Uli Hoeneß hat natürlich Recht. "Der Nikolaus war noch nie der Osterhase", hatte der Bayern-Präsident einst vollkommen korrekt im Hinblick auf die Jagd nach der Meisterschale bemerkt. Blöd für den FC Bayern ist nun, dass nach der 1:2-Niederlage in Leipzig in diesem Jahr auch der Osterhase kein richtiger Osterhase sein könnte.
Denn, ob die Münchener am 31. März im Heimspiel gegen Borussia Dortmund zum 28. Mal die Meisterschaft holen, hängt nicht mehr nur von ihnen selbst ab. Sollte Schalke am gleichen Tag das Heimspiel gegen den SC Freiburg gewinnen, muss die Titelparty an Ostern erneut abgeblasen werden.
Schuld ist Timo Werner. Der Nationalspieler erzielte nach 543 torlosen Minuten - ausgerechnet - gegen den FC Bayern wieder einen Treffer. Mit seinem 2:1 legte er dem deutschen Rekordmeister gewissermaßen ein faules Ei ins Osternest.
Heyckes bleibt gelassen und lobt Leipzig
Aber Jupp Heynckes scheint die erste Niederlage im Jahr 2018 nicht sehr zu stören. "Ob wir heute Meister werden, nächste Woche oder in zwei Wochen. Das ist immer ein Gedankenspiel der Medien. Wichtig ist, wir haben einen riesengroßen Vorsprung. Die Mannschaft hat über die ganze Saison überragend gespielt. Heute sind wir auf einen Gegner getroffen, der es sehr gut gemacht hat", sagte der FCB-Trainer mit der Gelassenheit eines Zen-Mönchs im Interview bei Sky.
"Solche Spiele hat man - und heute war ein überragender Gegner mit Leipzig da. Ich finde, das muss man anerkennen", so Heynckes weiter.
Sven Ulreich, der mit seinen Paraden dafür gesorgt hatte, dass es nicht noch schlimmer für den Tabellenführer kam, war in seiner Analyse schonungsloser: "Wir haben von Anfang an nicht in unser Spiel gefunden und hatten viele Ballverluste im Mittelfeld. Leipzig hat gut gepresst und schnell in die Spitze gespielt. Unsere gesamte Defensivleistung war heute nicht wie gewohnt", sagte der Torwart über den blutleeren Auftritt seines Teams.
Rangnick: "Wir haben in allen Bereichen dominiert"
Die Stärke der Hausherren war auch RBL-Sportdirektor Ralf Rangnick nicht entgangen: "Außer in den ersten zehn Minuten haben wir das Spiel in allen Bereichen dominiert. Wir hatten in der ersten Halbzeit, glaube ich, 10:1 Torschüsse. Das sagt gegen Bayern alles."
Matchwinner Werner sprintete nach eigenen Angaben in einer Szene "eineinhalb Minuten durch". Sein Tor feierte er mit einem "Axt-Jubel". "Das ist eine witzige Geschichte. Wir spielen gerade in der Mannschaft ein Play-Station-Spiel. Da geht es darum, dass man nur mit einer Axt auf der Welt landet und sich durchkämpfen muss", erklärte er dazu bei Sky. Sich alleine durchkämpfen - offensichtlich eine gute Vorbereitung für eine Einwechslung gegen den FC Bayern. Werner kam in der 10. Minute für Sabitzer, der einen Bänderriss im rechten äußeren Sprunggelenk erlitt.
Es war die klassische Wiederauferstehungs-Geschichte eines Torjägers. Ob diese tatsächlich dazu taugt, den Bayern die Oster-Meisterparty zu verderben?
Zumindest Jupp Heynckes ist das ziemlich egal. Er macht jetzt erst mal Urlaub.