damals aufgestiegen ist in den 60ern, das war er, die hat er schon angeführt. Er hat den deutschen Fußball geprägt wie kein Zweiter."

Dieser Inhalt kann auf dieser Seite leider nicht angezeigt werden
Komplette Version hier anschauen

Viele Besuche bei Beckenbauer

Gemeinsam mit Paul Breitner und Uli Hoeneß habe er Beckenbauer immer wieder besucht und "über alte Kamellen gesprochen, da hatte er Spaß dran". Am Ende aber sei dies nicht mehr möglich gewesen. Beckenbauer starb am Sonntag im Alter von 78 Jahren.

Auch Klubpräsident Herbert Hainer würdigte Beckenbauers Leistungen auf und neben dem Fußballplatz. "Er hat Fußball revolutioniert. Seine Leichtigkeit, seine Eleganz, diese Grandezza. Er konnte ein Spiel gewinnen, ohne einen Tropfen Schweiß zu verströmen", sagte Hainer: "Ich vergleiche das mit Muhammad Ali, der hat auch das Boxen revolutioniert, damals als junger Kerl."

Mehr dazu

Bayern-Präsident Herbert Hainer zum Tod von Franz Beckenbauer.

Auch Hainer und Dreesen schwärmen

Beckenbauer habe "eine unheimliche natürliche Empathie ausgestrahlt, und ich glaube, das ist auch der Grund, wieso die Menschen ihn so sehr verehren und lieben", so Hainer.

Vorstandschef Jan-Christian Dreesen stimmte zu. "Franz hat eine Bedeutung für den FC Bayern, die ist kaum mit Worten zu beschreiben", sagte er: "Er hat sich einfach nicht so wichtig genommen, das ist das wahre Geheimnis von Franz Beckenbauer. Er wird für immer unvergessen sein."

Jan-Christian Dreesen, Vorstandsvorsitzender des FC Bayern, zum Tod von Franz Beckenbauer.

SID

Alle weiteren wichtigen Nachrichten aus der Sportwelt gibt es im News Update nachzulesen.