Der BVB durchlebt nach dem Auftritt im DFB-Pokal erneut das Gefühl einer Achterbahnfahrt. International stark! National schwächelnd. Trainer Edin Terzic vercoachte sich nicht zum ersten Mal. Ein Kommentar von Sky Reporter Patrick Berger.
"Es gibt zwei Arten, wie man ein Fußballspiel gewinnen kann: Die eine ist, dass wir ein Tor weniger kassieren als der Gegner. Ich bin aber eher dafür, dass wir bereit dafür sind, ein Tor mehr als der Gegner zu machen."
Diesen Satz hat Edin Terzic im Dezember 2021 auf seiner Antrittspressekonferenz gesagt - und er könnte ihm nun zum Verhängnis werden.
Mit diesen Aussagen weckte der junge Coach damals Sehnsüchte bei den BVB-Anhängern, die nach dem biederen Gekicke unter Lucien Favre endlich wieder begeisternden Offensivfußball sehen wollten.
Zwei Jahre später ist nicht viel davon zu sehen. Terzic hat mit den Verantwortlichen Hans-Joachim Watzke und Sebastian Kehl einen gefährlichen Kurs eingeschlagen - weg vom BVB-typischen "Heavy Metal"-Stil hin zu unschönem Kampffußball. Immer mehr entpuppt sich der neue "Weniger sexy"-Ansatz als ein Fehler.
In Stuttgart vercoachte sich Terzic zum wiederholten Male. Er ließ im Pokal ausgerechnet seine vier Top-Torjäger Füllkrug, Brandt, Reus und Malen allesamt auf der Bank und wählte mit einem 5-4-1-System und Moukoko als alleinige Spitze eine extrem defensive Spielweise. Erneut waren die Dortmunder gegen die Schwaben haushoch unterlegen. Der defensive Underdog-Ansatz ging schon in der Liga gegen den VfB (1:2), aber auch gegen Frankfurt (3:3), Bayern (2:4) und Paris (0:2) in die Hose.
Terzic hat die Mannschaft verunsichert. Der defensive Stil passt offenbar nicht zu ihr. Er steckt nicht in ihrer DNA. Hinter vorgehaltener Hand wird mittlerweile auch in der Kabine über die Taktik des Trainers getuschelt.
Die Schuld allein beim Coach zu suchen, wäre allerdings falsch. Die Mannschaft um Kapitän Emre Can kann Terzics Vorgaben gewiss mit mehr Leben füllen. Aber auch Hans-Joachim Watzke und Sebastian Kehl müssen sich unangenehme Fragen stellen. Wurden nach dem Titel-Drama im Mai wirklich die richtigen Schlüsse gezogen? Wurde der Kader im Sommer richtig zusammengestellt? Ziehen die Bosse überhaupt an einem Strang?
Gerade letzteres ist offenbar nur bedingt der Fall. Es knirscht auf oberster BVB-Ebene. Der Rauswurf von Sport-Koordinator Slaven Stanic und die vielen Interna, die zuletzt an die Öffentlichkeit drangen, sind nicht BVB-like.
Die Dortmunder benötigen jetzt dringend eine Kehrtwende. Sie müssen auf allen Ebenen wieder mit einer Sprache sprechen und zu ihrer eigentlichen Identität zurückfinden.
Sonst droht noch in dieser Saison der große Knall!
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