Kolumbien qualifiziert sich als Gruppenerster für das Achtelfinale, Senegal scheitert auf tragische Art und Weise: Die Fair-Play-Wertung gab am Ende den Ausschlag für Japan.
Der verletzte James begriff als Erster die tragische Situation der Löwen von Teranga. Nachdem er Arm in Arm mit Radamel Falcao das 1:0 (0:0) und damit den glücklichen Achtelfinaleinzug seiner Kolumbianer gefeiert hatte, ging er zur Bank der Senegalesen, um die Verlierer aufzubauen. Doch vergeblich: Nach dem ersten Fair-Play-Entscheid der WM-Geschichte waren die Senegalesen als letztes afrikanisches Team ausgeschieden - und untröstlich.
Auch die unaufhörlich trommelnden Fans unter den 41.970 Zuschauern in Samara konnten die tapferen Löwen nicht aufmuntern. Der zweite Einzug in die K.o.-Runde nach der WM-Premiere 2002 war zum Greifen nah gewesen, am Ende entschieden zwei im Turnierverlauf weniger kassierte Gelbe Karten das Fernduell zugunsten der punkt- und torgleichen Japaner. "Das sind die Regeln des Spiels. Senegal ist nicht weiter, weil es Senegal nicht verdient hat", sagte Trainer Aliou Cisse und bewies damit großen Sportsgeist.
Yerry Mina wird zum Torjäger
Kolumbien hatte sich durch einen Treffer des Abwehrriesen Yerry Mina (74.) an die Tabellenspitze gesetzt. Der 1,95 m große Jungstar hatte bereits im Spiel gegen Polen (3:0) getroffen, als James wegen Wadenproblemen gefehlt hatte. "Ich bin sehr glücklich. Ich hab das für die Mannschaft gemacht. Es war nicht leicht. Ich widme das Tor meiner Familie, meinen Freunden und der ganzen Nation", sagte Mina.
Der Innenverteidiger musste als Torjäger einspringen, weil die hochgelobte Offensive der Kolumbianer auch durch die frühe Verletzung des Bayern-Stars James schwächelte. Die Schlussoffensive der verzweifelt anrennenden Senegalesen überstanden die Südamerikaner mit viel Glück, im Achtelfinale am Dienstag (16.00 Uhr MESZ) im Spartak-Stadion von Moskau gegen England oder Belgien müssen sie sich jedoch dringend steigern - und bis dahin auf eine schnelle Heilung ihres Spielmachers James hoffen.
Der hatte 2014 die Welt mit Traumtoren erobert, auf den Tag genau vor vier Jahren erzielte er im Maracana gegen Uruguay das Tor des Turniers. Diesmal musste er nach 31 Minuten den Platz verlassen, die 20.000 kolumbianischen Fans stöhnten auf. Und feierten eine Stunde später erleichtert den Gruppensieg.
Senegal hätte Remis gereicht
Bei Kolumbien war Carlos Sanchez in die Startelf zurückgekehrt. Der Innenverteidiger hatte zum Auftakt gegen Japan (1:2) nach 2:56 Minuten die zweitschnellste Rote Karte der WM-Geschichte gesehen und anschließend Morddrohungen erhalten. Trainer Pekerman widmete Sanchez den eindrucksvollen Sieg über Polen, der Kolumbien die Hoffnung auf die K.o.-Runde zurückgab.
Dafür musste allerdings ein Sieg her, um nicht auf Schützenhilfe angewiesen zu sein. Doch die hochgelobte Offensive der Südamerikaner kam nur schleppend ins Spiel. Juan Quintero (12.) vergab die erste Chance mit einem Freistoß. Wenig später hatten die Kolumbianer Glück, dass Schiedsrichter Milorad Mazic einen Elfmeter nach dem Blick auf die Bilder zurücknahm. Davinson Sanchez hatte Mane und den Ball getroffen - die Entscheidung war stark umstritten.
In der zweiten Halbzeit schien der Senegal das Spiel sicher nach Hause zu bringen. Dann traf Mina nach einer Ecke, weil die Afrikaner nach einem Spielerwechsel noch unsortiert waren. Schiedsrichter Madzic hatte nicht gewartet, bis der eingewechselte Mousse Wague in den Strafraum gelaufen war.
Japan profitiert von Fair-Play-Wertung
Japans Nationalmannschaft hat sich von Polen überraschen lassen, aber trotzdem das WM-Achtelfinale erreicht. In Wolgograd unterlag die Auswahl Nippons gegen Polen mit Bayern-Torjäger Robert Lewandowski 0:1 (0:0). Jan Bednarek (59.) erzielte das Siegtor für die Lewandowski-Elf.
Japan belegt damit den zweiten Platz hinter Kolumbien und vor Senegal. Bei Punkt- und Torgleichheit sprach am Ende die Fair-Play-Wertung für Japan im Vergleich zum Senegal. Eine historische Konstellation. Polen bleibt Vierter. Japan muss sich als Gruppenzweiter am 2. Juli (20.00 Uhr) in Rostow dem Sieger der Gruppe G auseinandersetzen.